Test: So massiv sind die Funk-Störungen durch Powerline-Adapter in der Praxis
Wir haben unseren Test auf dem Hoherodskopf im Vogelsberg durchgeführt, wo sich in der vergangenen Woche Mitglieder und Freunde des Rhein-Main-Radio-Clubs (RMRC) getroffen haben, um gezielt Hörfunksendungen aus aller Welt zu empfangen. Auf dem zweithöchsten Berg im Vogelsberg herrschen sehr gute Empfangsbedingungen, so dass auch Lokalsender aus der Pazifik-Region und aus Südamerika empfangen werden konnten.
Kommunikationsempfänger von JRC
Foto: teltarif.de
Als wir die Powerline-Adapter des Devolo dLAN 1200+WiFi ac Starter-Kits aktiviert
hatten, änderte sich das Bild: Weite Teile des Kurzwellenbereichs waren mit einem
Störnebel überzogen. Neben starkem Rauschen waren zudem Knack-Geräusche zu hören. Selbst
starke Rundfunksender wie das niederländische Transportradio, das über eine Sendeanlage
von Media Broadcast in Deutschland auf der Frequenz 6095 kHz ausgestrahlt wird,
waren nur noch unter Störungen zu empfangen. Schwächere Rundfunksignale wie die der
erwähnten Lokalprogramme aus Übersee waren nach Einschalten der Powerline-Adapter
gänzlich im Rauschen untergegangen.
Amateurfunk-Bereiche werden bevorzugt behandelt
Während Radiohörer massiv unter dem Einsatz von Powerline zu leiden haben, ist die Situation für Funkamateure deutlich besser. Die Amateurfunkbänder werden bei der Powerline-Datenübertragung ausgespart, was im Test auch optisch bei der Darstellung des empfangenen Frequenzspektrums sofort auffiel. Funkamateure sollten ihrem Hobby demnach auch dann problemlos nachgehen können, wenn der Nachbar seinen Internet-Zugang über neuere Powerline-Adapter verteilt.
Damit hat die Industrie offenbar auf die massiven Proteste aus den Reihen der Funkamateure reagiert und so diese Kurzwellen-Nutzergruppe mehr oder weniger ruhiggestellt. Davon haben Freunde internationaler Rundfunksendungen, die sich auf diesem Weg vielleicht ihren Heimatsender oder ihr Lieblingsprogramm aus dem vergangenen Urlaub ins Radio holen möchten, nichts.
In den für Radiosendungen und andere Funkdienste reservierten Frequenzbereichen verursachen dagegen auch aktuelle Powerline-Adapter massive Störungen. Da nutzt es auch nichts, dass die Geräte ein CE-Kennzeichen tragen. Der von Devolo ins Feld geführte Vergleich mit den Störungen, die eine Bohrmaschine verursacht, hinkt zudem. Eine Bohrmaschine überträgt keine Daten. Zudem wird sie anders als Powerline nicht über viele Stunden betrieben, sondern jeweils nur kurzzeitig aktiviert.
Allgemeine Zulassung von Powerline fragwürdig
Die Amateurfunk-Frequenzbereiche (hier das 20-Meter-Band als Beispiel) werden bei der Powerline-Datenübertragung ausgespart
Foto: teltarif.de
Unser Test hat gezeigt, dass der Powerline-Einsatz den Rundfunkempfang auf Kurzwelle
nahezu unmöglich macht. Der von älteren Geräten ebenfalls beeinträchtigte
Mittelwellenbereich war beim Einsatz unseres Testequipments dagegen ungestört.
Von den Störungen ist nicht nur die Wohnung des Nutzers, sondern auch die Umgebung
betroffen, zumal die nicht abgeschirmten Stromleitungen wie eine Antenne
wirken.
Geräte, die derart starke Störungen verursachen, wären in früheren Jahren nicht genehmigungsfähig gewesen. Heutzutage wiegen die Interessen der Industrie aber offenbar höher als die Informationsfreiheit, die durch den Einsatz des Stromkabels für die Datenübertragung zumindest im Umfeld eines Nutzers dieser Technik massiv beeinträchtigt wird. Kurzwellenhörern, die von entsprechenden Störungen betroffen sind, kann demnach nur empfohlen werden, sich an den Prüf- und Messdienst der Bundesnetzagentur [Link entfernt] zu wenden.