Netztest statt Speedtest

Performance des mobilen Datennetzes: Mit diesen Apps einfach selbst messen

Speedtests gibt es als App oder Webdienst zuhauf, doch die Ergebnisse sind nicht immer plausibel oder die Dienste funktionieren nur im Festnetz. Die hier vorgestellten Netztest-Apps messen die Performance des eigenen Mobilfunk-Datennetzes.
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Screenshot: teltarif.de / Alexander Kuch
Speedtests sind nicht neu, sondern existieren - vor allem für DSL und VDSL - schon seit vielen Jahren. Das Problem dabei ist, dass sie auf Smartphones oft nicht nutzbar sind. Das liegt daran, dass der Speedtest-Server oft keine mobile Datenverbindung erwartet und dann ein sinnloses Ergebnis ausgibt. Und viele webbasierten Dienste setzen zwingend Flash voraus - damit ist ein solcher Service auf vielen Smartphones, die keinen Flashplayer (mehr) installiert haben, nicht nutzbar.

Für Android und iOS gibt es die beiden Apps "RTR-Netztest" und "Floq Netztest", die speziell für das Testen mobiler Datennetze entwickelt wurden. Bezüglich der Funktionalität gehen beide Apps weit über das hinaus, was reguläre DSL-Speedtests bieten, die meist nur Down- und Upstream-Geschwindigkeit messen. Die Apps sind zum Beispiel auch sinnvoll, wenn man mit der Qualität des eigenen Netzes unzufrieden ist. Mit Prepaid-Karten anderer Netzbetreiber und einer Tagesflat lässt sich die Netzqualität am eigenen Heimat- oder Arbeitsort sowie auf Reisen messen. Das ist deutlich günstiger als aufs Geratewohl einen Zweijahresvertrag bei einem Netzbetreiber abzuschließen - und nach wenigen Tagen zu merken, dass die Performance an den gewünschten Orten nicht zufriedenstellend ist.

Floq Netztest: Detaillierte Ergebnisse mit Karte

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Screenshot: teltarif.de / Alexander Kuch
Floq Netztest hat eine dreigeteilte Benutzeroberfläche. Am wichtigsten ist der erste Reiter "Netztest". Tippt der Nutzer hier auf "Netztest starten", öffnet sich ein Nachfrage-Popup, auf dem der Nutzer angeben kann, ob er den Test draußen, drinnen, in einem öffentlichen Personennahverkehrsmittel, in der Bahn, im Auto oder in einer anderen Umgebung durchführt. Anschließend misst die App zuerst den Ping, also die Zeitspanne, die ein Datenpaket zum Server und wieder zurück benötigt. In den deutschen Mobilfunknetzen liegt dieser Wert meist um die 60 Millisekunden - sollte er deutlich darüber liegen, könnte dies auf eine Netzschwäche hindeuten.

Anschließend misst die App wie gewohnt Down- und Upstream-Geschwindigkeit, lässt den Nutzer mit dem Ergebnis aber nicht im Regen stehen, sondern nimmt eine Einschätzung vor. Dies geschieht durch einen Smiley hinter dem jeweiligen Ergebnis und einen Text unter den gemessenen Werten. In unserem Test mit einer congstar-SIM erzielten wir in unseren Redaktionsräumen 5,6 MBit/s im Downstream und 1,4 MBit/s im Upstream. Dabei bewertete die App den Downstream als "Sehr gut, überdurchschnittlich" während der Upstream nur das Prädikat "Ergebnis liegt im Mittelfeld" erhielt. Ergebnisse bei Floq Netztest Ergebnisse bei Floq Netztest
Screenshot: teltarif.de / Alexander Kuch

Auf dem zweiten Reiter "Ergebnisse" werden alle Messungen archiviert - und hier sieht der Anwender auch, dass die App die Koordinaten des Messortes speichert. Bei einer Messung vor Weihnachten erzielten wir in einem durch Stockstadt am Rhein fahrenden Zug zwar einen mit 4,1 MBit/s ordentlichen Downstream, der Ping war mit 124 bis 825 Millisekunden - wie oft in der Bahn - allerdings mau. Auf einer Karte sieht der Nutzer mit Hilfe von Pins alle Orte, an denen er bereits eine Messung durchgeführt hat. Die Ergebnisse lassen sich in Textform exportieren, beispielsweise in eine Mail, in einen Cloud-Service oder zum Posten in einem sozialen Netzwerk.

