Devolo: Netzwerktechnik-Hersteller kämpft ums Überleben
Die Zentrale von Devolo in Aachen
Bild: Devolo AG
Der in Aachen ansässige und 2002 aus ELSA hervorgegangene deutsche Netzwerkhersteller Devolo steckt offenbar in finanziellen Schwierigkeiten. Devolo wurde ursprünglich durch Analog-Modems und ISDN-Karten bekannt und ist heute überwiegend im Bereich der WLAN- und Powerline-Geräte tätig.
Nach ersten Gerüchten über eine Insolvenz hat das Unternehmen heute nun eine ausführliche Mitteilung versandt, in der über den aktuellen Stand berichtet wird.
Schutzschirmverfahren wurde eingeleitet
Die Zentrale von Devolo in Aachen
Bild: Devolo AG
Die Devolo AG hat nach der Mitteilung damit begonnen, sich mithilfe eines Schutzschirmverfahrens neu aufzustellen. Damit könne das Unternehmen "in Eigenregie die Restrukturierung vorantreiben", die "in Folge der anhaltenden Corona-Krise sowie des weltweiten Chipmangels" nötig geworden war. Während der kommenden Monate soll "in enger Abstimmung mit Stakeholdern und Beratern" ein Restrukturierungsplan erarbeitet werden. Dieser werde die konkreten Maßnahmen zur "Neuordnung des Geschäfts" enthalten.
Der Geschäftsbetrieb der Devolo AG soll während des gesamten Restrukturierungsprozesses in vollem Umfang weiterlaufen, alle Leistungen sollen unverändert erbracht und die Gehälter der Mitarbeiter weiter bezahlt werden. Hauptursache für das Schutzschirmverfahren sei "die fortdauernde Corona-Situation": Nach einem erfolgreich abgeschlossenen Pandemiejahr 2020 und erwarteten Öffnungen des Flächeneinzelhandels im Frühjahr 2021 sei man zunächst von einer positiven Absatzentwicklung ausgegangen. Weitere pandemiebedingte Schließungen im Handel und "ein verändertes Käuferverhalten speziell auf dem deutschen Markt" hätten dann aber zu einem Nachfragerückgang ab dem zweiten Quartal 2021 geführt.
Dem hätten jedoch hohe Warenzuflüsse aus den Produktionsstätten in Fernost gegenüber gestanden. Hier müssen laut der Mitteilung aufgrund des weiter anhaltenden Mangels an Bauteilen frühzeitig Lieferverpflichtungen eingegangen werden, die Anfang 2022 zu einem sehr hohen Lagerbestand geführt und damit zu einem Liquiditätsengpass geführt hätten. Hinzu sei gekommen, dass Devolo 2021 Umsätze mit Netzbetreibern im Ausland und im volumenstarken Projektgeschäft nicht hätte realisieren können, "weil spezifische Zulieferprodukte aufgrund des Chipmangels nicht verfügbar waren".
Rettungsversuch aus eigener Kraft
Der Schutzschirm sei ein "bewährtes Restrukturierungsinstrument des deutschen Sanierungsrechts". Bei einem Schutzschirmverfahren bleibe die unternehmerische Verantwortung in den Händen der Geschäftsführung (Eigenverwaltung). Dies sei nur in solchen Fällen möglich, in denen Unternehmen "frühzeitig selbst tätig werden und genügend Handlungsspielraum für eine Lösung besteht".
Beides sei bei der Devolo AG der Fall. Bei einem Schutzschirmverfahren werde außerdem ein Sachwalter eingesetzt. Dieser überwache ähnlich wie ein Aufsichtsrat die Neuaufstellung im Interesse der Gläubiger. Zum vorläufigen Sachwalter ist laut der heutigen Mitteilung Rüdiger Weiß von der Sanierungskanzlei WallnerWeiß bestellt worden.
"Unser Kerngeschäft sowie das operative Business sind gesund. Zudem sind die Marktaussichten positiv", so Heiko Harbers, Vorstand der Devolo AG. Mittel- bis langfristig rechne man wieder "mit positiven Geschäftsaussichten".
Der Berliner Router-Hersteller AVM wurde 1986 gegründet und entwickelte sich in den kommenden Jahren zu einem der führenden Anbieter von Breitband-Endgeräten in Europa. Bekannt wurde er vor allem durch seine FRITZ!Boxen.