Honor Magic V2: Weltweit dünnstes Foldable im Test
Mit dem Honor Magic V2 zeigt der chinesische Hersteller eindrucksvoll, dass faltbare Smartphones nicht dick und schwer sein müssen. Das Foldable ist leichter als ein Galaxy S24 Ultra und beinahe genauso dünn. Eine erstaunliche Ingenieurskunst, vor allem in Anbetracht dessen, welch fortschrittliche Hardware in dem Falter steckt. Wir haben das Magic V2 mehrere Wochen ausführlich im Alltag getestet. Dabei konnten uns abseits des Designs die Displays, die Kameras und die Akkulaufzeit überzeugen. In diesem Bericht lesen Sie alle Stärken und Schwächen, die das Magic V2 besitzt.
Honor Magic V2: Foldable ohne Backstein-Charme
Das Honor Magic V2 im Check
Bild: Andre Reinhardt
Faltbare Smartphones haben eine lange Reise hinter sich. Ende 2018 erschien mit dem Royole FlexPai das weltweit erste kommerzielle Modell. Mit einem Gewicht von wuchtigen 320 g und einer Dicke von klobigen 15,5 mm ließ sich das Produkt eher unangenehm in der Hosentasche verstauen. Im Herbst 2019 folgten schließlich die ersten Foldables von Samsung und Huawei in Form des Galaxy Fold respektive Mate X. Das Galaxy Fold ist genauso dick wie das FlexPai, wiegt aber nur 276 g. Lediglich 11 mm dick ist hingegen das Mate X. Allerdings bringt jenes 295 g auf die Waage.
Aktuell ist das Honor Magic V2 das kompakteste Foldable im Buch-Stil. Die dünne Bauweise von nur 9,9 mm und das niedrige Gewicht von 231 g wissen zu begeistern. Zum Vergleich: Samsungs Galaxy S24 Ultra kommt auf 8,6 mm bei 232 g. Apples iPhone 15 Pro Max ist mit 8,3 mm und 221 g auch nicht viel handlicher als der Honor-Falter. Hat der China-Konzern für die schlanke Bauweise zu sehr den Rotstift ansetzen müssen? Unserer Meinung nach nicht.
Folgende Spezifikationen weist das Magic V2 auf:
- 7,92 Zoll großes flexibles AMOLED-Display (2344 mal 2156 Pixel, 120 Hz)
- 6,43 Zoll großes AMOLED-Außendisplay (2376 mal 1060 Pixel, 120 Hz)
- Chipsatz Snapdragon 8 Gen 2
- Kameras: 50 MP Weitwinkel, 20 MP Telefoto (2,5-fach-Zoom), 50 MP Ultraweitwinkel
- 512 GB Flash
- 16 GB RAM
- 5000 mAh Akkukapazität
- 66W-Schnelllademechanismus (kabelgebunden)
Ersteindruck vom Honor Magic V2
Besonders schlankes Gehäuse
Bild: Andre Reinhardt
Der Autor dieser Zeilen ist selbst begeisterter Foldable-Nutzer. Angefangen mit einem Galaxy Z Fold 2 5G ging es zu einem Vivo X Fold. Das Vivo-Handy ist zwar gut ausgestattet, mit 14,6 mm Dicke und 311 g Gewicht aber ein ziemlicher Brocken. Insbesondere die erheblich dünnere Bauweise des Magic V2 fiel bei der ersten Kontaktaufnahme positiv auf. Man hat wirklich den Eindruck, ein reguläres Smartphone in den Händen zu halten. Der Unterschied beim Gewicht macht sich nicht so sehr bemerkbar wie erwartet. Das liegt vor allem daran, dass das Honor-Telefon eine kopflastige Konstruktion ist.
Dicke von Magic V2 und X Fold
Bild: Andre Reinhardt
Die Verarbeitung ist erstklassig. Wir haben als Testgerät die schwarze Variante mit Kunstleder erhalten. Das Material der Rückseite fühlt sich hochwertig an und sorgt für einen rutschfesten Halt. Ein Rahmen aus Aluminium und ein Scharnier mit Titanlegierung sorgen für Stabilität. Der geschmeidige und arretierbare Faltmechanismus macht ebenfalls einen guten Eindruck. Der Kamerabuckel des Falters ist 4 mm dick. An der dicksten Stelle misst das Magic V2 also 13,9 mm. Allerdings haben andere High-End-Handys ein ähnlich ausladendes Fotografie-Element. Schon beim ersten Anschalten begeisterte das helle, scharfe Frontdisplay.
