Speedtests

Bandbreite zu gering: Speedtests geben Aufschluss

Bringt der Inter­net­anschluss zu Hause nicht die erwar­tete Geschwin­dig­keit, helfen Speed­tests bei der Ursa­chen­for­schung - voraus­gesetzt, die Tools werden korrekt einge­setzt.
Von dpa /

Internetgeschwindigkeit mit Hilfe von Speedtests ermitteln Internetgeschwindigkeit mit Hilfe von Speedtests ermitteln
Bild: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow
Ganz gleich, ob man eine Inter­net­lei­tung mit 16, 50, 100, 250, 500 oder gar 1000 MBit/s zum Surfen, Streamen oder Spielen gebucht hat: Der Frust ist groß, wenn die Band­breite nied­riger als zuge­sagt ausfällt.

Doch bevor sich Kundinnen und Kunden an ihren Inter­net­anbieter wenden, sollten sie mit einem Speed­test fest­stellen, wie groß die Band­breite tatsäch­lich ist. "Bei einem Speed­test werden Daten­pakete zu einem oder mehreren Test­ser­vern hin- und herge­schickt, um Infor­mationen zum Tempo und der Latenz zu erhalten", erklärt Chris­tian Just von der "Compu­ter­bild".

Direkt im Browser oder mit Programmen zum Instal­lieren werden dabei die Down­load- und Upload­rate gemessen, aber auch der soge­nannte Ping-Wert, der die Reak­tions­zeit der Inter­net­ver­bin­dung misst. "Je höher dieser Wert ist, desto lang­samer ist die Leitung", sagt Just.

Nur am LAN-Kabel testen

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Die Ergeb­nisse fallen häufig sehr unter­schied­lich aus. "Es gibt sehr viele Unwäg­bar­keiten bei Speed­tests, das fängt beim Rechner selbst an und hört bei den betei­ligten Test­ser­vern auf", sagt Ernst Ahlers von der "c't". "Das Wich­tigste: Einen Speed­test sollte man immer mit einem LAN-Anschluss durch­führen, hierzu sollte der Rechner also direkt via Kabel mit dem Router verbunden werden", sagt Ahlers.

Messungen übers WLAN seien nicht aussa­gekräftig, weil die tatsäch­liche Band­breite hier durch zu viele Stör­fak­toren beein­flusst werden kann. Beim Test sollte nichts anderes laufen: keine Programme, keine Down­loads, keine Videos, kein geöff­neter Browser. Und der Rechner darf nicht zu alt sein. "Wird der Test beispiels­weise mit einem Laptop mit altem Prozessor durch­geführt, kann das Ergebnis dadurch schlechter ausfallen", sagt Ahlers.

Entschei­dend für das Ergebnis eines Speed­tests sei zudem, wie viele Zwischen­stopps das Signal zum Test­server zurück­legen muss und wie leis­tungs­stark die Gegen­stelle ist. Ist der Test­server über­lastet, geht die Rate in den Keller. "Bei einigen Speed­tests kann man den Test­server selbst auswählen und wird fest­stellen, dass die Ergeb­nisse bei einem Wechsel sehr unter­schied­lich ausfallen können", sagt Ahlers.

Doku­men­tation ist alles

Beein­flusst werden kann das Mess­ergebnis aber auch durch die Anti­virus-Soft­ware. "Abschalten oder gar deinstal­lieren sollte man die aber nur, wenn die Ergeb­nisse des Speed­tests völlig aus dem Rahmen fallen", rät Just.

Wer mit Speed­test-Ergeb­nissen seinen Inter­net­anbieter konfron­tieren möchte, sollte die Messungen doku­men­tieren. Bei vielen Inter­net­seiten mit Speed­tests ist das nach einer Regis­trie­rung möglich. Der Geschwin­dig­keits­test der Bundes­netz­agentur hat dafür in der Desktop-Version eine Kampa­gnen-Funk­tion inte­griert. "Nach Abschluss der vorge­schrie­benen Messungen erhält der Verbrau­cher dann ein Mess­pro­tokoll, mit dem er sich an den Anbieter wenden kann", erklärt Michael Reifen­berg von der Bundes­netz­agentur.

Mindes­tens zweimal zehn Messungen an zwei Tagen müssen erfolgen. Danach gibt es auch eine Einschät­zung, inwie­weit die tatsäch­liche Band­breite der vertrag­lich verein­barten entspricht. Die Anbieter müssen zu jedem Tarif ein Produkt­infor­mati­ons­blatt mit allen wich­tigen Werten veröf­fent­lichen.

Es kommt nicht genug an

Bei einer Diskre­panz kann man etwa vom Anbieter das fehlende Mehr an Geschwin­dig­keit einfor­dern. Ist dies nicht möglich, kann man im Gespräch mit dem Provider viel­leicht einen Wechsel in einen lang­sameren Tarif verein­baren und dann natür­lich auch weniger zahlen.

"Wenn auf diesem Weg keine Lösung erzielt werden kann, hilft der Verbrau­cher­ser­vice der Bundes­netz­agentur weiter", sagt Reifen­berg. Insge­samt ist die Lage ernüch­ternd, wenn man die Zahlen der Behörde betrachtet. Laut Jahres­bericht 2018/2019 erhielten ledig­lich 16,4 Prozent der Nutze­rinnen und Nutzer eines statio­nären Breit­band­anschlusses im Down­load die vertrag­lich verein­barte Daten­über­tra­gungs­rate. 70,1 Prozent kamen immerhin auf die Hälfte.

Beson­ders wenn es um Kabel-Inter­net­anschlüsse geht, sollte man Speed­tests zu unter­schied­lichen Tages­zeiten starten. "Da bei Kabel­anschlüssen die Band­breite unter allen Nutzern aufge­teilt wird, sind die Schwan­kungen bei den Messungen hier beson­ders hoch", sagt Just. Kabel­kunden hätten vor allem abends mit Tempo­ein­brü­chen zu kämpfen.

Welcher Speed­test wozu?

Nicht jeder Speed­test ist übri­gens auch zum Testen der schnellsten Gigabit-Anschlüsse (1000 MBit/s) geeignet. Bei der Breit­band­mes­sung der Bundes­netz­agentur gibt es im Browser nur bis 500 MBit/s Test­ergeb­nisse. Um schnel­lere Anschlüsse zu testen, muss das Programm instal­liert werden.

"Empfeh­lens­wert ist grund­sätz­lich, möglichst viele verschie­dene Tests durch­zuführen, um verläss­liche Werte zu ermit­teln", rät Ernst Ahlers von der "c't". Die Breit­band­mes­sung der Bundes­netz­agentur sei dabei aber immer auch deshalb eine gute Adresse, weil die Ergeb­nisse in die Gesamt­betrach­tung der Netz­abde­ckung in Deutsch­land einfließen.

Seit kurzer Zeit bietet Provider Voda­fone den zwei­stu­figen Speed­test Plus bundes­weit für alle Kabel­kunden an. Details dazu lesen Sie in einer weiteren News.

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