Internet-Flat

o2 Free im Test: Ein Monat Dauersurfen in der Großstadt

Mit o2 Free können Vielsurfer unbegrenzt mit reduzierter Geschwindigkeit im UMTS-Netz surfen. Wir haben die mobile Internet-Flat einem ausführlichen Dauertest unterzogen. Handelt es sich um eine echte Daten-Flatrate oder nur eine sanftere Drosselung? So schlägt sich die 1 MBit/s Verbindung im Alltag.
Von / Arne Düsterhöft

Das gewöhnliche Surfen im Netz stellt für o2 Free per Smartphone keine Herausforderung dar, nicht zuletzt weil mobile Versionen von Webseiten auf einen geringeren Datentransfer ausgelegt sind. Newsportale konnten daher ebenso komfortabel angesteuert werden, wie Rezeptabfragen oder Bahnverbindungen. Da jedoch auch Tethering erlaubt ist, haben wir versucht die Flatrate auszureizen und unser Smartphone kurzerhand zum WLAN-Hotspot umfunktioniert. Parallel luden wir App-Updates herunter, surften im Internet und spielten mit einem zweiten Gerät Audio-Streams ab (der bei hoher Auslastung gelegentlich stockte).

4. Schritt: Parallele Nutzung mehrerer Anwendungen

Im zeitgleichen Gebrauch des Free-Zugangs zweier Geräte über einen mobilen Hotspot kam der Anschluss langsam an seine Grenzen, konnte sich jedoch mit kleineren Einschränkungen behaupten. Für die meisten Anwendungen machte sich die Aufteilung der 1-MBit/s-Bandbreite kaum bemerkbar. Erst bei Downloads, die auf beiden Geräten angestoßen wurden, wurde die lange Ladedauer spürbar.

Ohnehin sind größere Downloads über den Free-Anschluss mit gezogener Handbremse grundsätzlich nicht zu empfehlen: So beanspruchte das Update einer 500 Megabyte großen App auf unserem Smartphone über eine Stunde, was dem Daten-Durchsatz unter der Free-Drosselung sehr nahe kommt. Der Umstand, dass die Nutzung keine weitere Beschränkung nach sich zog, ließ im Test die geringere Bandbreite völlig akzeptabel erscheinen.

5. Schritt: Filme, Fotos und Dateien hochladen

Typisches Bild in der U-Bahn: Downstream leicht über dem Soll-Wert, der Upload kaum vorhanden. Typisches Bild in der U-Bahn: Downstream leicht über dem Soll-Wert, der Upload kaum vorhanden.
Speedtest-App Screenshot: teltarif.de
Nutzer mobiler Surftarife mit Drosselung vermeiden im Allgemeinen, ihre Fotos und Dateien unterwegs in die Cloud hochzuladen. Zu schnell rauschen hier gigabyteweise die Daten durch den Äther, bis die Drossel zuschlägt. Über die 1-MBit/s-Verbindung des Free-Tarifs schaufelten wir jedoch ungeniert unzählige Fotos in die Cloud. Dabei stellten wir kaum Verbindungsabbrüche fest. Sobald eine Verbindung hergestellt war, flossen die Daten gleichmäßig vor sich hin.

Der Upload war jedoch - wie bereits erwähnt - in den unterirdisch laufenden öffentlichen Verkehrsmitteln problembehaftet. Im Bus hingegen verliefen die Tests erfolgreich.

6. Schritt: Echtzeit-Gaming macht keinen Spaß

Download hui, Upload manchmal pfui: Das Free-Feature hat vereinzelte Aussetzer. Download hui, Upload manchmal pfui: Das Free-Feature hat vereinzelte Aussetzer.
Speedtest-App Screenshot: teltarif.de
Je nach Statistik spielen gut 40 Prozent der Nutzer mobile Spiele am Smartphone. Damit sind die Spiele-Verweigerer zwar in der Mehrheit. Das Thema Gaming wollten wir in diesem Test jedoch nicht außen vor lassen.

Wir haben das Echtzeit-Strategiespiel Vainglory als Benchmark herangezogen, um zu testen, ob auch nach dem LTE-Verlust ein unterhaltsames Spiel möglich ist.

Für Spiele, die in Echtzeit laufen, ist eine Verbindung mit kurzer Paketlaufzeit (niedrigem Ping-Wert) obligatorisch. Je schneller das Netz reagiert, desto besser können Eingaben auf dem Touchscreen zum Server übertragen werden. Unterm Strich bedeutet dies also eine bessere Performance im Spiel und potenziell mehr Spielspaß. Üblicherweise werden über LTE annehmbare Ping-Werte für Echtzeitspiele erreicht. Bei guter Verbindung sind Laufzeiten zwischen 10 und 30 Millisekunden durchaus realistisch. Das Free-Feature lässt sich jedoch ausdrücklich nicht über LTE nutzen.

Im Test zeigte sich: Die Bandbreite von 1 MBit/s stellte kein Problem dar. Pro Spielrunde im MOBA Vainglory werden in der Regel 10 Megabyte übertragen. Eine Runde dauert etwa 15 bis 20 Minuten. Selbst eine reguläre Drosselung von 64 kBit/s hätte rechnerisch also für ein Spiel deutlich ausgereicht.

