Bremsen lösen

Internet-Tuning: Daheim schneller im Internet unterwegs

Spätes­tens Corona hat gezeigt, wie wichtig ordent­liches Internet ist. Beson­ders ärger­lich: Die gebuchte Band­breite bleibt daheim auf der Strecke. Doch da lässt sich Abhilfe schaffen.
Von dpa /

Wer im Home-Office arbeitet, benötigt schnelles und störungsfreies Internet zuhause. Wer im Home-Office arbeitet, benötigt schnelles und störungsfreies Internet zuhause.
Bild: Image licensed by Ingram Image
Schlaue Haus­geräte und Fern­seher, Film- und Musik­strea­ming, Online-Games und oben­drauf noch das Home­office: Immer mehr Geräte daheim sind vernetzt und benö­tigen eine stabile Inter­net­anbin­dung. Denn egal, ob bei der Arbeit oder beim Enter­tain­ment: Der Frust ist groß, wenn das Internet hakt.

"Die Gründe für eine insta­bile Netz­anbin­dung können viel­fältig sein, oft aber liegt es auch an der Vertei­lung des Signals in den Räumen", sagt Ernst Ahlers vom der "c't". Vor allem die draht­lose Vertei­lung via WLAN sorge oft dafür, dass bei Smart­phones, Fern­sehern oder Tablets deut­lich weniger Band­breite ankomme, als der Inter­net­anschluss eigent­lich hergibt.

"WLAN ist bequem, aber diese Funk­technik ist letzt­lich eine Krücke. Das Kabel ist und bleibt der Königsweg", sagt Ahlers. Ein Grund hierfür sei, dass auch das WLAN ein soge­nanntes Shared Medium ist. Die dafür genutzten Frequenzen teilen sich Nutze­rinnen und Nutzer immer mit ihren Nach­barinnen und Nach­barn, was zwangs­läufig zu Band­breite-Schwan­kungen führe.

Wann immer es geht, sollten statio­näre Geräte daher via LAN-Kabel direkt an den Router ange­schlossen werden. Ahlers: "Das entlastet das WLAN auch zugunsten der mobilen Geräte."

Standort-Tuning

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Ein anderer Grund für ein schwa­ches Heim­netz kann der Standort des WLAN-Routers sein. "Im besten Fall sollte der Router etwa in Hüft­höhe zum Beispiel in einem Regal posi­tio­niert sein, von wo aus das Signal dann gut verteilt werden kann", empfiehlt Ahlers. Weniger effektiv hingegen sei ein Standort am Boden oder gar in einer Schub­lade.

Und auch bauliche Eigen­heiten können das WLAN-Signal beein­träch­tigen. "Ein Aqua­rium etwa behin­dert das Signal ebenso wie eine Altbau-Wand, in der ein Draht­geflecht verbaut wurde. Auch bedampfte Glas­scheiben sind ein Hindernis", sagt der Experte. Im Ideal­fall kann ein WLAN-Router etwa bis zu 30 Meter weit funken.

Wird das Signal durch bauliche Eigen­heiten verschlech­tert, können Repeater helfen, die das WLAN-Signal des Routers empfangen und ihrer­seits auch ein WLAN aufbauen, um die Daten­pakete in beiden Rich­tungen zu makeln. Handelt es sich um einfache Repeater mit nur einem Funk­modul für beide Rich­tungen, halbiert sich der Daten­durch­satz.

Mesh soll's richten

"Soll das Signal beispiels­weise über zwei Stock­werke verteilt werden, empfiehlt es sich, das Netz­werk zu erwei­tern", rät Ahlers. Hier eignet sich ein Mesh-System - ein aus mindes­tens zwei Kompo­nenten bestehendes Drahtlos-Netz­werk, das nur einen WLAN-Namen hat und die am WLAN ange­mel­deten Geräte managen kann.

Denn die Kompo­nenten "reden" mitein­ander und stimmen sich ab, wer welches Endgerät versorgt. "Wenn man sich dann im Haus bewegt, wird das Smart­phone sich immer auto­matisch das stärkste Signal suchen", gibt Ahlers ein Beispiel. Mesh-Kompo­nenten haben zudem mindes­tens zwei, manchmal sogar drei Funk­module. Voraus­set­zung ist jedoch, dass die verwen­deten Geräte unter­ein­ander kompa­tibel sind. Daher sei es sinn­voll, Router und Repeater immer von einem Hersteller zu kaufen, rät Ahlers.

Schwach­stelle Strom­netz

Eine mögliche Alter­native zu WLAN-Repea­tern und Mesh-Systemen sind Power­line-Adapter. Hier wird das Signal über das Strom­netz trans­por­tiert. Das kann hilf­reich sein, wenn beispiels­weise ein Gerät im Keller oder Dach­geschoss ans Internet ange­schlossen werden soll, eine Anbin­dung via Netz­werk­kabel aber nicht möglich ist.

"Die Schwach­stelle hier ist das Strom­netz, denn das ist sehr verzweigt, und entspre­chend stör­anfällig ist dann auch das Signal", gibt Ahlers zu bedenken. Power­line-Adapter sollten daher immer direkt an den Wand­steck­dosen ange­bracht werden, nicht an Mehr­fach­steck­dosen. Wer Power­line in einem Mehr­fami­lien­haus nutzt, teilt sich zudem das Shared Medium Strom­lei­tung - und damit die mögliche Band­breite - mit allen Nach­barn, die auch Power­line nutzen.

Wer das best­mög­liche Inter­net­signal in allen Räumen möchte, kommt also um Kabel nicht herum. "Ideal sind für die Verka­belung CAT 5e oder CAT 6 Kabel, damit sind Band­breiten von einem Gigabit und mehr möglich", sagt Ahlers. Glas­faser­kabel seien für die Heim­ver­kabe­lung hingegen nicht notwendig, zumal sie deut­lich empfind­licher in der Hand­habung seien. Und wenn sich jemand selbst nicht ans Verlegen von LAN-Kabeln heran­traut? "Wenn es um das Verlegen von Kabeln geht, sind Elek­tro­fach­betriebe die rich­tigen Ansprech­partner", so Ahlers.

Wenn alles nichts hilft

Und wenn selbst mit LAN-Kabel weniger Tempo am Endgerät ankommt, als der gebuchte Tarif verspricht? "Die Provider sind gemäß einer EU-Vorschrift dazu verpflichtet, ihren Kunden die Minimal-, Mittel- und Maxi­mal­werte zu einem Anschluss auf einem Produkt­blatt und im Vertrag mitzu­teilen", sagt Thomas Bradler von der Verbrau­cher­zen­trale Nord­rhein-West­falen.

Gebe es hier deut­liche Abwei­chungen, sollten Kunden dies genau doku­men­tieren und den Anbieter hiermit zunächst konfron­tieren. "Am besten nutzt man den Speed­test der Bundes­netz­agentur und hält sich an deren Vorgaben für die Durch­füh­rung", rät Bradler.

"Dem Inter­net­anbieter sollte dann zunächst die Möglich­keit gegeben werden, nach­zubes­sern. Ändert sich aber trotz wieder­holter Auffor­derung nichts, hat der Verbrau­cher auch das Recht, fristlos zu kündigen und er kann dann gege­benen­falls auch Scha­den­ersatz verlangen", sagt Bradler.

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