Mobile-Gaming mal anders

Smartphone als Gamepad nutzen: Eine gute Alternative?

Sie haben zu wenige Controller oder finden manche nicht? Mit bestimmten Apps kann das Handy als Gamepad für PCs und Spiel­kon­solen herhalten. Wir erör­tern, ob sich solche Lösungen lohnen.
Von

Das Smart­phone kann viele Geräte bei Bedarf ersetzen, etwa eine Kamera, ein Navi­gati­ons­gerät oder einen MP3-Player. Mit der Möglich­keit, das Handy als Gamepad nutzen zu können, ergibt sich ein weiterer Mehr­wert. Es finden sich zu diesem Zweck zahl­reiche Apps in Google Play, mit denen sich per Mobil­gerät Spiele auf Computer oder Konsolen zocken lassen. Wie gut schlägt sich ein Touch­screen im Vergleich zu den physi­schen Tasten und Sticks eines Control­lers? Wir haben das Smart­phone-Gamepad in Kombi­nation mit einer Xbox One X auspro­biert.

Wenn das Handy zum Video­spiel-Controller wird

Ein Smartphone-Gamepad in Aktion Ein Smartphone-Gamepad in Aktion
Andre Reinhardt
Das clevere Mobil­telefon hat mitt­ler­weile viele Berüh­rungs­punkte im Bereich Gaming. Für das Smart­phone selbst gibt es teil­weise Spiele, welche ein ausge­feiltes Game­play und eine impo­sante Grafik besitzen. Ferner ermög­lichen Spiele-Dienste wie Google Stadia und Micro­soft Xbox Cloud Gaming das Strea­ming aktu­eller PC- und Konsolen-High­lights. Letz­tere lassen sich alter­nativ auch mit dem Smart­phone steuern. Egal ob Tower-Computer, Laptop, Xbox One, PlayStation 4 oder Nintendo Switch, die jewei­ligen Controller sind mit wenigen Hand­griffen durch das Handy ersetzbar.

Wir wollten heraus­finden, wie effektiv diese Verschmel­zung von Smart­phone und Video­spielen funk­tio­niert. Zu diesem Zweck hielt ein Samsung Galaxy Z Fold 2 5G als Gamepad für eine Micro­soft Xbox One X her. Brauchbar anmu­tende Apps in Google Play fanden wir nur zwei Stück; xbStream vom Entwickler osStream und Controller for Xbox One von maTools. Lesen Sie nun unsere Eindrücke von den beiden Anwen­dungen.

xbStream als Gamepad-Ersatz

App xbStream App xbStream
Andre Reinhardt
Um das Handy als Steue­rungs­gerät für die Konsole nutzen zu können, muss es erst mit eben jener gekop­pelt werden. Im App-Bereich „Connect“ findet dieser Prozess statt. Smart­phone und Xbox One / One S / One X müssen sich im selben WLAN-Netz­werk befinden. Wurde die Konsole in der Suche gefunden, reicht ein Klick auf den Listen­ein­trag aus, um das Pairing abzu­schließen. Künftig erfolgt die Verbin­dung auto­matisch bei App-Start. Achtung: Es ist erfor­der­lich, in den Einstel­lungen der Xbox die Steue­rung durch andere Geräte zuzu­lassen.

Die schnelle Koppe­lung und die stabile Über­tra­gung bei xbStream hinter­ließen einen guten Eindruck. Eben­falls ist die Reak­tion der virtu­ellen Bedien­ele­mente äußerst direkt. Vor allem auf dem Haupt­bild­schirm des Galaxy Z Fold 2 5G (zu unserem Gaming-Test) machte sich dies bemerkbar. Die Anwen­dung profi­tiert von flotten Smart­phone-Displays (120 Hz und aufwärts). Klasse: Der Radius der Sticks und die Posi­tio­nie­rung der Elemente lassen sich anpassen. Weniger gut gefallen haben uns die Flächen anstatt stets sicht­barer Analog­sticks. Das ist aller­dings Geschmacks­sache. Außerdem neigte der rechte Stick gele­gent­lich dazu, zu driften, also hin und wieder auto­matisch nach rechts zu ziehen.

Controller for Xbox One als Gamepad-Ersatz

App Controller for Xbox One App Controller for Xbox One
Andre Reinhardt
Auch diese App verfügt über einen „Connect“-Button, welcher das Smart­phone mit der Konsole verbindet. Die Prozedur ist iden­tisch, das Programm sucht nach einer im WLAN-Netz­werk befind­lichen Xbox-One-Konsole und kann anschlie­ßend mit dieser gekop­pelt werden. Danach ist eine erneute Koppe­lung nicht mehr notwendig. Hinsicht­lich der Reak­tion der virtu­ellen Buttons und Sticks gab es keine Probleme. Die Möglich­keit, das Handy in sechs Stufen beim Spielen vibrieren zu lassen, ist eine nette Komfort­funk­tion. Mit den sicht­baren Sticks kamen wir beson­ders gut klar.

Aber auch Controller for Xbox One ist nicht perfekt. So hatten wir hin und wieder Verbin­dungs­pro­bleme. Diese traten teils beim Pairing und teils während dem Spielen auf. Beson­ders schade: Zwar funk­tio­nieren die Analog­sticks der Anwen­dung auf dem großen Display des Galaxy Z Fold 2 5G, aber nicht die anderen Tasten. Somit ist die App bei diesem Handy auf dem Haupt­bild­schirm unbrauchbar.

Smart­phone-Display als Gamepad-Ersatz: Fazit

xbStream bei 120 Hz xbStream bei 120 Hz
Andre Reinhardt
Wir waren durchaus über­rascht, dass sich das Handy so schnell als Controller für die Spiel­kon­sole einrichten ließ. Zudem werden die Eingaben zügig erkannt und beinahe in Echt­zeit umge­setzt. Der Stick-Drift in xbStream und die Verbin­dungs­pro­bleme in Controller for Xbox One sind ärger­lich, mögli­cher­weise gibt es bei einem anderen Smart­phone und einem anderen Xbox-Modell diese Spaß­bremsen nicht. Aller­dings können berüh­rungs­emp­find­liche Bild­schirme noch so gut sein, an die Präzi­sion von physi­schen Analog­sticks, Buttons und Trigger kommen sie nicht heran.

In Cyber­punk 2077 (von uns über Stadia getestet) gestal­tete sich das Umsehen und Zielen äußerst mühselig. Titel mit ruhi­gerem Game­play, etwa "Cities: Skylines", sind mit den Apps aber ordent­lich spielbar. Als Notfall-Ersatz oder um Kosten bei Mehr­spieler-Partien zu sparen, eignen sich Lösungen wie xbStream und Controller for Xbox One. Für den Gaming-Alltag sind diese Apps aber nicht empfeh­lens­wert.

Spiele müssen nicht mehr einzeln gekauft und instal­liert werden - es gibt sie auch über Abo-Dienste im Internet.

Mehr zum Thema Cloud Gaming