Displays, Kamera und Performance
Die Displays des Honor Magic V2
Hauptdisplay des Magic V2
Bild: Andre Reinhardt
Auf dem Datenblatt machen die beiden Anzeige eine gute Figur. Dank LTPO ist eine variable Aktualisierungsrate bei beiden Bildschirmen möglich. Zudem sind die Displays mit bis zu 1600 cd/m² (innen) sowie 2500 cd/m² (außen) angenehm hell. Selbst bei starker Sonneneinstrahlung lassen sich die Anzeigen problemlos ablesen. Die Blickwinkel sind äußerst stabil, die Farben authentisch und der Kontrast hoch. Das Außendisplay des Magic V2 schützt Honor mit seinem Nanokristallglas 2.0. Beide Bildschirme verfügen zudem ab Werk über eine Schutzfolie.
Frontdisplay im angenehmen 20:9-Format
Bild: Andre Reinhardt
Diese sollte vor allem beim inneren Panel nicht entfernt werden. Einen Wermutstropfen gibt es nämlich, denn das biegsame Display des Honor-Modells verfügt über kein ultradünnes Glass (Ultra Thin Glass, UTG). Trotzdem fühlt sich die faltbare Anzeige robust an. Das muss sie auch sein, denn sie ist, genau wie die vordere, mit dem aktiven Stylus von Honor kompatibel. Unverständlich empfinden wir Honors Entscheidung, zwar auch in Europa softwareseitig die Stiftkompatibilität freizuschalten, aber den Stift nicht bei uns zu verkaufen. Bei Interesse ist also ein Import erforderlich.
Kameras des Honor Magic V2 im Check
Rückseite des Magic V2
Bild: Andre Reinhardt
Das Fotografie-Setup des Magic V2 ist vielseitig. Es gibt eine Weitwinkel-Kamera mit 50 MP, Blende f/1.9, optischer Bildstabilisierung, Laserautofokus, Farbsensor und dToF-Tiefensensor. Mit der Telefoto-Einheit (20 MP, Blende f/2.4, Phasenerkennung-Autofokus) lässt sich ein 2,5-facher optischer Zoom bewerkstelligen. Auch dieses Modul ist optisch gegen Verwackeln geschützt. Das hintere Trio wird von einer Ultraweitwinkel-Kamera mit 50 MP, Blende f/2.0 und Autofokus komplettiert. Für Selfies steht pro Display eine 16-MP-Knipse mit Blende f/2.2 ohne automatischer Fokussierung parat.
Bildausschnitt der Weitwinkel-Kamera (oben Magic V2, unten X Fold)
Bild: Andre Reinhardt
Bildausschnitt der Weitwinkel-Kamera (oben Magic V2, unten X Fold)
Bild: Andre Reinhardt
Bildausschnitt der Ultraweitwinkel-Kamera (oben Magic V2, unten X Fold)
Bild: Andre Reinhardt
Bildausschnitt der Telefoto-Kamera (oben Magic V2, unten X Fold)
Bild: Andre Reinhardt
Von der Hauptkamera sind wir durchaus angetan. Es lassen sich bis zu den Rändern hin scharfe Fotos mit vielen Details und authentischen Farben einfangen. Selbst nachts macht die Weitwinkel-Kamera eine gute Figur. Die Ultraweitwinkel-Kamera verzerrt an den Rändern kaum und hat eine durchgängig hohe Schärfe. In dunklen Innenräumen trüben jedoch Bildrauschen und Detailverlust der Kameras das Ergebnis. Ferner ist es schade, dass ab Werk durch Pixel-Binning mit der Telefoto-Einheit nur 5 MP große Fotos entstehen. Im manuellen Modus lassen sich jedoch die vollen 20 Megapixel nutzen.
Selfies wissen durch eine homogene Ausleuchtung und natürlichen Farben zu gefallen. Allerdings sind die Ergebnisse vergleichsweise detailarm.
Honor Magic V2: Performance
Das Foldable stammt aus dem Juli 2023, hat es aber erst vor kurzem zu uns nach Europa geschafft. Zum damaligen Zeitpunkt gab es den Chipsatz Snapdragon 8 Gen 3 noch nicht, entsprechend besitzt das Magic V2 den Snapdragon 8 Gen 2. Das ist aber nicht weiter tragisch, da dieses High-End-SoC eine enorm hohe Arbeitsgeschwindigkeit hat. Im Benchmark AnTuTu erreichten wir 1.175.608 Punkte. GeekBench 3.0 bescheinigte 4445 Zähler (Multi-Core) respektive 1723 Zähler (Single-Core). Das Vivo X Fold mit Snapdragon 8 Gen 1 kommt auf 761.521 Punkte (AnTuTu) sowie 1754/3915 Punkte (GeekBench 3.0).
