Streaming

Die Fußball-WM von ARD und ZDF im Ausland streamen

Erstmals ist es möglich die Spiele der Fußball-WM auch im EU-Ausland zu streamen. Wer die ZDF-Mediathek oder die Sportschau-App nutzen will, schaut aber in die Röhre. Nutzer müssen einen kostenpflichtigen Premium-Account eines Drittanbieters vorweisen.
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Zattoo ist jetzt auch im Ausland nutzbar Zattoo ist jetzt auch im Ausland nutzbar
Foto: Denis Plaster - fotolia.com, Logo: Zattoo, Montage: teltarif.de
Wer bislang während eines sportlichen Großereignisses im EU-Ausland verweilte und das Event über Internet an Laptop, Smartphone oder Tablet schauen wollte, hatte schlechte Karten: Die heimischen Sender waren aufgrund eines Geoblockings nicht zu sehen. Der Nutzer musste auf die heimischen Angebote in einer zumeist fremden Sprache zurückgreifen. Hatte er Pech, wurde das Event überhaupt nicht übertragen.

Das hat sich jetzt geändert dank der neuen sogenannten EU-Portabilitätsverordnung, die Anfang 2018 in kraft getreten ist. Ab sofort muss das Lieblingsfernsehen nicht mehr zu Hause bleiben, wenn Nutzer in den Urlaub oder auf Dienstreise fahren. Erstmals können Fußballfans auf diesem Weg auch die Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland, die von ARD und ZDF übertragen werden, live mobil sehen.

Kostenpflichtiger Premium-Account eines Drittanbieters erforderlich

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Wer jetzt denkt, man könne die WM somit auch über die ZDF-Mediathek oder die Sportschau-App genießen, schaut allerdings im wahrsten Sinne des Wortes in die Röhre. Um im EU-Ausland das TV-Programm zu streamen, ist neben einem Internetzugang ein kostenpflichtiger Premium-Account eines Bezahlfernsehanbieters erforderlich. Diese neue Regelung ist umstritten, denn so müssen Kunden neben dem Rundfunkbeitrag auch noch ein Zusatzabo abschließen, um ARD Das Erste und das ZDF zu sehen.

Wer also vor einer Urlaubsreise steht und auf die Spiele nicht verzichten will, benötigt ein Abo einer Online-TV-Plattform. So werben Zattoo, MagineTV oder TV Spielfilm Live für die Spiele der Fußball-WM. Branchenprimus Zattoo hat extra zur WM eine Rabatt-Aktion gestartet.

Zattoo Premium-Nutzer, aber auch zahlende Abonnenten von MagineTV und TV Spielfilm Live können damit ohne Einschränkung bei vorübergehendem Aufenthalt im EU-Ausland deutsches Fernsehen streamen. Dies gilt gleichermaßen auf Mallorca oder Sardinien, in den österreichischen Alpen oder am dänischen Strand. Um ab sofort deutsches Fernsehen im EU-Ausland zu schauen, müssten Premium-Nutzer nichts weiter unternehmen. Die Umstellung erfolge automatisch, so die Plattformbetreiber.

Noch nicht möglich ist das Streaming im EU-Ausland beim Portal waipu.tv. Aktuell könnten die Angebote aus lizenzrechtlichen Gründen ausschließlich in Deutschland genutzt werden, die technische Umstellung auf die neue EU-Portabilitäsverordnung werde jedoch bis Mitte Juni, und damit noch vor Ende der Fußball-WM, erfolgt sein, heißt es vom Anbieter.

Kostenloses VPN für FRITZ!Box-Nutzer

Wer die Kosten scheut, kann zumindest theoretisch auch mit einem deutschen Proxy-Tunnel online gehen. Dazu bieten zahlreiche Anbieter entsprechende Apps an, bei denen der Nutzer wählen kann, aus welchem Land seine öffentliche IP sein soll. Um jedoch Streaming-Dienste nutzen zu können, bei denen naturgemäß viel Traffic anfällt, sind in der Regel kostenpflichtige Abos nötig. Kostenlos bieten die Apps meist nur wenige Megabyte an.

Doch es geht auch kostenlos: So haben zum Beispiel Nutzer einer FRITZ!Box von AVM die Möglichkeit, einen VPN-Tunnel zwischen der heimischen FRITZ!Box und einem Handy, Tablet oder Notebook einzurichten. Dadurch wird der Datenverkehr bei aktivem VPN über den heimischen Anschluss geleitet wird und der Nutzer ist im Ausland mit seiner heimischen IP im Internet unterwegs.

AVM bietet sogar eine Anleitung zur Einrichtung eines VPN über die FRITZ!Box an, mit der die Einrichtung auch von unerfahrenen Nutzern zu erledigen sein sollte. Mit einem funktionieren VPN zum heimischen Anschluss kann theoretisch sogar im Nicht-EU-Ausland die Fußball-WM geschaut werden - vorausgesetzt, der vor Ort vorhandene Internetanschluss ist für Video-Streaming geeignet. Zu bedenken gilt auch, dass in einigen Ländern die Verwendung eines VPN-Dienstes verboten sein könnte.

Rechtliche Grauzonen nicht empfehlenswert

Eine weitere Alternative wäre theoretisch die Nutzung eines der zahlreichen Portale und oder Apps, die Fernsehsender aus dem Ausland ohne Geoblocking schwarz streamen. Diese Maßnahmen bewegen sich aber rechtlich in der Grauzone oder wurden bereits als illegal eingestuft. Der Europäische Gerichtshof entschied etwa, dass ein Livestreaming von FreeTV-Programmen durch einen Dritten ohne ausdrückliche Genehmigung zur Weiterverbreitung rechtswidrig ist.

Es gab auch bereits erfolgreiche Gerichtsprozesse von Rechteinhabern in Deutschland: Das Amtsgericht Tauberbischofsheim verurteilte 2016 zwei Deutsche wegen illegalem Live-Streamings von Bundesliga-Übertragungen von Sky Deutschland. Wegen fünf nachgewiesener Urheberrechtsverletzungen im Jahr 2014 wurde ein 28-jähriger Angeklagter aus Baden-Württemberg zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung verurteilt. Ein weiterer, ebenfalls 28-jähriger Angeklagter aus Sachsen wurde zu einer Geldstrafe in Höhe von 90 Tagessätzen verurteilt.

Es wäre dennoch zu begrüßen, wenn in einem gemeinsamen Europa künftig alle Fernsehzuschauer die Möglichkeiten des Streamings heimischer Sender auch im Ausland erhalten, egal ob sie nun zahlende Kunden eines Pay-Pakets sind oder nur Gratis-Angebote nutzen. Der momentane Status Quo ist in jedem Fall unbefriedigend.

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