Über den Reiter "Problem melden" kann der Smartphone-Surfer mitteilen, ob die Datenverbindung langsam war, keine Verbindung zustande kam, eine schlechte Sprachqualität herrschte, das Gespräch abbrach, kein Anruf möglich war oder das Netz ein Funkloch hatte. Auch hier werden Uhrzeit, GPS-Koordinaten und ein persönlicher Kommentar auf Wunsch mitgesendet. Unter "Bewerten" kann der Nutzer eine subjektive Beurteilung der Netzqualität von 1 bis 5 Sterne vornehmen. Hinter Floq steckt eine Tochterfirma der Net Checkt GmbH, die nach eigenen Angaben seit 1994 im Auftrag der Netzbetreiber die Qualität der Mobilfunknetze weltweit überprüft.

RTR-Netztest: Österreichischer Dienst mit detailliertem Test

RTR-Netztest wird herausgegeben von der österreichischen "Rundfunk und Telekom Regulierungs GmbH", die als Unternehmen in Bundesbesitz mit den österreichischen Regulierungsbehörden zusammenarbeitet. Vor dem Test kann der Nutzer in den App-Einstellungen festlegen, ob ein erweiterter Test durchgeführt, nur IPv4 verwendet und der eigene Standort erfasst werden soll.

Standard-Test bei RTR-Netztest Standard-Test bei RTR-Netztest
Screenshot: teltarif.de / Alexander Kuch
Das Ergebnis beinhaltet wieder Download- sowie Upload-Geschwindigkeit und Ping, dazu kommt der Leistungspegel des Signals (genannt "Signalstärke") in Dezibel Milliwatt (dBm). Der Standard-Test zeigt darüber hinaus die verwendete Netztechnik an (z.B. WLAN, 3G oder LTE), bei unseren deutschen SIM-Karten wurde der Betreiber allerdings im Standard-Test nicht erkannt beziehungsweise ausgegeben. Aufschlussreich sind die Ergebnisse des ausführlichen Tests, der unter anderem Uhrzeit, Zeitzone, GPS-Koordinaten, Netz, Provider, Betriebssystem sowie die beteiligten IP-Adressen anzeigt - hier wurden Telekom-Netz und congstar erkannt.

Auch RTR-Netztest visualisiert die Messpunkte auf einer Google-Karte, die Messpunkte sind darüber hinaus grün umrandet, wenn das Ergebnis akzeptabel war und rot markiert, wenn das Netz Schwächen aufwies. Auch die Messergebnisse anderer Nutzer sind auf dieser Karte eingetragen. RTR beherrscht ebenfalls den Export der Messdaten in Textform, womit sich diese in anderen Anwendungen weiternutzen lassen. Während der schon erwähnten Bahnfahrt durch Hessen erzielten wir beispielsweise mit RTR-Netztest und der congstar-Karte am Frankfurter Hauptbahnhof 6,8 MBit/s Downstream, 1,4 MBit/s Upstream, einen Ping von 60 ms und eine Signalstärke von -89 dBm. Im Menüpunkt "Statistik" können aktuelle Ergebnisse anderer App-Nutzer abgerufen werden, naturgemäß überwiegen hier aber Messungen aus Österreich. Interessanter ist da schon die Option "Verlauf", unter der die eigenen Messergebnisse mit Gerät, Datum, Uhrzeit und Netztechnik aufgelistet sind.

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