Ruckler haben wir bei der Bedienung des Magic V2 nie bemerkt, das Handy agiert äußerst flüssig. Multitasking mit einem Dutzend offener Apps ist kein Problem. Fordernde Spiele wie Need for Speed: No Limits, FC Mobile oder Blood Strike stemmt das Honor-Foldable mühelos. Ebenfalls positiv ist die Akkulaufzeit. Die 5000 mAh umfassende Silikon-Karbon-Batterie ermöglichte bei einer aktiven Bildschirmzeit von 4 Stunden 12 Minuten eine Laufzeit von knapp 53 Stunden. Dabei wurde meistens das große Display bei 90 Prozent Helligkeit genutzt.
Wir empfehlen allerdings dringend, das originale Honor-Ladegerät, das leider nicht im Lieferumfang ist, dazuzukaufen. Mit fremden Ladegeräten lädt der Akku nämlich nur ziemlich langsam. Es vergehen 2,5 Stunden bis zur vollen Aufladung. Mit dem Hersteller-Netzteil sollen es via 66W circa 50 Minuten sein.
Konnektivität und Fazit
Konnektivität des Honor Magic V2
Magic V2 im Notebook-Modus
Bild: Andre Reinhardt
In diesem Foldable stecken zahlreiche Schnittstellen. Für den Mobilfunk stehen 5G, LTE und GSM parat. Es lassen sich zwei physische SIM-Karten oder eine SIM-Karte und eine eSIM betreiben. Das heimische Drahtlosnetzwerk wird mit Wi-Fi 6 und Wi-Fi 7 angesteuert. Dual-Band (5 GHz und 2,4 GHz) ist integriert, das 6-GHz-Band fehlt. Zur weiteren Konnektivität zählen Bluetooth 5.3 (LE), NFC, GPS, Infrarot, ein im Ein-/Ausschalter integrierter Fingerabdrucksensor sowie USB Typ C 3.1. Der Digitizer ermöglicht die zuvor erwähnte Stifteingabe.
Telefonieren kann man mit dem Magic V2 natürlich auch. Dank des geringen Gewichts werden selbst längere Gespräche nicht unangenehm. Die Empfangsqualität ist ähnlich gut wie bei anderen Smartphones. Verständigungsprobleme und Verbindungsabbrüche gab es keine. Die Navigation per GPS besticht mit einer hohen Standortgenauigkeit und stabiler Verbindung. Im WLAN konnten wir die 250 MBit/s unserer DSL-Leitung in unmittelbarer Router-Nähe voll ausreizen. Am Arbeitsplatz waren immer noch gute 150 MBit/s möglich. Der 5G- und LTE-Empfang war, unter Berücksichtigung des Standorts, zufriedenstellend.
Fazit zum Honor Magic V2
Praktisch: Uhr im Zeltmodus
Bild: Andre Reinhardt
Das Magic V2 ist ein äußerst gelungenes Foldable. Es soll auch Kunden locken, für die faltbare Smartphones bislang zu groß und schwer waren. Tatsächlich ist das Design das Highlight dieses Handys. Die Displays sind hervorragend, wenn auch der Verzicht auf ultradünnes Glas schade ist. Außerdem wird der Gesamteindruck durch das veraltete Betriebssystem (Android 13 in Form von MagicOS 7.2) getrübt. Bei den Sicherheitspatches darf der Hersteller ebenfalls mehr Gas geben. Stand 12. April ist noch der Februar-Patch installiert.
Software-Support lässt sich aber stets verbessern. Es sollen noch drei große Android-Updates kommen. Sicherheitspatches sind für fünf Jahre eingeplant. Wer sich an dem fehlenden Qi-Aufladen nicht stört und nicht den größten Zoom benötigt, dürfte am Magic V2 viel Freude haben. Zum Zeitpunkt der Artikelerstellung kostete das Foldable im Preisvergleich 1486 Euro. Das Galaxy Z Fold 5 ist ab 1230 Euro zu haben. Dieses Konkurrenzprodukt hat einen Wasserschutz und ultradünnes Glas, aber kleinere Displays und mehr Masse. Das OnePlus Open (ab 1669 Euro) und das Pixel Fold (ab 1380 Euro) sind weitere Alternativen.
Wenn Sie eher einen kompakten Falter im Klapphandy-Stil wollen, empfehlen wir Ihnen unseren Test zum Galaxy Z Flip 5.