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Knoppix, Puppy, Ubuntu: Drei Linux-Live-Systeme zum Surfen und Arbeiten

Daten von der zerschos­senen Windows-Instal­lation retten, siche­reres Online-Banking und mehr - das ist mit Linux-Live-Systemen möglich. Wir zeigen Ihnen drei ausge­wählte Distri­butionen.
Von Hubertus Müller

Viele Compu­ter­nutzer haben zwar schon mal von Linux gehört und die Instal­lation erwogen, das aber schließ­lich wieder verworfen: Zu groß ist oft die Angst, die Fest­platte mit Windows drauf unwi­der­ruf­lich forma­tieren oder parti­tio­nieren zu müssen und dann doch nicht mit dem neuen Betriebs­system klar­zukommen. Mit Live-CDs jedoch kann jeder Linux ohne jegliche Instal­lation starten.

Damit ist es nicht nur möglich, das unbe­kannte Betriebs­system ausgiebig kostenlos zu testen, sondern es gibt noch weitere Vorteile: Linux Live-Systeme können beson­ders sicheres Surfen ermög­lichen, was etwa beim Online-Banking wichtig ist, oder bei einem "zerschos­senen" Windows-System, das noch nicht mal mehr bootet, die Daten retten. Auch Computer, die keine Fest­platte haben, werden nutzbar, indem Linux von CD startet.

Betriebs­system auf USB-Stick mitnehmen

Knoppix Knoppix
Screenshot: teltarif.de
Als ausge­reiftes und eines der popu­lärsten Live-Systeme gilt Knoppix (www.knopper.net/knoppix). Neben den genannten Anwen­dungs­zwe­cken kann man Knoppix in vielen Fällen als fast voll­wer­tigen Ersatz für ein auf Fest­platte instal­liertes Betriebs­system verwenden. Wie die meisten Live-Linux-Versionen kann es sowohl von CD/DVD wie auch vom USB-Stick starten.

Zu beachten ist jedoch, dass einige PCs, vor allem ältere, gar nicht vom USB-Stick booten können. Für diese Computer hat Knoppix aber seit neuestem eine "boot only"-Vari­ante, die zusammen mit einem Stick verwendet werden kann. Dabei startet das System zunächst von CD, wech­selt dann aber auf den USB-Spei­cher und läuft von dort weiter. So oder so muss erst eine Knoppix-Disc gebrannt werden, von der aus die weitere Konfi­gura­tion erfolgt.

Knoppix erschreckt beim Hoch­fahren

Hard­ware und die meisten Grafik- und Sound­karten sowieso sons­tige Peri­phe­rie­geräte werden beim Boot-Vorgang auto­matisch erkannt. Dass während dem Hoch­fahren eine weib­liche Stimme uner­wartet und plötz­lich laut warnt - "initia­ting Startup-Sequence!" - hat den Autor zwar ein biss­chen erschreckt, wirkt aber auch cool. Nach dem Start verhält sich das System größ­ten­teils wie ein normales Linux. Die bei der CD-Version enthal­tene Desktop-Umge­bung erin­nert an Windows XP: Unten links gibt’s eine Taskleiste mit einer Art Start­knopf, der das Programm-Menü öffnet.

Im teltarif.de-Test baute Knoppix die Inter­net­ver­bin­dung bei einge­stecktem LAN-Kabel auto­matisch auf und der inte­grierte Iceweasel-Browser (ein Firefox-Klon) lädt sofort Webseiten.

Einstel­lungen und zwischen­gespei­cherte Daten sind bei der reinen Nutzung als Live-CD nach einem Neustart wieder weg. So kann man sich auch keinen Virus einfangen, weswegen sich solche Systeme beson­ders gut zum sicheren Surfen eignen.

Beim Starten vom Knoppix per USB-Flash-Spei­cher gibt es jedoch die Möglich­keit, Einstel­lungen, Daten, Doku­mente und neue Soft­ware auf dem Stick zu sichern, so dass sie beim Reboot wieder vorhanden sind.

Windows-Fest­platte mit Linux repa­rieren

Die CD-Version enthält die Büro-Soft­ware LibreOffice, den Iceweasel-Webbrowser, den Photo­shop-Ersatz GIMP und den Multi­media-Mplayer. Auf der DVD-Version sind noch mehr Apps, auch Werk­zeuge für die Daten­ret­tung und System­repa­ratur sind dabei. Linux-Tools können selbst eine Windows-Fest­platte analy­sieren und bear­beiten.

Wer Knoppix nutzt, kann jeden­falls seinen Computer ohne Hard­disc fast wie ein normales Desktop-System verwenden. Die mögliche Instal­lation auf einem USB-Stick hat dabei ein paar Vorzüge gegen­über der CD-Vari­ante: Bei der Nutzung via CD läuft das System nämlich bedeu­tend lang­samer als vom Stick - wobei die tatsäch­liche Perfor­mance natür­lich auch vom verwen­deten Flash-Memory im Stick, und ob USB 2.0 oder 3.0 verwendet wird, abhängig ist. Zudem war es im Test nicht möglich, die Disc auszu­werfen während Knoppix läuft - somit ist das Lauf­werk blockiert.

Anfänger schei­tern im Zweifel schon am Knoppix-Down­load

Weiterer Nach­teil für Linux-Neulinge: Als einfachstes System gilt nach wie vor Ubuntu. Bei Knoppix fangen für Unkun­dige die Probleme dagegen schon mit der Home­page an: Auf der mini­malis­tisch gestal­teten Webseite findet der Anfänger wahr­schein­lich noch nicht mal den rich­tigen Down­load-Link, um die CD/DVD brennen zu können. Es werden unzäh­lige Links von Servern und Dateien ange­boten mit verschie­denen Knoppix-Versionen – schwer, da durch­zubli­cken.

Für Linux-Erfah­rene, die gern ein Betriebs­system zum Mitnehmen haben wollen und für spezi­elle Anwen­dungs­zwecke wie etwa Daten­ret­tung ist Knoppix ein sehr gutes System, aber für Neulinge wird übli­cher­weise Ubuntu empfohlen. Wer ein Problem mit Linux hat, findet außerdem die meisten Antworten in den Ubuntu-Online-Foren, wo die meisten Anfän­ger­fragen schon geklärt wurden. Glück­licher­weise gibt es auch diese Linux-Distri­bution als Live-CD.

Auf der folgenden Seite erfahren Sie, wie Sie Ubuntu als Live-System nutzen.

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