Fake President

Hackerangriffe auf deutsche Firmen sind "Massenphänomen"

Hacker haben nicht nur die Computer des Bundestags angegriffen. Auch Kliniken und Unternehmen sind Ziele von Cyber-Attacken. Die Polizei ruft dazu auf, Daten zu sichern.
Von mit Material von dpa

Hackerangriffe auf deutsche Firmen sind Massenphänomen Hackerangriffe auf deutsche Firmen sind "Massenphänomen"
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Nach Hacker-Angriffen auf Unternehmen hat die Polizei zu erhöhter Vorsicht aufgerufen. IT-Systeme seien verstärkt Cyber-Attacken von außen ausgesetzt, sagte eine Polizeisprecherin heute in Freiburg. Unternehmen und auch andere Einrichtungen sollten sich schützen und ihre Datensysteme gegen solche Angriffe sichern. Zudem sollten sie bei Verdachtsfällen sofort die Polizei einschalten. Spezialermittler der Polizei machten sich dann auf die Suche nach den Tätern. Dies sei jedoch schwierig, weil es sich meist um global agierende Kriminelle handele. Verlässliche Zahlen, wie häufig es zu solchen Straftaten kommt, gebe es nicht.

Ausgelöst hat die Debatte ein mittelständischer Reifenhändler im badischen Herbolzheim (Kreis Emmendingen). Sein IT-System war einem Bericht der "Badischen Zeitung" zufolge von unbekannten Erpressern gehackt worden. Ähnliche Angriffe und Erpressungsversuche waren zuletzt bei mehreren Kliniken in Nordrhein-Westfalen sowie in einer Arztpraxis in Baden-Württemberg bekannt geworden. Die IT-Systeme der Praxis und Kliniken waren daraufhin tagelang außer Betrieb gewesen.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südlicher Oberrhein nannte Cyber-Attacken, ebenso wie die Polizei, ein Massenphänomen. Den Unternehmen, deren IT mit einem Virus angegriffen und beschädigt werden, entstünden hohe Schäden, weil die Datensysteme oft tagelang ausfielen und wertvolle Daten verloren gingen. Meist versuchten die Täter, Geld zu erpressen. Die Polizei warnte davor, zu zahlen.

Gefälschte Mails mit Zahlungsanweisungen vom Chef

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Offenbar sind nicht nur Mittelständler, sondern auch mehrere Dax-Konzerne auf eine neue Hacker-Masche hereingefallen und haben Millionen-Beträge auf Konten ins Ausland überwiesen. Das berichtet das Wirtschaftsmagazin Capital.

Die Hacker würden offenbar die Mail-Identität des Vorstands oder Unternehmenschefs kopieren und anschließend hohe Zahlungen ins Ausland anweisen, beispielsweise wegen einer vermeintlichen Firmenübernahme. Das Magazin befragte Rüdiger Kirsch, Leiter Schaden für die Vertrauensschadenversicherung beim Spezialversicherer Euler Hermes. Laut dem Versicherungsmitarbeiter reichen die ergaunerten Summen von offenbar von 750 000 Euro bis zu 15,5 Millionen Euro.

Nachdem die Hacker ins Firmen-Netzwerk eingedrungen sind, übernehmen sie die Identität des Chefs und weisen hohe Zahlungen auf Konten in Hongkong oder Singapur an. Die Mitarbeiter werden per E-Mail angewiesen, über den Vorfall keine Gespräche oder Telefonate zu führen. Das Geld ist dann eine halbe Stunde nach der Überweisung weg. Wenn die Buchhaltungs-Mitarbeiter den vorgesetzten einweihen, ist meist alles zu spät. In Fachkreisen wird diese Betrugsmasche als "Fake President" bezeichnet. Nur mit hoher Aufmerksamkeit aller Mitarbeiter könne sie verhindert werden.

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