Internetradio

CBS sperrt Internet-Radiostreams im Ausland

Beginn einer nationalen Abschottung beim Webradio
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Wer ein Internetradio besitzt und auch Stationen aus den USA in seine Favoritenlisten gelegt hat, wird seit dem vergangenen Freitag möglicherweise eine böse Überraschung erleben: Bei zahlreichen Radiosendern tritt die Information "Network-Timeout" auf. Hintergrund: CBS, eines der größten US-Medienunternehmen, hat seine über 300 Hörfunksender mit einem so genannten Geoblocking versehen. Zugriff hat nur noch, wer mit einer US-IP-Adresse zugreift. Selbst News-, Talk- und Sportradios sind außerhalb der USA geblockt, obwohl sie keine Musik aussenden.

Das Vorgehen von CBS könnte, wie Branchenexperten befürchten, der Beginn einer globalen nationalen Abschattung beim Internetradio sein. Grund sind zum einen die immer höheren Forderungen von Rechteinhabern für das Aussenden von Musik über das Internet. CBS Radio benennt diese offiziell als Grund für die Sperren der Radiostreams im Ausland. Zum anderen hat aber auch die Zahl der Internetradiohörer in den vergangenen Jahren explosionsartig zugenommen, da es immer mehr Breitbandanschlüsse und vom Computer unabhängige, externe Empfänger zum Konsum von Internetradio - vom Küchenradio bis zum iPhone - gibt.

Da es sich beim Internetradio nicht um klassisches Broadcasting mit Sender und Empfänger handelt, sondern der Datenaustausch zwischen einzelnen Internet-Rechnern mit Hin- und Rückkanal über die technisch normierten Internetprotokolle erfolgt, steigt mit zunehmenden Hörerzahlen die Gebühr für das Streaming im Netz. Viele internationale Radiostationen überlegen daher aktuell, ausländische Hörer künftig auszusperren, um die Streaming-Gebühren in einem erträglichen Rahmen zu halten. Für die Besitzer, aber auch die Hersteller von Internetradiogeräten würde damit die Killer-Applikation, das mit den Empfängern Zehntausende Stationen aus aller Welt empfangbar sind, wegfallen.

Streaming mit AACplus spart Kosten ein

Während an den finanziellen Forderungen der Musikindustrie offenbar nicht gerüttelt werden kann, gebe es zumindest beim Streaming eine Lösung: Viele Radiostationen senden ihre Radiostreams aktuell mit 128 kBit/s und mehr. Mit Kompressionslösungen wie AACplus könnte die Datenrate jedoch massiv heruntergefahren werden, ohne dass es zu merklichen Qualitätseinbußen kommt. AACplus-Streams klingen bereits mit 24 kBit/s akzeptabel. Nachteil ist nur, dass noch nicht alle Internetradio-Empfänger AACplus-Streams verwerten können. Dafür könnten die Kosten für das Streaming im Internet massiv reduziert werden.

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