Ohne Gerichtsbeschluss

Microsoft durchsuchte Hotmail-Account eines Bloggers, um ein Leck zu finden

Microsoft durchsuchte den Hotmail-Account eines Tech-Bloggers, um ein Leck zu finden. Pikant dabei: Es gab keinen Gerichtsbeschluss.
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Microsoft durchsuchte Hot-Mail-Account eines Bloggers - ohne Gerichtsbeschluss. Microsoft durchsuchte Hot-Mail-Account eines Bloggers - ohne Gerichtsbeschluss.
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Der Software-Konzern Microsoft hat auf der Suche nach einem Informationsleck die E-Mails eines Bloggers beim hauseigenen Dienst Hotmail durchsucht. Dadurch wurde ein Mitarbeiter des Konzerns enttarnt, der Teile des Betriebssystems Windows 8 an den französischen Tech-Blogger weitergegeben haben soll. Der Microsoft-Mitarbeiter, der sieben Jahre für Microsoft tätig war, wurde inzwischen verhaftet [Link entfernt] . Ihm wird Geheimnisverrat und der Handel mit Betriebsgeheimnissen vorgeworfen. Der Software-Riese hatte für diese Aktion allerdings keinen Gerichtsbeschluss. In Zukunft soll die Aufsicht bei solchen Eingriffen verschärft werden.

Microsoft durchsuchte Hot-Mail-Account eines Bloggers - ohne Gerichtsbeschluss. Microsoft durchsuchte Hot-Mail-Account eines Bloggers - ohne Gerichtsbeschluss.
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Wie aus Gerichtsunterlagen hervor geht, wurde die Entscheidung, die E-Mails des Bloggers auszuwerten, im September 2012 von Microsoft-Juristen getroffen. Microsoft erklärte am Donnerstag, bei der Entscheidung, auf die E-Mails des Bloggers zuzugreifen, habe man sich an dieselben Standards gehalten wie bei einem Gerichtsbeschluss. Microsoft beruft sich zudem auf seine Nutzungsregeln, die Zugang zu E-Mail-Konten erlaubten. "Gerichte erteilen keine Erlaubnisse, sich selbst zu durchsuchen, da dies offenkundig nicht notwendig ist", argumentierte der Konzern.

Microsoft sei von einer externen Quelle alarmiert worden, die der Blogger um eine Einschätzung zu dem erhaltenen Programm-Code gebeten habe, geht aus den Gerichtsunterlagen hervor. In den beim Blogger gefundenen E-Mails sei der Microsoft-Mitarbeiter, der Teile des Windows-Codes und und das Activation Server Software Development Kit weitergegeben hatte, unter seinem echten Namen aufgetreten. Zudem seien dort Chat-Protokolle gefunden worden, die den Angestellten belasteten.

Es sei zunächst nicht klar gewesen, ob es sich beim Inhaber des durchsuchten E-Mail-Kontos nicht auch um einen Firmen-Insider handeln könnte, erklärte Microsoft. Der Konzern habe bei den Ermittlungen zu dem Fall monatelang mit Behörden mehrerer Länder zusammengearbeitet.

Microsoft gehört zu den führenden Online-Unternehmen, die nach dem NSA-Skandal mehr Transparenz bei der Internet-Überwachung durch US-Geheimdienste fordern. Noch pikanter macht den Fall, dass der Windows-Riese den Erzrivalen Google scharf dafür kritisiert hatte, E-Mails der Nutzer für personalisierte Werbung zu scannen.

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