Das wahre Problem fürs Echtzeit-Gaming bestand tatsächlich in den erhöhten Pingzeiten, die bei der genutzten HSPA-Verbindung anfallen. Bei gemessenen Werten von 40 bis 700 ms traten im Spiel vermehrt Positionsfehler auf, sogenannte Glitches. Der Avatar ruckelte unkontrolliert über das Spielfeld und war extrem anfällig für Angriffe durch die Gegner. Im Gebäude und selbst im Freien bei guter Feldstärke reichte die Verbindungsqualität nicht aus, um im Spiel mit den Gegnern mitzuhalten. Für reaktionsschnelle Onlinespiele ist die UMTS-Verbindung daher nicht praktikabel. Für rundenbasierten Gelegenheitsspiele reicht die sanfte Drossel jedoch komfortabel aus.

Einschränkungen bei Priorisierung und Tethering

Wie bereits berichtet, sichert o2 die Verfügbarkeit einer Tethering-Verbindung über den o2 Free nicht zu. Hinzu kommt, dass die Internet-Verbindung von Free-Kunden depriorisiert behandelt wird. Dies könnte zu den Upload-Fehlern geführt haben, die wir in diesem Test feststellen mussten. Ein Indiz dafür ist, dass die Abbrüche beim Upload trotz guter Feldstärke stattfanden.

Ist o2 Free noch eine echte Flat?

Die gedrosselte Surfgeschwindigkeit im Vergleich verzehnfacht Die gedrosselte Surfgeschwindigkeit im Vergleich verzehnfacht
teltarif.de / Daniel Molenda
Umstritten ist, ob sich der o2 Free zu den Smartphone-Tarifen einreihen darf mit echter mobiler Surf-Flatrate, wie dem MagentaMobil Premium XL und der DayFlat unlimited von Telekom Deutschland oder dem Black Business+ von Vodafone. Diese LTE-Flatrate-Tarife kosten mit rund 200 Euro pro Monat ein Vielfaches vom o2 Free-Angebot, bieten dafür aber unbegrenztes Highspeed-Volumen. Demgegenüber ist o2 Free durch den LTE-Verlust und die Drosselung auf 1 MBit/s deutlich beschnitten. Zumal im neuen Abrechnungsmonat die LTE-Verbindung nicht automatisch wieder aktiviert wird.

Nach Meinung des Autors ist eine Klassifikation als echte Flatrate jedoch durchaus legitim, da die normale Nutzung - wie unser praktische Test gezeigt hat - weiterhin möglich ist. In der Vergangenheit hatte es diesbezüglich bereits ein gerichtliches Verbot für die Bezeichnung stark gedrosselter Tarife als "Flatrate" gegeben.

Obwohl auf anspruchsvolle Anwendungen wie HD-Streaming und Online Gaming verzichtet werden muss, lässt sich im alltägliche Gebrauch ein deutlicher Unterschied zwischen einer harten 64 kBit/s Drossel und einem unlimitierten 1 MBit/s-mobilen-Internetzugang feststellen. Die erwartbaren Einschränkungen sind gerade angesichts des monatlichen Preises ab 25 Euro bei o2 und neuerdings bei Mobilcom-Debitel ab 22,50 Euro verschmerzbar.

Fazit: Die echte mobile Surf-Flatrate für Normalos

Nicht selten in der U-Bahn: Der Upload bricht ab. Nicht selten in der U-Bahn: Der Upload bricht ab.
Speedtest-App Screenshot: teltarif.de
o2 kann sich auf die Fahne heften: Mit o2 Free hat Telefónica eine echte mobile Surf-Flat im Angebot, die für Normalnutzer noch erschwinglich ist. Mit ihr können Mobilfunkkunden unbegrenzt mobil streamen, Updates ziehen, einen Hotspot öffnen oder Bilder in die Cloud laden. Zudem fällt bei o2 Free die ungeliebte Datenautomatik weg. Für die Mehrheit der Nutzer dürfte die Netzabdeckung mit UMTS auch nach der LTE-Kappung ausreichen. Laut o2-Angaben erreicht die 2G-Abdeckung in Deutschland 99,7 Prozent der Bevölkerung, bei 3G liegt die Rate bei 90 Prozent.

Das Tarifmodell ist jedoch keineswegs über Kritik erhaben: Größere Downloads sind zeitintensiv, die Pingzeiten sind nicht geeignet für Reaktionen in Echtzeit und im Untergrund des Nahverkehrsnetzes leidet der Upload teils erheblich. Des Weiteren widerspricht der Verlust der LTE-Verbindung beim Erreichen der Drosselungsgrenze der o2-typischen Philosophie dem Verbraucher eine technologieneutralen Nutzung ihres Netzes zu ermöglichen. Dies schmälert den Mehrwert, den die Kunden durch den monatlichen Aufpreis von 5 Euro bezahlen.

Zu einem Musterexemplar von Tarif würde o2 Free mit einer depriorisierten 1 MBit/s Verbindung per LTE, wie dieser Test gezeigt hat. Dies würde das o2-Netz marginal mehr belasten, ersparte den Kunden jedoch die Verunsicherung durch den Technologiewechsel und stünde im Einklang mit der o2-Philosophie des technologieneutralen Zugangs.

Nichtsdestotrotz sind die meisten Features und Dienste, die alltäglich in Benutzung sind, auch mit 1 MBit/s per UMTS gut nutzbar. So sind die o2-Free-Tarife ein echter Mehrwert gegenüber den bisher gängigen mobilen Anschlüssen mit Drosselung auf GPRS-Niveau und in seinem Preissegment fürs mobile Dauersurfen konkurrenzlos.

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