Anonymität

Anonym durchs Internet: So verwischen Sie Standort & IP-Adresse

Legal von Deutschland aus auf YouTube, hulu.com, Pandora & Co. zugreifen
Von Rita Deutschbein mit Material von dpa

Anonym durchs Internet: So verwischen Sie Standort & IP-Adresse Spuren im Internet verwischen
Bild: teltarif.de
Leider passiert es immer häufiger, dass bei einem Klick auf ein YouTube-Video statt des erwarteten Clips die Meldung "Leider ist dieses Video in Deutschland nicht verfügbar" auf dem Bildschirm zu sehen ist. YouTube-Eigner Google gibt als Grund für diese Fehlermeldung den Streit um die Vergütungsrechte an: Zwischen dem Video-Portal und der Verwertungsgesellschaft Gema herrscht ein seit Jahren andauernder Streit ums Geld, der 2010 in einer Klage der deutschen Gema gegen die Google-Tochter gipfelte.

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Ähnliche Probleme tun sich beispielsweise bei Audio-Streamingdiensten wie Pandora und Spotify auf. Erkennt das System, dass die Abfrage von einer Internet-Adresse (IP-Adresse) aus Deutschland kommt, wird der Zugriff auf die Inhalte der Portale geblockt.

Legale Anonymisierung im Netz

Als Lösung der aus den ungeklärten Rechten resultierenden Wiedergabe-Probleme, finden sich im Netz zahlreiche Anleitungen, mit denen Nutzer ihren eigentlichen Standort und somit die Herkunft der Daten-Abfrage verschleiern können sollen. Rechtswidrig ist eine solche Anonymisierung nicht. "Für die Nutzer hat der Einsatz von Proxys zur Umgehung von Geo-Sperren keine Relevanz", sagt der IT- und Medienrechtler Thorsten Feldmann von der Berliner Kanzlei JBB Rechtsanwälte. Nutzer in Deutschland könnten sich dabei unter anderem auf eine Wertung im Telemediengesetz (TMG) berufen. Dort heißt es in Paragraph 13, Absatz 6: "Der Diensteanbieter hat die Nutzung von Telemedien und ihre Bezahlung anonym oder unter Pseudonym zu ermöglichen, soweit dies technisch möglich und zumutbar ist." Und diese Vorschrift gilt auch für YouTube und ähnliche Angebote.

Öffentlich zugängliche Proxy-Server sind eine Methode zur Verschleierung der Herkunft im Netz. Dabei handelt es sich um ins Netz integrierte Rechner, über die der Browser seine Anforderung nach Webseiten schickt und über die er die Ergebnisse zurückerhält. Allerdings sind diese Server meist nicht für die Übertragung von Video-Streams ausgelegt, da die Verbindung über die Proxy-Server zu langsam ist. Für Video-Portale wie YouTube reichen die Proxy-Lösungen aber zumeist aus. Firefox-Nutzer können hierfür beispielsweise eine Erweiterung wie das Plugin "Stealthy" installieren, das den Datenstrom über freie Proxy-Server lenkt.

Geo-Sperren umgehen mithilfe von VPN-Anbietern

Eine Alternative zu Proxy-Servern bieten kommerzielle VPN-Anbieter. Unternehmen wie CyberGhost, PureVPN, Perfect Privacy, Astrill oder HideMyAss werben mit der verlässlichen Umgehung der Geo-Sperren. VPN steht für Virtual Private Network und beschreibt ein Verfahren, wie man im offenen Internet Daten durch einen verschlüsselten Tunnel transportieren kann. Eingesetzt werden VPNs unter anderem zur sicheren Ankopplung mobiler Arbeitsplätze an ein Firmennetzwerk oder als sicherer Tunnel bei der Nutzung von WLAN-Hotspots.

Im Fall der "Anonymizer" wie CyberGhost oder Astrill wird das VPN verwendet, um eine abhörsichere Verbindung zwischen dem PC des Anwenders und einem Server des VPN-Anbieters aufzubauen, der in der Regel im Ausland steht. Auf diesem Weg hilft ein VPN den Anwendern dabei, beim Surfen im Netz oder dem Herunterladen von Dateien die eigene IP-Adresse zu verschleiern.

