Rundfunk

Digitalradio auf Mittel- und Kurzwelle

DRM geht im Juni in den Regelbetrieb
Von Volker Schäfer

Mit Digital Audio Broadcasting (DAB) soll der analoge UKW-Hörfunk abgelöst werden. Digital Video Broadcasting (DVB) ist der neue digitale Übertragungsstandard für das Fernsehen. Nun soll auch der Lang-, Mittel- und Kurzwellenrundfunk digitalisiert werden.

Sendeversuche gibt es schon seit Jahren. Inzwischen stehen die technischen Spezifikationen für Digital Radio Mondiale (DRM), wie die neue Sendenorm genannt wird. Mehrere Rundfunkanbieter strahlen bereits regelmäßige Testsendungen aus. Im Juni soll der offizielle Startschuss für DRM fallen.

Vorteil des Rundfunks auf Lang-, Mittel- und Kurzwelle ist die Möglichkeit, ein Radioprogramm über sehr große Distanzen mit nur wenigen Sendern auszustrahlen. So ist es auf Langwelle problemlos möglich, ganz Mitteleuropa mit nur einem einzigen Sender zu versorgen, die Kurzwelle hat sogar weltweite Abdeckung.

Dennoch sind die genannten Wellenbereiche in den letzten zehn Jahren fast in Vergessenheit geraten. Grund: Der Preis für die große Reichweite der Sender ist eine sehr bescheidene Klangqualität. Seitdem UKW-Sender fast flächendeckend zu empfangen sind, verirrt sich - abgesehen von Freaks - kaum noch jemand auf die Mittel- oder Kurzwellen. Das soll sich mit DRM ändern.

In der Tat sind die bisherigen Testsendungen überzeugend. Sender wie die Deutsche Welle oder die BBC London klingen via DRM kaum schlechter als auf Astra, Radio Netherlands [Link entfernt] kommt von den Niederländischen Antillen zwar mit einem etwas schlechteren Sound, dafür aber ohne Schwankungen.

Radio Luxemburg, einst Pionier des Privatfunks in Deutschland, hat vor einigen Wochen sogar in Stereo auf Kurzwelle gesendet. Die Qualität war von der auf UKW oder über Satellit und Kabel nicht zu unterscheiden.

In Deutschland gibt es derzeit auch schon Strahlungsversuche auf Mittelwelle. So testet der Privatsender 531 digital aus Burg bei Magdeburg mit einem Nonstop-Musikprogramm. DeutschlandRadio Berlin nutzt die Mittelwellenfrequenz 855 kHz zum Teil für digitale Sendungen.

DeutschlandRadio ist auch Vorreiter für eine weitere Neuentwicklung: Der bundesweit sendende Info- und Kulturkanal testet erstmals auch die parallele Übertragung in analoger und digitaler Technik. Das heißt, mit einem herkömmlichen Radio ist bei Nutzung dieser Betriebsart das Programm in der gleiche Qualität wie bisher zu empfangen. Steigt man auf ein digitales Radiogerät um, so profitiert man vom deutlich besseren Sound.

Radios für DRM gibt es derzeit allerdings noch nicht. Einzige Lösung für den DRM-Empfang ist momentan die Umrüstung eines herkömmlichen Empfängers verbunden mit einer PC-Software, die die digitalen Signale decodiert und über die Soundkarte wiedergibt.

Prototypen von Stand alone-Geräten wurden im Herbst letzten Jahres erstmals vorgestellt. Gegen Ende dieses Jahres sollte eine erste Kleinserie verfügbar sein. Spätestens im kommenden Jahr wird die Massenproduktion beginnen.

Via DRM kann neben einem Hörfunkprogramm auch Datenrundfunk übertragen werden. Das heißt, parallel zur Musik können programmbegleitende Informationen gesendet und auf einem Monitor dargestellt werden. Auch programmunabhängige Services sind technisch machbar.

Großer Vorteil gegenüber DAB, das sich bisher nicht etablieren konnte, ist beispielsweise die Möglichkeit, bestehende Sendeanlagen für DRM umzurüsten. auch die Empfangsgeräte sollen kaum teurer als ein analoges Radio sein.

Wer schon jetzt DRM hören möchte, kann die nötige Software für 60 Euro auf www.drmrx.org kaufen. Dort sind auch Umbauanleitungen für viele gängige Kurzwellenempfänger und ein aktueller Sendeplan zu finden. Aktuelle Informationen zu DRM in deutscher Sprache sowie Frequenzlisten gibt es außerdem auf www.drm-national.de sowie www.drm-info.de.