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Knoppix, Puppy, Ubuntu: Drei Linux-Live-Systeme zum Surfen und Arbeiten

Daten von der zerschos­senen Windows-Instal­lation retten, siche­reres Online-Banking und mehr - das ist mit Linux-Live-Systemen möglich. Wir zeigen Ihnen drei ausge­wählte Distri­butionen.
Von Hubertus Müller

Ein weiteres Live-Linux-System, auch für Anfänger geeignet, ist Puppy Linux, benannt nach dem Welpen des austra­lischen Projekt­grün­ders Barry Kauler. Welpen-Augen und -Köpfe sind auch bestim­mendes Thema dieser Version – das finden viele User nied­lich, manche aber auch etwas kindisch. Im Unter­schied zur Ubuntu Live-CD ist Puppy durchaus dafür gedacht, dauer­haft ohne Fest­platten-Instal­lation als Desktop-Betriebs­system einge­setzt zu werden. Zudem ist es sehr gut geeignet für alte Hard­ware, da es sehr geringe Anfor­derungen stellt.

Puppy-Linux Puppy-Linux
Screenshot: teltarif.de
Wie bei den anderen Linux-Versionen lädt der User zunächst die Image­datei (das "CD-Abbild") von der Home­page (www.puppylinux.com) herunter und brennt diese auf CD/DVD. Diese ist nur etwa 150 MB groß. Beim Booten dieser CD lädt Puppy das Linux-System komplett in den Arbeits­spei­cher, das RAM, so dass es auch auf alten Maschinen sehr schnell läuft. Der Autor brachte es problemlos auf einem alten Pentium III-Laptop mit 256 MB RAM zum Laufen.

Weil das Betriebs­system komplett im Arbeits­spei­cher läuft, steht dann im Gegen­satz zu Knoppix und Ubuntu das CD/DVD-Lauf­werk weiter für andere Daten­träger bereit.

Verschie­dene Welpen­arten stiften Verwir­rung

Auch bei Puppy funk­tio­niert die Hard­ware-Erken­nung norma­ler­weise auto­matisch und gut. Aller­dings verwendet es einen etwas älteren Linux-Kern (den Kernel), so dass neueste Computer mögli­cher­weise weniger gut unter­stützt werden. Aller­dings gibt es eine Puppy Linux-Version namens Racy Puppy, die speziell für neuere Hard­ware ange­passt ist. Für ganze alte Computer hat Barry Kauler außerdem Wary Puppy entwi­ckelt. Die unter­schied­lichen Versionen können aller­dings Verwir­rung stiften, wenn im Einzel­fall nicht klar ist, welche Konfi­gura­tion und welche Soft­ware für welche Puppy-Version bestimmt ist.

Während es unter der Haube Unter­schiede gibt, ist die Benut­zer­ober­fläche aller Puppy-Versionen aber sehr ähnlich. Sie wirkt dabei nicht ganz so elegant und stylish wie bei Ubuntu oder Knoppix, aber auch nicht häss­lich, sondern zweck­mäßig. Ähnlich Windows XP/Vista/7 gibt es wieder eine Taskleiste und einen Menü-Knopf unten links, ähnlich dem Start-Button.

Mit dem Sali­nen­krebs surfen

Als Browser kommt die Websuite Seam­onkey zum Einsatz - diese kombi­niert Browser und E-Mail-Client in einem Programm und verbrauche weniger Ressourcen, wie wie Macher Barry Kauler erklärt. Da das System zumin­dest Inter­net­ver­bin­dungen übers LAN-Kabel problemlos erkennt, können User nach dem Booten prin­zipiell sofort lossurfen.

Die mitge­lie­ferte Text­ver­arbei­tung heißt Abiword, ist aber nur für ganz einfache Texte brauchbar. Im teltarif.de-Test führt ein Copy & Paste eines Text­abschnitts, der Links enthält, dazu, dass sich das Doku­ment nach dem Abspei­chern und Schließen nicht mehr öffnen lässt. Jedoch lässt sich auch LibreOffice nach­instal­lieren. Ansonsten werden trotz der kleinen Instal­lati­ons­datei über­raschend viele Apps mitge­lie­fert, etwa zum Abspielen und Bear­beiten von Multi­media-Dateien, Tools für Dateien, Daten­träger und Parti­tionen, sowie für die Daten­über­tra­gung.

Beim ersten Herun­ter­fahren fragt das System, ob Einstel­lungen, Doku­mente und neu instal­lierte Soft­ware entweder auf Fest­platte oder USB-Stick gespei­chert werden sollen. Auch das Betriebs­system selbst kann optional auf Fest­platte oder USB-Spei­cher instal­liert werden. Ansonsten braucht man wieder die CD zum Hoch­fahren, bleibt dafür aber gegen Verseu­chung des Systems mit Viren immun - zumal es für Linux auch nur bedeu­tend weniger Schäd­linge gibt.

Aufgrund der recht einfa­chen Hand­habung eignet sich Puppy Linux vor allem für Linux-Anfänger, die mehr wollen als das freie Betriebs­system nur zu testen, sondern die auch sicher surfen wollen, ohne ihre Windows-Fest­platte verän­dern zu müssen. Es gibt aber auch viele Fort­geschrit­tene, die Fans von Puppy sind, weil sie gern ein porta­bles kleines System haben, das selbst auf noch ganz alten PCs und Laptops flotter als andere Systeme läuft und es zudem viel­fäl­tige Anwen­dungs­zwecke gibt, darunter Daten­ret­tung.

Der Welpe ist nicht sehr stabil

Aller­dings hat teltarif.de beim Test auch Probleme fest­gestellt: So verschwand nach einiger Zeit grundlos der Sound und ließ sich auch nicht wieder herstellen – das System meldete, dass keine Sound­karte (mehr) gefunden werden konnte. Dieses Problem war repro­duzierbar.

Fazit: Zum Einstieg, zum Testen und für andere kurz­fris­tige Anwen­dungs­zwecke wie Internet-Surfen sind die Live-Systeme von Ubuntu und Puppy Linux gut geeignet, auf die Dauer sollten Anwender aber eher zu Knoppix greifen oder gleich Ubuntu perma­nent auf der Fest­platte instal­lieren.

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