Gratis-Surfen

Der Tarifcheck: Mobilfunktarife mit 100 MB Gratis-Internet im Vergleich

Ein Mobilfunktarif mit kostenloser Internet-Flatrate? Spätestens seit dem Angebot von netzclub ist das zur Realität geworden. Seit Anfang dieses Jahres hat simyo mit einem ähnlichen Konzept nachge­zogen. Wir haben die beiden 100-MB-Gratis-Tarife miteinander verglichen.
Von Paulina Heinze /

Über die auf der vorigen Seite genannten Webseiten klappte die Bestellung reibungslos, nach wenigen Minuten erhielten wir bereits die Bestellbestätigung per E-Mail. Bei beiden Angeboten konnten wir übrigens aus einem kleinen Pool von Wunschrufnummern eine auswählen, was bei Gratis-Angeboten ebenfalls nicht selbstverständlich ist. Wohltuend ist, dass sowohl netzclub als auch simyo ihre Kunden bei der Bestellung nicht gleich mit Angeboten zu kostenpflichtigen Zusatzoptionen bombardieren. Nach wenigen Tagen hatten wir beide SIM-Karten in Form einer kombinierten Mini-/Micro-SIM im Briefkasten, alternativ kann der Kunde auch eine Nano-SIM erhalten.

Bei simyo bislang nur Werbung für eigene Dienste Bei simyo bislang nur Werbung für eigene Dienste
Bild: simyo
Wie gewöhnlich finden sich auf dem SIM-Kartenhalter im Scheckkartenformat Angaben wie PIN1 und PUK1. PIN2 und PUK2 hat hier nur simyo abgedruckt, bei netzclub befinden sich diese beiden Codes sicherheitshalber im Online-Account. Und in diesem muss nun die SIM-Karte aktiviert werden - ohne Kundenaccount läuft bei beiden Gratisangeboten nichts. Nachdem wir uns mit Handynummer und Passwort eingeloggt hatten, wurde die jeweilige SIM-Karte freigeschaltet und wir erhielten eine SMS zur Bestätigung.

Die Werbebotschaften in der Praxis

MMS von netzclub mit Spielewerbung MMS von netzclub mit Spielewerbung
Bild: netzclub
netzclub hat nach dem Start seines Angebots fast zwei Jahre verstreichen lassen, bis Werbeangebote von externen Partnern versandt wurden. Dies wissen wir auch von mehreren anderen Nutzern, die netzclub bereits von Beginn an noch mit dem 200-MB-Tarif genutzt haben. netzclub hat in den ersten Monaten überwiegend Werbung für seine eigenen Tarif- und Roaming-Optionen gemacht. Regelmäßig angepriesen wurde hier der Fan-Tarif, der mit wechselnden Inklusivleistungen für einen begrenzten Zeitraum buchbar ist (hier ein Beispiel).

Auf diesem Stand befindet sich aktuell auch simyo mit der Flat Internet Free - hier wurden uns gegenüber per SMS/MMS/E-Mail bisher ausschließlich eigene Angebote wie Tarif-Optionen oder der sayHey-Messenger angepriesen. Beide Provider versenden übrigens regelmäßig E-Mails, mit denen sie empfehlen, vielleicht doch einmal Guthaben aufzuladen, um weitere Tarifoptionen nutzen zu können. In unserem Langzeit-Test haben wir beide Angebote aber bislang komplett gratis genutzt, ohne jemals Guthaben aufzuladen. In diesen Mails wird auch stets ein freundlicher Tonfall gewahrt.

In der ersten Jahreshälfte hat nun immerhin netzclub damit begonnen, regelmäßig Werbung von externen Partnern auszuliefern. Gleichzeitig wurden wir gefragt, ob wir an dem Dienst "netzclub local" teilnehmen möchten, was wir bestätigten. Seither erhalten wir im Abstand von etwa 4-6 Tagen Werbebotschaften, die sich auf allgemein oder regional verfügbare Angebote und Aktionen beziehen können.

