Gekappt

o2 Free: Kunden erhalten LTE nicht automatisch zurück

Wer in Telefónicas Flaggschifftarif o2 Free im Vormonat das LTE-Volumen verbraucht und vom 1-MBit/s-Feature Gebrauch gemacht hat, surft zunächst über 3G weiter. Das automatische Einbuchen im LTE-Netz von o2 schlägt fehl.
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Kein LTE-Reset: Im neuen Monat geht's bei o2 Free mit 3G weiter. Kein LTE-Reset: Im neuen Monat geht's bei o2 Free mit 3G weiter.
Logo: o2, Montage: teltarif.de
Bereits zum Start von o2 Free wurde Kritik daran laut, dass bei der Drosselung des o2 Free die LTE-Verbindung für die Kunden verloren geht. Dies schmälert nicht nur den Mehrwert der 1-MBit/s-Bandbreite nach Verbrauch des Highspeed-Volumens, sondern weckt auch Zweifel an der Ernsthaftigkeit der bisherigen Politik von Telefónica, Mobilfunkverbindungen grundsätzlich technologieneutral zu behandeln.

Nun gibt es eine weitere Hiobsbotschaft bezüglich des o2 Free: Kunden, die im letzten Abrechnungsmonat von der 1-MBit/s-Flatrate Gebrauch gemacht haben, erhalten ihre LTE-Verbindung nicht automatisch zurück, sondern surfen auch im neuen Monat erst einmal über 3G weiter.

LTE schaltet sich ab - und kommt nicht von selbst wieder

Kein LTE-Reset: Im neuen Monat geht's bei o2 Free mit 3G weiter. Kein LTE-Reset: Im neuen Monat geht's bei o2 Free mit 3G weiter.
Logo: o2, Montage: teltarif.de
In unseren Tests zeigte sich, dass die LTE-Verbindung beim o2 Free exakt beim Erreichen der Drosselungsgrenze gekappt wird. Kunden mit einem o2-Free-Tarif surfen dann genau wie angekündigt mit 1 MBit/s im GPRS- und UMTS-Netz von Telefónica weiter.

Im neuen Abrechnungsmonat, wenn den Kunden das neue Highspeed-Volumen zur Verfügung steht, bucht sich das Endgerät des Kunden jedoch nicht automatisch wieder im LTE-Netz von o2 ein. Dies konnten wir anhand zweier Free-Tarife auf unterschiedlichen Smartphones nachvollziehen. Offenbar gibt es bei o2 technische Probleme bei der Wiederherstellung der LTE-Verbindung zu Beginn des neuen Abrechnungszyklus.

Wir testeten den LTE-Reset kurz nach 0.00 Uhr am ersten Tag im neuen Abrechnungsmonat. LTE-Abdeckung war am Ort des Tests ausreichend vorhanden. Beide Testgeräte buchten sich jedoch nicht im LTE-Netz von o2 ein. Im Test zeigte sich, dass auch ein Wechsel auf einen anderen Datenträger - in diesem Fall das heimische WLAN - sowie zurück in das o2-Netz keine Besserung brachte. Weiterhin lag bestenfalls nur 3G an.

Auch mehrere Stunden nach Mitternacht wurde für die Free-SIM kein LTE zur Verfügung gestellt. Die "Mein o2"-App registrierte indes Datenverkehr. Der Traffic, den wir über HSPA erzeugten, wurde im Datenzähler zuverlässig erfasst und vom ungedrosselten Datenvolumen abgezogen. Auch ein kurzer Wechsel in den Flugmodus des Smartphones brachte keine Besserung. Die Datenverbindung des Smartphones blieb eisern auf HSPA eingebucht. Um schließlich wieder in den Genuss der LTE-Verbindung zu kommen, mussten wir das Smartphone neu starten.

Kein automatischer Reset: Information der Kunden blieb aus

Bei der Promotion des Free-Tarifs weist o2 zwar transparent darauf hin, dass Kunden nur über 3G "unendlich surfen" können. LTE Max. gilt nur für den "Datenturbo", also das ungedrosselte Datenvolumen des jeweiligen Free-Tarifs. Dass o2-Kunden die LTE-Verbindung erst nach einem Neustart ihres Geräts wieder zurückerhalten, war beim Abschluss des Tarifs nicht kommuniziert worden. Über den LTE-Reset schweigen sich die Tarifspezifikationen aus.

Befremdlich ist diese Praxis auch auf dem Hintergrund, dass o2 ausdrücklich mit dem "Turbo-Volumen" über LTE wirbt. Garantiert ist dieses indes nicht, wie der Test zeigt. Das LTE-Volumen wird also durchaus auch für Nicht-LTE-Verbindungen aufgebraucht, obwohl LTE-Netzabdeckung vorhanden ist. Dass das Highspeed-Volumen im Falle nicht vorhandener LTE-Coverage aufgebraucht wird, ist marktüblich und verständlich. Der entgegengesetzte Fall ist für Kunden indes schwerlich nachzuvollziehen.

Relevante Szenarien sind nicht unwahrscheinlich

Besonders problematisch ist dieser LTE-Entzug, wenn Kunden die SIM-Karte bzw. Multi-SIM mit dem Free-Tarif in einem Gerät ohne Netzanzeige betreiben, so zum Beispiel in einem Surfstick oder mobilen Hotspot. Die Voraussetzung für dieses Szenario ist freilich, dass das Gerät ununterbrochen über Nacht betrieben wird. Im Falle eines mobilen Hotspots oder LTE-Routers ist dies durchaus Teil des gewöhnlichen Nutzungsverhaltens. In diesen Fällen surfen die Nutzer im neuen Abrechnungsmonat ohne LTE-Zugang weiter und bemerken dies erst an der Performance des Netzes. HSPA liefert deutlich geringere Bandbreiten sowie vergleichsweise sehr lange Paketlaufzeiten, die bei der Benutzung mancher Online-Dienste merklich Schwierigkeiten bereiten.

o2 äußert sich nicht zum Problem

Eine Anfrage der Redaktion ließ o2 unbeantwortet. Wir werden weiter an der Sache dranbleiben und klären, ob es sich um einen dauerhaft bestehenden Makel oder ein vorübergehendes technisches Problem handelt.

Update: In einer späteren Antwort kommentierte o2 das Problem nicht direkt, verwies aber auf seine FAQ im unteren Bereich seiner Tarifseite: Wer hier nachschaut, findet einen Hinweis, dass es "in seltenen Fällen ... bis zu 24 Stunden dauert, bis sich das Handy wieder in eine 4G Zelle einwählt. Um sich sofort wieder ins LTE-Netz einbuchen zu können, sollte der Kunde das Handy einmal aus- und wieder einzuschalten oder seinen Standort zu wechseln." Update Ende

Dass das Phänomen auf technische Schwierigkeiten zurückzuführen ist, erscheint insofern wahrscheinlich, als Telefónica im Zuge der E-Plus-Fusion ein immenses Pensum abzuarbeiten hat. So geriet der o2 Free gerade kürzlich in die Schlagzeilen, weil o2 entgegen früherer Zusagen die Buchbarkeit erheblich einschränkte.

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