CPU

Netbook-Prozessoren: Schluss mit der Monokultur

Welche Netbook-Innereien der Markt in nächster Zeit zu erwarten hat
Von Jan Rähm

Das Jahr 2008 hatte etwas von einer Monokultur. Schaute man auf den Markt der mobilen und teilweise auch nicht ganz so mobilen Rechner, fühlte man sich an die Physik der Schulzeit erinnert: Atome wohin man auch schaute. Damit soll 2009 Schluss sein. Erste Hersteller haben angekündigt, der marktbeherrschenden Allmacht des Intel-Atom-Prozessors ein Ende oder zumindest ein wenig Konkurrenz zu machen.

Ärgster Konkurrent für Intel will Chiphersteller VIA mit seinem neuen Nano sein. Die komplett neue CPU wird AMD64-kompatibel und mit den Befehlserweiterungen SSE3 und SSSE3 ausgestattet sein. Der First Level Cache soll 64 kB fassen, der zweite Puffer bis zu einem Megabyte. Zusätzlich soll ein spezieller Prefetech-Cache für schnellere Rechenoperationen sorgen. Die Leistungsaufnahme (TDP) des Nanos wird je nach Modell zwischen 5 und 25 Watt liegen. Die Taktfrequenzen reichen von 1,0 bis 1,8 GHz. Ersten Tests zufolge soll der Nano leistungsfähiger als der Atom sein. Ein erster Hersteller der die neue CPU einsetzt, ist auch schon gefunden. Samsung hat mit dem NC20 ein 12-Zoll-Gerät mit einem 1,3 GHz schnellen Via Nano für 400 bis 500 Euro angekündigt.

"Sowohl als auch" statt "entweder oder"

Eine Mischlösung favorisiert Nvidia. Der Grafik- und Chipsatz-Spezialist will Intel Atom mit einer neuen Plattform verheiraten. Ihr Name: Ion. Darauf läuft der Chipsatz Geforce 9400M. Damit soll das Board nur minimal mehr Energie benötigen als wenn Intels Mobilchipsatz verwendet würde. Dafür werden so ausgestattete Geräte aber unter anderem HD-fähig. So können dann Inhalte in High-Definition-Qualität abgespielt werden, ohne dass die CPU allzu sehr belastet wird. Auch einige aktuelle Spiele würden auf der Plattform zufriedenstellend laufen, so Nvidia. Sogar das bisher im Netbook-Markt abgeschlagene Windows Vista hat Nvidia auf einem Vorführgerät demonstriert. Wer die Kombination aus Atom und Ion zuerst einsetzen wird, ist noch ungewiss. Einige Gerüchte behaupten, Apple habe Referenzboards von Nvidia erhalten. Doch valide Aussagen dazu gibt es derzeit noch nicht.

Gegenwind bekommt Intel nicht nur aus dem Lager der x86-Architektur. Sowohl Freescale als auch Qualcomm wollen den Netbook-Markt mit ARM-Prozessoren aufmischen. Diese CPU fand man bisher eher Bereich der Smartphones. Freescale hat den i.MX515-Prozessor angekündigt. Qualcomm nennt den QSD8672 - ein Doppelkern-ARM. Bisherige ARM-Prozessoren sind in Smartphone-Modellen wie Apples iPhone und Nokias N-Serie verbaut. Meist werden ARMs in sogenannten System-on-Chip-Lösungen verwendet. Das sind hoch integrierte Bauelemente, die einige Funktionen durch spezielle Chips bedienen und damit die CPU entlasten. Einziger Knackpunkt für den Netbook-Markt: Microsofts Windows XP, derzeit weit verbreitet auf Netbooks, kann nicht mit dem ARM umgehen. Ganz anders das zweite große System im Netbookmarkt: Linux-Systeme wie Googles Android können flexibel eingesetzt werden. Anpassungen für fast alle Architekturen sind im freien Betriebssystem schon zu finden.

Einer der Intel im Segment der Netbooks keine Konkurrenz machen will, ist AMD. Der zuletzt ein wenig abgeschlagene CPU-Hersteller überlässt seinem Mitbewerber Intel den Markt der Ultra-portablen Mini-Rechner und widmet sich stattdessen lieber den größeren und teureren mobilen Rechnern sowie den Embedded-Geräten. Günstige und kompakte Notebooks sollen bald mit dem angekündigten Athlon Neo arbeiten. Dieser neue Einzelkernprozessor soll eine Leistungsaufnahme von rund 15 Watt haben und mit einer Taktfrequenz bis 1,6 GHz arbeiten. Ihm stehen 512 kB Second Level Cache zur Seite. Der Prozessor wird im 65-nm-Verfahren gefertigt und basiert noch auf der schon etwas älteren K8-Architektur. Mit dem Neo will AMD die Basis für leise Subnotebooks der unteren Preisgeneration ermöglichen. Ein erstes mit der neuen Mobil-CPU ausgestattetes Gerät wird ein 12-Zöller aus HPs Pavilion-dv2-Serie sein, das im Februar erscheinen wird.

Aus Monokultur wird also Hardware-Vielfalt und damit bekommen Verbraucher in diesem Jahr vielleicht die Möglichkeit, Netbooks nicht mehr nur nach ihrem Design auszuwählen, sondern demnächst auch wieder hinsichtlich ihrer inneren Werte. Wie sich das auf die Preise niederschlagen wird, bleibt abzuwarten.

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