Radio: ARD-Nachrichtenwellen rücken enger zusammen
Die ARD will bekanntlich künftig die Mediatheken und generell das Digitale stärken und umgekehrt das lineare Engagement in Radio und Fernsehen zurückfahren. Ein Beschluss hierzu wurde nun gefällt: Die Nachrichtenwellen der Öffentlich-Rechtlichen rücken enger zusammen, es wird einen gemeinsamen Mantel geben und viel mehr Sender-übergreifende Wortbeiträge im Rahmen einer sogenannten Pool-Lösung.
Mantelprogramm wochentags ab 20 Uhr und am ganzen Samstag
Die ARD-Infowellen wie hr-info rücken enger zusammen
Foto: hr
Man werde unter anderem ein gemeinsames Abendprogramm anbieten, das ab 20 Uhr je nach Wochentag thematisch wechselnd der Norddeutsche Rundfunk (NDR) maßgeblich gestalten werde – unterstützt von den Häusern Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB), Bayerischer Rundfunk (BR) und Mitteldeutscher Rundfunk (MDR), sagte NDR-Intendant Joachim Knuth am vergangenen Freitag, 30. Juni, zur Rundfunkratssitzung. Die Themen, die man beim künftig gemeinsamen Abendprogramm setzen wolle, kreisten um Dialog, Information und Sport, hieß es. Bisher schalten sich die Nachrichtenradios bereits zur "ARD-Infonacht" zusammen, die beim NDR in Hamburg produziert wird.
An Samstagen soll es zudem auch tagsüber einen gemeinsamen Mantel geben. Knuth beschreibt diesen wie folgt: "Das Angebot für ein Programm am Samstag wird tagsüber vom BR produziert." Dabei biete das Gemeinschaftsprogramm genügend Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten. Die Landesrundfunkanstalten entscheiden demnach selbst, ob sie das Programm übernehmen wollen. "Ob und wenn ja, in welchem Umfang und zu welchen Zeiten die Infowellen der anderen Landesrundfunkanstalten dieses übernehmen, wird in den Häusern bis zum Herbst beraten und entschieden", sagte Knuth zum neuen Konzept.
Sender unter Spardruck
Die öffentlich-rechtlichen ARD-Häuser besitzen mehrere Infowellen, deren Programmschwerpunkt auf Nachrichten und Hintergrundinfos zu aktuellen Themen liegt. Dazu zählen zum Beispiel die Radioprogramme hr-info, rbb24 Inforadio, NDR Info und BR24. Die ARD will mehr Synergien schaffen und Doppelstrukturen abbauen – um zu sparen und Mittel für das wichtiger werdende digitale Angebot freizuschaufeln. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht unter Spardruck.
Bei einer der ARD-Nachrichtenwellen, dem vorrangig digital verbreiteten SWR Aktuell vom Südwestrundfunk, stand zuletzt sogar die komplette, lineare Abschaltung im Raum. Ausgewählte Beiträge sollten nur noch übers Internet und per Apps zugänglich sein. Es ist offen, ob dieses Vorhaben mit der jetzt beschlossenen Reform der ARD-Nachrichtenwellen vom Tisch ist.
In einem anderen Beitrag erläutern wir, warum bei vielen DAB+-Digitalradios die Programme des Hessischen Rundfunks nicht mehr zu empfangen sind.