Digitalradio

DAB+-Alternative DRM auf der IBC: Wird das noch was?

Digital Radio Mondiale (DRM) könnte in Märkten wie Brasi­lien und Südafrika doch noch etabliert werden. Auf der IBC in Amsterdam waren sogar neue Empfangs­geräte zu sehen.
Von der IBC in Amsterdam berichtet

In den 90er Jahren gab es erste digi­tale Test­sen­dungen auf Mittel­welle. Den Probe­betrieb konnten seiner­zeit die Besu­cher der Inter­natio­nalen Funk­aus­stel­lung (IFA) im Tech­nisch-Wissen­schaft­lichen Forum bestaunen. Aller­dings konkur­rierten seiner­zeit drei Über­tra­gungs­ver­fahren mitein­ander. Es dauerte Jahre, bis es eine Eini­gung auf Digital Radio Mondiale (DRM) als digi­talen Sendeweg für Lang-, Mittel- und Kurz­welle gab. Neue DRM-Radios von Starwaves Neue DRM-Radios von Starwaves
Foto: teltarif.de
Anfang der 2000er Jahre wurden Test­sen­dungen auf Mittel- und Kurz­welle aufge­nommen. Inter­natio­nale Rund­funk­anstalten wie Deut­sche Welle, BBC London und Radio Neder­land Werel­dom­roep erhofften sich eine Zukunft für ihre terres­trisch verbrei­teten Sendungen. Kommer­zielle Programm­anbieter sahen in DRM eine Möglich­keit, um über­regional zu senden. Einen DAB+-"Bundesmux" gab es noch nicht.

Wenige Programme und kaum Empfangs­geräte

Doch DRM kam nie wirk­lich in die Gänge. Programm­anbieter warteten auf ein breit­gefä­chertes Endge­räte-Angebot. Radio-Hersteller warteten ab. Lange Zeit konnte die digi­tale Mittel- und Kurz­welle nur mit modi­fizierten Analog-Empfän­gern und einer PC-Soft­ware gehört werden. Die gebets­müh­len­artig jedes Jahr "zum Weih­nachts­geschäft" verspro­chenen Endge­räte kamen nie auf den Markt. Autoradio mit DRM-Empfang Autoradio mit DRM-Empfang
Foto: teltarif.de
Nach und nach verloren viele Programm­ver­anstalter die Lust und schal­teten DRM wieder ab. Heute findet inter­natio­naler Rund­funk primär über Satellit und im Internet statt. Doch Digital Radio Mondiale gibt es nach wie vor. An den Messe­ständen von Nautel und Fraun­hofer auf der Inter­national Broad­cas­ting Conven­tion (IBC) konnte man Empfangs­geräte und Test­sen­dungen bestaunen.

Star­waves-Chef sieht noch Chancen für DRM

Hat DRM doch noch eine Chance auf einen Durch­bruch? Johannes von Weyssen­hoff, geschäfts­füh­render Gesell­schafter der Firma Star­waves, die seit Jahren Empfangs­geräte für DRM entwi­ckelt, sieht durchaus noch Möglich­keiten - aller­dings eher in Märkten wie Brasi­lien und Südafrika und weniger in Europa, wie von Weyssen­hoff im Gespräch mit teltarif.de einräumte. Nautel führt auf der IBC den DRM-Standard vor Nautel führt auf der IBC den DRM-Standard vor
Foto: teltarif.de
Aller­dings geht es heut­zutage weniger um den ursprüng­lichen Plan, DRM für die Digi­tali­sie­rung der klas­sischen AM-Frequenz­bereiche einzu­setzen. Der Stan­dard wurde weiter­ent­wickelt und kann als DRM+ heut­zutage auch im UKW-Bereich genutzt werden - etwa als Alter­native für kleine Lokal­sender, für die sich eine Betei­ligung an einem DAB+-Multi­plex mit mehreren Sender­stand­orten und entspre­chend hohen Verbrei­tungs­kosten nicht lohnt.

Neuer Empfänger im Retro-Look

Im Herbst - wieder einmal zum Weih­nachts­geschäft - soll von Star­waves ein neuer Empfänger im Retro-Look auf den Markt kommen. Das Gerät wird 79 Euro kosten und auch in Europa erhält­lich sein. Neben DRM soll es auch analoge Sendungen empfangen können. Für den südafri­kani­schen Markt ist eine zweite Vari­ante geplant, die neben DRM auch DAB+ empfangen kann.

Star­waves hatte vor einigen Jahren auch einen Nach­rüst-Satz vorge­stellt, mit dem sich klas­sische Auto­radios mit DAB und DRM aufrüsten lassen. Zumin­dest für DAB+ im Auto gibt es auch aktu­elle Adapter-Lösungen.

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