Abgehört: So telefoniert die Kanzlerin
Merkel mit dem Slider-Handy Nokia 6210 Navigator
Foto: dpa
Die Affäre war eigentlich von Kanzleramtschef Ronald Pofalla
schon für beendet erklärt worden, doch nun kommt sie wie ein Bumerang zurück:
Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel ist offenbar von der NSA abgehört worden.
Doch wie telefoniert eigentlich eine Bundeskanzlerin? Ein im Versandhandel
gekauftes Smartphone wäre zu unsicher. Bisher dachte man dabei weniger
an Geheimdienste befreundeter Länder als viel mehr an das Abhören durch
nicht-befreundete Länder oder Straftäter. Inzwischen berichtet der Guardian, dass insgesamt 35 eurpopäische Spitzenpolitiker vom US-Geheimdienst belauscht worden sein sollen.
Merkel mit dem Slider-Handy Nokia 6210 Navigator
Foto: dpa
Bundeskanzlerin Angela Merkel war nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa noch im Bundestagswahlkampf mit einem Nokia 6210 Navigator unterwegs. Bei diesem einfachen Smartphone, das Merkel jahrelang nutzte, waren aber quasi alle "Smart"-Funktionen außer dem eigentlichen Telefonieren und dem Versenden von SMS abgeschaltet worden. Laut FAZ habe es sich dabei um das Parteihandy gehandelt.
Handy war als nicht abhörsicher eingestuft
Das Handy war laut FAZ mit einem Vodafone-Vertrag ausgerüstet. Man spekuliert hier, dass Richtfunkstrecken angezapft worden seien. Möglich aber auch, dass Vodafone die Daten - absichtlich oder unbeabsichtigt - über den britischen Geheimdienst an die Amerikaner geliefert hat. Inzwischen hat sich auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zu Wort gemeldet. Das Handy war nicht als abhörsicher eingestuft. Das sagte ein Sprecher laut einem Bericht von sueddeutsche.de. Das Medium zieht daraus den Schluss, dass das Handy gar nicht für den Gebrauch am Arbeitsplatz zugelassen gewesen sei.
Das Nokia 6210 Navigator ist vor etwa fünf Jahren für die Kunden auf den Markt gekommen. Das UMTS-Handy war seinerzeit eines der wenigen Handys, mit denen sich bereits navigieren ließ - GPS-Sensor und Kartenmaterial auf dem Handy sei Dank. Das Serie60-Gerät ist bis heute im Handel erhältlich - knapp 150 Euro müssen dafür auf den Tisch gelegt werden.
Neue Handys für die Kanzlerin
Auf der CeBIT im März konnte sich Merkel die beiden in Frage kommenden Nachfolgemodelle anschauen, die über eine Internet-Verbindung verfügen und vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) als sicher zertifiziert wurden.
Zur Auswahl steht das SiMKO 3, ein modifiziertes Samsung Galaxy S3, auf dem die übliche Android-Software komplett entfernt und durch eine Softwarelösung der Telekom-Tochter T-Systems ersetzt wurde. Alternativ kann sie sich auch für ein Blackberry Z10 entscheiden, das von der Düsseldorfer Sicherheitssoftware-Firma Secusmart abgesichert wurde.
Beide Geräte entsprechen nicht den Standard-Ausführungen eines Galaxy S3 oder Blackberry Z10 und dürfen sich beispielsweise nicht mit öffentlichen WLANs verbinden. Mit den abhörsichereren Telefonen kann man auch unverschlüsselt telefonieren. Diese unsicheren Telefonate können allerdings abgehört werden.
Zum sicheren Z10 von Secusmart haben wir erst zu Beginn dieses Monats einen ausführlichen Hintergrundartikel veröffentlicht. Auch zum SiMKO 3 halten wir weitere Informationen für Sie bereit.