"Metaverse": Es gibt nicht nur eins, sondern viele
Für viele Marktbeobachter ist das "Metaverse" das nächste „große Ding“. Angesichts von allerlei Schlagworten (englisch "Buzzwords") bleibt dabei oft unbeachtet, dass die Entwicklung längst im Gang ist und sich nicht alleine auf den Consumer-Bereich (Privatkunden) beschränkt.
Darauf macht der Netzwerkausrüster Nokia aufmerksam. Es gäbe nicht nur ein Metaverse, sondern viele verschiedene Metaversen für Unternehmen, Organisationen oder Einzelpersonen.
Ein Themenpark im Metaversum?
Ein Unterhaltungskonzern könnte zum Beispiel einen virtuellen Metaverse-Themenpark aufbauen, während es für die Mitarbeiter eines Unternehmens ein eigenes Metaverse gibt. Während die Anzahl dieser Metaversen recht groß sein dürfte, werde es vermutlich drei Kategorien geben: Metaversen für die Industrie (Produktion), dann für Unternehmen allgemein und schließlich für Endverbraucher.
Alle Metaversen wären miteinander verbunden und würden Technologien, Geräte und Schnittstellen gemeinsam nutzen, sagt Nokia voraus. Definieren würden sie sich letztlich durch die von ihnen enthaltenen Anwendungen und die dahinter liegenden Geschäftsmodelle.
Dabei entstehen nicht alle Metaversen gleichzeitig, einige seien heute schon fortgeschrittener als andere, wenn es darum gehe, Geschäftsmodelle zu entwickeln. Denn das Metaverse soll kein großer virtueller Vergnügungs- und Spielepark sein. Die Branche möchte darüber am Ende Geld verdienen oder wenigstens anderswo Geld sparen.
Das industrielle Metaverse
Im industriellen Metaverse werden digitale Zwillinge eine große Rolle spielen
Foto: Nokia Oy
Auch wenn der Consumer-Bereich mehr Schlagzeilen erzeuge, sei es der industrielle Bereich, wo das Metaverse heute schon eine treibende Kraft für Business-Innovationen darstelle. Eine Technologie habe sich hier bereits durchgesetzt: Der digitale Zwilling ("digital Twin"). Durch die Verschmelzung digitaler und physischer Realitäten verändern digitale Twins ganze Branchen, stellt Nokia fest.
Häfen setzen sie ein, um Container in den Docks nachverfolgen zu können. Luft- und Raumfahrtunternehmen bauen Motoren und Flugzeugrümpfe in der digitalen Welt, um genau zu simulieren, wie ein Flugzeug fliegen wird. Viele neue Fabriken, unter anderem auch bei Nokia, existieren in der digitalen Welt genauso wie in der physischen und ermöglichen die Visualisierung von Abläufen bis ins kleinste Detail. Der Charme: Virtuell können Dinge ausprobiert und getestet werden, bevor sie in die Praxis umgesetzt werden. Das vermeidet teure "Unfälle" (weil etwas nicht klappt) und spart Kosten.
Das industrielle Metaverse führe bereits jetzt zu Kosten-, Produktivitäts-, Sicherheits- und Flexibilitätssteigerungen, weiß Nokia. In den nächsten Jahren würden die Systeme der industriellen Betriebstechnologie (OT) mit dem Metaverse verschmelzen.
Die Industrie werde das Metaverse nicht nur für das Monitoring und die Analyse von Abläufen nutzen, sondern auch für die direkte Steuerung von Abläufen durch die "digitale Orchestrierung" (das Zusammenspiel) von Robotern und Maschinen umsetzen. Die Industrie werde so in der Lage sein, Prozesse an sich ständig wechselnde Nachfragesituationen anzupassen.
Das Metaverse der Unternehmen
Dabei habe die Industrie zwar einen klaren Vorsprung beim Metaverse, aber Nokia sieht bereits erste Anzeichen für das Entstehen von Metaversen für Unternehmen im Allgemeinen. So hat die Pandemie die Nachfrage nach besseren Kollaborations- und Kommunikationstools angekurbelt, und dank der Technologien der erweiterten (XR) und der virtuellen Realität (VR) werden viele dieser Tools dem Metaverse zuzurechnen sein, findet Nokia.
Metaversen von Unternehmen würden schließlich auch die zentralen Produktivitätsanwendungen umfassen, die das Funktionieren des Unternehmens sicherstellen - vom digitalen Zeichentisch in Architektur- und Ingenieurbüros bis zum Meetingraum von VR-Schulungen. Und schließlich würden Unternehmens- und Industrie-Metaversen miteinander verknüpft, indem die zentralen IT-Systeme mit den OT-Systemen in der Fertigung zusammengeführt werden.
Das Metaverse für Verbraucher
Was das Metaverse im Consumer-Bereich angeht, sind die Erwartungen ziemlich hoch. Doch gibt es bislang keine wirklich ausgereiften Anwendungen und Geschäftsmodelle. In der Gaming-Welt sieht man erste (kleine) Schritte, aber es werde noch viele Jahre dauern, bis Menschen sowohl in einer digitalen als auch in der physischen Realität leben werden, sagt Nokia voraus.
Einige Hürden gelte es zu überwinden: Verbraucher sind sehr sensibel für Themen wie den Preis und die Benutzerfreundlichkeit. Auch Größe, Form und Kosten von VR-Headsets sowie die fehlende Mobilität von Erweiterter Realität (XR) behindern die Entwicklung des Metaverse im Konsumenten-Bereich. Darüber hinaus sei es in diesem Bereich schwer, alle relevanten Trends vorherzusehen und zu berücksichtigen - anders als im Industriebereich, wo die Profitabilität darüber entscheidet, ob sich eine neue Technologie durchsetzt.
Die lange Reise ins Metaverse
Da sich die Metaversen zunächst viel stärker auf die Industrie und Unternehmen auswirken werden, liege hier aktuell der Schwerpunkt ("Fokus"). Netzausrüster wie Nokia sehen sich dabei in einer Schlüsselrolle, denn "ohne fortschrittliche Netze wird es kein Metaverse geben - weder für die Industrie noch für Unternehmen oder Verbraucher", stellt das in Finnland gegründete Unternehmen fest.
Notwendige Grundlagen sind für Netzwerkausrüster wie geschaffen: "Spezifische Campusnetze, 5G-Advanced und 6G, das 'Netz der Netze' und Network-as-a-Service, Edge- und Cloud-Computing, KI und Sensorik sowie Sicherheit und Datenschutz."
Ausgestattet mit diesen und anderen Technologien werden Metaversen von Grund auf verändern, wie Unternehmen Produkte entwickeln, Dienstleistungen erbringen und ihre Kunden erreichen, sagt Nokia voraus. Außerdem werde das Industrie- und Unternehmens-Metaverse die Grundlage für das kommende Consumer-Metaverse sein. Seit der Erfindung des Transistors durch Nokia Bell Labs vor 75 Jahren sei das komplexe Zusammenspiel von Erfindungen für Unternehmen und Verbraucher eine bleibende Konstante. Auf der langen Reise in das Metaverse werde es nicht anders sein.
Die Industrie werde Vorreiter sein, aber am Ende würden sich Metaversen in vielen Bereichen durchsetzen. Der aktuelle Nokia CEO, Pekka Lundmark hat einen Artikel unter dem Titel "No one can own the metaverse: we need collaboration to build it" (in englischer Sprache) verfasst.
Im Smartphone-Sektor gibt es aktuell Modelle wie das Nokia X30 5G und das G60 5G. Wir haben beide Modelle ausprobiert.