Sonderfall netzclub local: "Komm doch mal vorbei..."

netzclub-Werbe-Mail für einen externen Werbepartner netzclub-Werbe-Mail für einen externen Werbepartner
Bild: netzclub
Wichtig zu wissen ist, dass es sich bei netzclub local tatsächlich um einen standortbezogenen Dienst handelt. Das Netz ermittelt ohnehin regelmäßig die Funkzelle, in der sich der Nutzer aufhält, zusätzlich wird diese Information für den Versand von SMS und MMS verwendet. Als wir uns in Berlin einmal der Spree näherten, erhielten wir eine Einladung, das Public Viewing zur Fußball-WM am Salzufer zu besuchen und dort an einem Gewinnspiel teilzunehmen. Doch auch andere aktuelle Ereignisse bilden die Basis für Werbung: Die Berliner Stadtbahn ist in den Sommermonaten aktuell wegen Bauarbeiten für einige Wochen gesperrt - eine SMS von netzclub verweist auf das Mietwagen- und Carsharing-Angebot eines großen deutschen Auto-Herstellers. Zwischendurch gibt es aber immer wieder allgemein gehaltene Werbebotschaften, beispielsweise für Smartphone-Spiele oder Reiseversicherungen. netzclub local mit Werbung zu einer aktuellen S-Bahn-Sperrung netzclub local mit Werbung zu einer aktuellen S-Bahn-Sperrung
Bild: netzclub

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Werbebotschaften stets einladend und nicht zu reißerisch formuliert sind, und dass sie tatsächlich etwas mit den von uns vorgegebenen Interessensgebieten zu tun haben. Ein völlig abwegiges Angebot (z. B. Damen-Kosmetik für einen männlichen Nutzer) haben wir bislang nicht erhalten.

Im Verlauf unseres Tests haben wir uns weder bei netzclub noch bei simyo jemals eingeloggt und bewusst Werbung angeklickt, wie es immerhin die simyo-Nutzungsbedingungen noch vorschreiben. Denn wir wollen beobachten, ob simyo tatsächlich irgendwann bei einer Weigerung des Nutzers, aktiv Werbung anzuklicken, die Gratis-Internet-Flat streicht und auf eine Megabyte-basierte Abrechnung zurückkehrt. Sollte dies passieren, werden wir umgehend darüber berichten. Es ist auch durchaus möglich, dass simyo in einigen Monaten netzclub folgt und diesen Passus aus den Nutzungsbedingungen streicht.

Fazit und die Frage nach dem Sinn derartiger Angebote

Im Tarifcheck: Mobilfunktarife mit 100 MB gratis im Vergleich Im Tarifcheck: Mobilfunktarife mit 100 MB gratis im Vergleich
Bild: simyo, netzclub, teltarif.de / Paulina Heinze
Im Test haben wir natürlich auch ausprobiert, wie lange man mit den 100 MB Gratis-Internet im Monat zurechtkommt und für welche Dienste sich ein derartig abgespeckter und werbefinanzierter Tarif eignet. Eines können wir ganz klar sagen: Hemmungsloses Surfen und Herunterladen von YouTube-Videos oder Apps wird dazu führen, dass schon nach wenigen Tagen oder gar Stunden die Mitteilungs-SMS mit der Drosselungsankündigung kommt.

Oben haben wir geschrieben, dass die beiden Gratis-Angebote dazu in der Lage sind, o2- und E-Plus-Netz zu testen. Bezüglich der Telefonie ist das absolut richtig, bei der Datennutzung sollte man aber auch hier vorsichtig sein. Für Netztests verwenden wir beispielsweise ab und zu die bereits vorgestellten Apps Floq und RTR-Netztest. Insbesondere wenn wir mit der simyo-Karte ins LTE-Netz eingebucht waren, haben wir es mehrfach geschafft, mit zwei bis drei Netztests per Floq die Drosselung innerhalb von fünf Minuten herbeizuführen. Damit wisen wir, dass die App für jeden Netztest mindestens 30 MB verbraucht.

Ganz realistisch sind die beiden Angebote von netzclub und simyo aber für Messaging, den Mailabruf und die gelegentliche Standortbestimmung per Google Maps geeignet. Denkbar ist es, einen derartigen Tarif beispielsweise mit einem Tablet zu nutzen, mit dem überwiegend zuhause im WLAN gesurft wird und das unterwegs nur den Mail-Eingang und WhatsApp checken muss.

Im Rahmen einer Aktion können simyo-Nutzer momentan übrigens eine zusätzliche Partnerkarte mit bis zu 1 GB Highspeed-Datenvolumen für monatlich 4,90 Euro Grundgebühr erhalten. Alle Details dazu finden Sie in einer separaten Meldung.

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