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David Cameron will Ende-zu-Ende-Verschlüsselung verbieten

Im Fall eines Wahlsiegs will David Cameron in Großbritannien Ende-zu-Ende-Verschlüsselung verbieten lassen. Betroffen wären davon Dienste wie WhatsApp, Threema oder auch Apples iMessage. Cameron denkt auch über eine Alternative zum Verbot nach.
Von Hans-Georg Kluge

David Cameron will Verschlüsselung verbieten. David Cameron will Verschlüsselung verbieten.
Bild: dpa
Der britische Premierminister David Cameron hat angekündigt, im Falle seines Wahlsiegs bei den Unterhaus­wahlen im Mai, Ende-zu-Ende-Ver­schlüs­sel­ung verbieten zu wollen. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung. Das Ziel sei, die Arbeit von Polizei und Geheim­diensten zu erleichtern. Diese beißen sich an ver­schlüsselten Nachrichten die Zähne aus, sodass gegebenenfalls Einblicke in die Gespräche von Terroristen und Kriminelle nicht möglich sind. Cameron möchte diese Erkenntnislücke nun offenbar schließen. Alternativ könne sich Cameron vorstellen, die Anbieter zu verpflichten, den Behörden eine Hintertür zur Entschlüsselung von Daten zu öffnen.

Ende-zu-Ende-Verschlüsselung bei einigen Messengern im Einsatz

David Cameron will Verschlüsselung verbieten. David Cameron will Verschlüsselung verbieten.
Bild: dpa
Gäbe es eine solche Regelung, so wären viele Dienste in Großbritannien illegal. WhatsApp verschlüsselt Nachrichten, die zwischen Android-Nutzern ausgetauscht werden - andere Plattformen dürften die Funktion künftig ebenfalls erhalten. Auch Dienste wie Threema, TextSecure oder iMessage wären von einem Gesetz erfasst. Sichere E-Mail-Verschlüsselung setzt ebenfalls auf das bei Geheimdiensten ungeliebte Ende-zu-Ende-Prinzip. Camerons Vorstoß könnte so das Ende für PGP oder S/MIME bedeuten.

Fraglich bleibt außerdem, ob auch die Transportverschlüsselung von einer solchen Regelung betroffen wäre: Mit Hilfe von Perfect Forward Secrecy ist es beinahe unmöglich, abgehörte Inhalte zu dekodieren. Diese Verschlüsselung könnte in diesem Fall aber mit einer Hintertür auf den Systemen der Anbieter ausgehebelt werden.

Problematisch an Hintertüren in Verschlüsselungsverfahren ist: Auch Kriminelle oder andere Organisationen können diese ausnutzen. Daher sei in den USA in den 90er-Jahren ein ähnlicher Plan letztlich gescheitert, so die Süddeutsche Zeitung weiter.

Erfolgsaussichten ungewiss

Angesichts der umfassenden Nebenwirkungen ist nicht damit zu rechnen, dass Cameron einen erfolgreichen Schlag gegen die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung setzen kann. In der Praxis müsste ein solches Gesetz auch im Ausland ansässige Anbieter erfassen. Und Nutzern unter Strafe zu verbieten, ihre Kommunikationsinhalte zu verschlüsseln, dürfte im Alltag wohl kaum durchzusetzen sein.

Ende-zu-Ende-Verschlüsselung gilt noch als vergleichsweise sicher. Der amerikanische Geheimdienst NSA kann kryptologische Schwächen einiger Verfahren ausnutzen und so an Inhalte heran kommen. Im Fall von Ende-zu-Ende-Kommunikation stehen die Geheimdienstler aber vor Problemen. Dokumente von Edward Snowden legen nahe, dass Verfahren wie PGP noch ein ausreichendes Maß an Sicherheit bieten.

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