Spionage möglich

Google Chrome sieht und hört alles: Mikrofon und Webcam versteckt aktiv

Ein Programmierer hat entdeckt, dass Googles Browser Chrome versteckt das Mikrofon und die Webcam aktivieren kann. Werden die schlimmsten Überwachungs-Alpträume wahr? Google hat den Fehler zwar schon behoben - davon haben Nutzer aber nichts.
Von Hans-Georg Kluge mit Material von dpa

Google Chrome hört immer zu. Google Chrome hört immer zu.
Bild: dpa
Chrome hat eine Schwachstelle, durch die Angreifer Mikrofon und Kamera fremder Computer zur Spionage nutzen könnten. Nutzer des Google-Browsers können sich davor aber leicht schützen. Damit der Angriff funktioniert, müssen Nutzer einer Webseite zuerst Zugriff auf Kamera oder Mikrofon ihres Rechners geben. Darauf weist Programmierer Tal Ater, der den Fehler entdeckt hat, auf seiner Webseite hin. Danach kann die Seite theoretisch ein unauffälliges Browserfenster im Hintergrund öffnen und den Nutzer darüber weiter sehen und hören - selbst wenn dieser die ursprüngliche Seite längst geschlossen hat.

Hintergrund: Unauffälliges Fenster lauscht weiter

Google Chrome hört immer zu. Google Chrome hört immer zu.
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Der entdeckte Fehler ist bei genauem Hinsehen gar keine echte Überraschung, denn Google Chrome fragt den Nutzer stets, ob er einer Webseite Zugriff auf Kamera und Mikro gewähren möchte. In manchen Fällen merkt sich Google diese Entscheidung - vor allem, wenn die Verbindung über das HTTPS-Protokoll verschlüsselt ist.

Eine solche Seite kann also ein zweites Fenster öffnen, das der Anwender gar nicht sieht oder bemerkt. Über dieses kann der Webseiten-Betreiber dann weiterlauschen - bis das Fenster geschlossen wird. Handelt es sich um ein Tab, so zeigt der Browser an, ob dieses gerade auf die Webcam oder das Mikro zugreift. Eine solche Markierung gibt es bei Browser-Fenstern nicht.

Befremdliche Reaktion seitens Google

Erstaunlicher ist da schon die Reaktion seitens Google: Zunächst habe Google recht schnell reagiert und den Fehler innerhalb von zwei Wochen behoben. Das soll im September 2013 gewesen sein. Später sei Tal Ater sogar für das Programm Chromium Reward Panel nominiert worden. Darin belohnt Google auswärtige Entwickler, die Sicherheitslücken entdecken - die Prämien können bis zu 30 000 Dollar betragen.

Seither ist jedoch nichts weiter geschehen - die Fehlerbehebung fand nie den Weg in ein offizielles Release. Es sei noch nicht entschieden, wie der Browser richtig reagieren solle. Die meisten Webcams zeigen übrigens mit einem kleinen Lämpchen an, ob sie derzeit aufnehmen.

So schützen Sie sich

Am besten geben Nutzer daher nur absolut vertrauenswürdigen Webseiten Kamera- und Mikrofonzugriff. Fordert eine Webseite diesen zum ersten Mal an, fragt Chrome zunächst nach. Danach kann die Seite unter Umständen auch nach einem Neustart des Browsers ohne erneute Erlaubnis mitfilmen oder -hören - der Nutzer kann die Erlaubnis aber wieder entziehen.

Das geht entweder über das Kamerasymbol in der Adressleiste oder in den Einstellungen des Browsers. Hier klickt man auf "Erweiterte Einstellungen" und dann unter "Datenschutz" auf "Inhaltseinstellungen". In dem Menü, das sich dann öffnet, lässt sich unter "Ausnahmen verwalten" einstellen, welche Seite was kontrollieren darf. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann den Kamera- und Mikrofonzugriff von Chrome hier auch ganz abschalten.

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