"Wenn man die Medien-Angebote von kommerziellen US-Portalen wie hulu.com oder Pandora nutzen möchte, muss man einen VPN-Anbieter auswählen, der in den USA beheimatet ist oder zumindest dort einen Server betreibt, damit die IP-Adresse US-amerikanisch bleibt", sagt Fachredakteur Lars Sobiraj vom Portal gulli.com. "Ansonsten bleibt die Sperre natürlich bestehen, sofern man erkennen kann, dass Sie aus dem Ausland auf die Angebote zugreifen wollen."

Die Auswahl an VPN-Anbietern ist groß. Oftmals finden sich im Netz entsprechende Listen mit mehr als 100 Anbietern. Bevor sich der Nutzer jedoch für ein Unternehmen entscheidet, sollte deren Vertrauenswürdigkeit und der Kostenfaktor genau geprüft werden.

Wirkliche Anonymität im Netz nur mit Aufwand möglich

Nach den Erfahrungen der Experten ermöglichen die gängigen VPN-Anbieter tatsächlich den Zugriff auf Dienste wie hulu.com oder YouTube-Videos, die sonst für den Zugriff aus Deutschland gesperrt wären. Der Einsatz eines VPN ist jedoch kein Garant dafür, dass Nutzer sich vollkommen anonym im Netz bewegen können. Zum einen können die VPN-Dienstleister – zumindest theoretisch - das Verhalten im Netz den einzelnen Kunden zuordnen. Zum anderen gibt es neben der IP-Adresse vielfältige Methoden, Nutzer im Netz zu identifizieren oder wiederzuerkennen.

Eine Möglichkeit der Identifikation sind sogenannte Cookies: Anders als üblicherweise angenommen werden diese nicht nur bei der Nutzung des Webbrowsers und von Plugins erstellt, sondern auch zum Abspielen von Flash-Filmen oder zur Darstellung von PDF-Dateien benötigt. Auch aktive Logins - beispielsweise bei Facebook oder Online-Shops - setzen der Anonymität im Netz ein Ende. Wollen User im Netz tatsächlich unerkannt unterwegs sein, müssen sie mehr Aufwand betreiben.

Lösungen wie JonDonym und das Tor-Netzwerk etablieren zur Verschleierung des Internetverkehrs Kaskaden von Proxy-Servern und leiten den Webtraffic über mehrere "Nodes". Bei dem von der US-Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) geförderten Tor-Netzwerk verstecken sich die Anwender nicht nur hinter mehreren Proxy-Servern, sondern auch in der Masse der anderen Tor-Anwender. Um die Tor-Software halbwegs bequem nutzen zu können, sollten Anwender das "Browser Bundle" des Projektes nutzen, das aus einem speziell vorbereiteten - und leider etwas veralteten - Firefox-Browser und der Bildoberfläche Vidalia besteht. Experten, die sich die Konfiguration selbst zutrauen, können auf eine aktuelle Firefox-Version umsteigen.

JonDonym [Link entfernt] ging aus dem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekt Java Anon Proxy (JAP) hervor, das an der Technischen Universität Dresden und der Universität Regensburg entwickelt wurde. Nach dem Ende der staatlichen Förderung 2006 haben einige Mitarbeiter das Projekt als Unternehmen, die JonDo GmbH, ausgegründet. Eine kostenfreie Variante drosselt die Durchsatzgeschwindigkeit auf 50 kBit/s und bietet nur zwei Nodes. JonDonym gilt als ein besonders einfach einzurichtendes und zu nutzendes System in deutscher Sprache.

Die Preise der Premium-Accounts richten sich nach dem Transfervolumen. So erhält man für 30 Euro vier Monate lang monatlich ein Datenvolumen von 1,5 Gigabyte. Allerdings bezahlt der Nutzer nicht nur den Preis für das JonDonym-Abo, sondern auch mit einer deutlichen Verlangsamung beim Aufruf von Webseiten.

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