Mobilfunkfrequenzen

LTE: 500 Tage nach der Frequenzauktion - eine Zwischenbilanz

So werden die neuen Funkfrequenzen von den Mobilfunkern genutzt
Von Thorsten Neuhetzki

Seit der Versteigerung bauen die Mobilfunker massiv an ihren Netzen Seit der Versteigerung bauen die Mobilfunker massiv an ihren Netzen
Foto: dpa
Am Ende ging es schneller als alle erwartet hatten. "Am Standort der Bundesnetzagentur in Mainz ist heute Nachmittag die Versteigerung von Frequenzen für den drahtlosen Netzzugang zum Angebot von Telekommunikationsdiensten zu Ende gegangen. Alle zugelassenen Unternehmen haben Frequenzblöcke ersteigert." Mit diesen nüchternen Worten infomierte am 20. Mai 2010 um 17:24 Uhr die Bundesnetzagentur die Medien über die wohl größte Frequenzauktion die es in Deutschland bis dato gab. Doch was hat sich seitdem - 500 Tage danach - getan? teltarif.de hat bei den Netzbetreibern nachgefragt.

Telekom: LTE in Stadt und Land

Seit der Versteigerung bauen die Mobilfunker massiv an ihren Netzen Seit der Versteigerung bauen die Mobilfunker massiv an ihren Netzen
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Die Telekom hat schon ein knappes halbes Jahr nach der Versteigerung öffentlichkeitswirksam den ersten LTE-Sender um 800 MHz in Betrieb genommen. Außer, dass er fortan das brandenburgische Kyritz mit einem Signal versorgte, änderte sich aber nichts. Denn die Vermarktung nahm der Netzbetreiber erst im Februar dieses Jahres auf, den aktiven Betrieb im April. Entsprechend waren auch erst dann die Geräte zur Nutzung im Markt vorhanden.

Im Juli dieses Jahres dann der nächste Schritt: Die Telekom startete mit ihrem ersten LTE-Stadtnetz. Der Unterschied liegt im verwendeten Frequenzbereich. Eingesetzt werden Frequenzblöcke um 1800 MHz. Diese Stadtnetze sind engmaschiger gebaut als die 800-MHz-Netze, dadurch kann die Kapazität deutlich höher sein als in einem Netz, in dem die Sender weiter auseinander stehen. Die Telekom arbeitet am Aufbau weiterer Stadtnetze. Ersteigerte Frequenzen um 2,6 GHz sollen perspektivisch für die Abdeckung an stark nachgefragten Hotspots sorgen.

Vodafone: 50 Prozent mehr UMTS-Kapazität

Vodafone versorgt nach eigenen Angaben inzwischen technisch sechs Millionen Haushalte mit einem LTE-Signal um 800-MHz. Der Anbieter zeigt sich zuversichtlich, in den kommenden Monaten die mit der Auktion verbundenen Auflagen zu erfüllen und dann auch in größeren Städten ein Netz aufbauen zu können.

Mit den ersteigerten neuen Frequenzblöcken im Bereich des 2-GHz-Bandes baut Vodafone sein bestehendes UMTS-Netz aus. Der Anbieter spricht von einer Erhöhung seiner Kapazitätet um rund 50 Prozent. Mit den ersteigerten 20 MHz im gepaarten 2,6-GHz-Band will Vodafone zukünftig Spitzengeschwindigkeiten für LTE in Städten bereitstellen. Die weiteren 25 MHz ungepaartes Spektrum im 2,6-GHz-Band bieten darüber hinaus "zusätzliche Kapazitätsreserven für das erwartete Wachstum der Zukunft".

E-Plus: Zufrieden auch ohne 800-MHz-Frequenzen

Der Düsseldorfer Netzbetreiber E-Plus hatte als einziger Anbieter keine Frequenzen im 800-MHz-Band ersteigert, ist bis heute aber mit diesem Ausgang auch zufrieden, wie eine aktuelle Nachfrage beim Anbieter ergeben hat. Das bedeutet aber nicht, dass E-Plus kein LTE einsetzen kann.

Die ersteigerten 1,8-GHz-Frequenzen werden von der E-Plus-Gruppe bereits im GSM-Netz zur Verbesserung der Sprachkapazität und -qualität in besonders verkehrsstarken Gebieten eingesetzt. Ebenso werden die Frequenzen für diverse LTE-Feldtests und für ein Test-Projekt zur LTE-Indoorversorgung in der Zentrale der E-Plus-Gruppe verwendet. Die Frequenzen um 2,1 GHz verwendet der Anbieter im UMTS/HSPA-Netz zur Verbesserung der Sprachkapazität und -qualität in besonders verkehrsstarken Gebieten. Als prominentes Beispiel nennt E-Plus Netzversorgung zur Ski-WM in Garmisch dieses Jahr, wo über HSPA+ Datenraten bis 21,6 MBit/s angeboten worden seien. Zudem werden die Frequenzen ebenfalls für LTE-Feldtests genutzt, was auch für den 2,6-GHz-Bereich gilt. Andererseits werden diese Frequenzen auch an Hersteller "ausgeliehen" damit diese an ihren Entwicklungsstandorten in Deutschland Systemtechniktests und Forschung zur Funkausbreitung machen können.

E-Plus-Sprecher Klaus Schulze-Löwenberg betonte, dass sein Unternehmen aktuell das eigene Netz massiv ausbaue. Wenn die Kunden später auch verstärktes Interesse an LTE zeigt, dann sei man durch Feldtests und den jetzigen Netzausbau in der Lage, binnen kurzer Zeit entsprechende Angebote zu machen.

o2: LTE-Ausbau auf 800 und 2600 MHz

Auch o2 bietet bereits LTE in verschiedenen Regionen an und setzt vor allem auf die 800-MHz-Netze, hat aber auch bereits Sender mit 2,6-GHz-Netzen aktiv geschaltet. Zur aktuellen Verfügbarkeit macht das Unternehmen keine Angaben, über eine Abfragemaske auf der Webseite können Kunden abfragen, ob sie im Versorgungsgebiet wohnen.

o2 hat auch Frequenzen im 2-GHz-Band ersteigert. Bei handelt es sich um einen konventionellen UMTS-Block. Mit diesem ließe sich die UMTS/HSPA-Kapazität der Netze erweitern. Zudem hat der Münchener Netzbetreiber insgesamt 19,2 MHz Spektrum ungepaartes Frequenzband erstanden. Hier ließe sich LTE im TDD-Verfahren realisieren. Ob und in welcher Form die Frequenzen in der Praxis schon genutzt werden bzw. in Kürze genutzt werden sollen, war nicht zu erfahren.

Fazit: Frequenzen werden bereits intensiv genutzt

Die Netzbetreiber haben sich nach der Versteigerung schnell an die Nutzung der ihnen zugeteilten Frequenzen gemacht. Doch nicht alle Frequenzbänder werden schon genutzt - was aber angesichts dessen, dass die Entwicklung von LTE erst am Anfang steht, nicht schlecht ist. Schließlich wird der Datenhunger der Nutzer noch weiter steigen und die Anbieter sind dann in der Lage, auf dann noch unbenutzen Frequenzen weitere Dienste und Kapazitäten zu schaffen.

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