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Test: Mit dem UMTS-Netbook im Pendlerzug

Zum Einsatz von mobilem Internet per Netbook im Regionalexpress
Von Günther Ohland

Ein Test unter Echtbedingungen sollte nun zeigen, ob ein Netbook mit UMTS wirklich geeignet ist, die Bürozeiten um die Pendler-Zeiten im Zug zu verlängern. Im ICE sind besondere Vorkehrungen getroffen worden, damit das Telefonieren gut funktioniert. Es gibt auch Plätze mit 230 Volt-Steckdosen zum Nachladen des Laptop-Computers. Aber der ICE ist nicht der klassische Pendlerzug. Die Aufgabe war es deshalb, im Regionalexpress mit Netbook und UMTS auf der Strecke von Paderborn nach Düsseldorf unter Nutzung des Internets zu arbeiten. Es sollte überprüft werden, ob die Werbeaussagen der Netbook-Hersteller aber auch der Netzbetreiber den Realitäten des Alltags standhalten. Ist web'n'walk auch "Web'n!Rail"? Hält der Akku auf der zweistündigen Fahrt durch Ostwestfalen, Soester Börde und Ruhrgebiet? Ist man nur in Bahnhofsnähe mit Internet versorgt oder auf der ganzen Fahrt?

Im Regionalzug nicht nur auf der Schiene langsamer unterwegs als im ICE

"UMTS" und "7,2 MBit/s" zeigte das Programmfenster der UMTS-Applikation im Bahnhof Paderborn. E-Mails abrufen, selbst mit Anhängen, war im Bahnhofsbereich unproblematisch. Pünktlich um 7:10 Uhr an einem Werktag startete der RE29104 in Richtung Westen. Um 9:27 Uhr sollte er den Düsseldorfer Hauptbahnhof erreichen und spätestens dann sollte klar sein, ob das Duett aus Netbook und UMTS eine geeignete Kombination für Bahnpendler ist. Aber schon auf der Fahrt zwischen Lippstadt und Soest meldete die Software "eingeschränkter Service". Tatsächlich bedeutete das: "keine Verbindung". Erst im Bahnhof Soest gings dann wieder. Zum erneuten Verbindungsaufbau waren keine weiteren Aktivitäten erforderlich, automatisch war das "Netz" wieder aktiv. Soest glänzte mit HSPA und einer Anzeige von 7,2 MBit/s.

Kurz nach dem Verlassen des Soester Bahnhofs meldet das Telekom-Tool "EDGE". EDGE ist ein Mobilfunk-Datenübertragungsstandard. Zwar liegt EDGE mit 150 kBit/s bis 200 kBit/s weit unter den Leistungsdaten von UMTS oder HSDPA, doch es wird immerhin noch eine Übertragungsrate erreicht, die in etwa dem Dreifachen eines ISDN-Kanals entspricht. Für Videostreaming ist das zu wenig, für den Mail-Abruf und das mobile Surfen aber ausreichend. Zum Glück hatten wie gerade vorher eine Word-Datei von einem Google-Mail-Konto aufs Netbook heruntergeladen. Dadurch konnten wir im Offline-Modus wie geplant Änderungen am Text vornehmen und die Datei später wieder ins Internet schieben. Im Bahnhof Hamm war wieder HSDPA-Unterstützung vorhanden.

Danach war es spät genug, und die Kollegen saßen bereits im Büro. Skype startete wie immer und in Sekunden konnten wir eine Video- und Sprachverbindung herstellen. Die Zug-Hintergrundgeräusche waren allerdings so störend, dass eine Konversation ohne Headset nicht möglich war. Neben dem Netbook und der USB-Maus hatten wir jetzt also auch noch ein Headset angeschlossen und sahen damit wohl ziemlich merkwürdig aus - die anderen Reisenden schauen zumindest uns so an.

UMTS außerhalb von Stadtgebieten nicht immer verfügbar

Weiter ging es über Kamen nach Dortmund. Das Statusfenster auf dem netbook-Display zeigte es an: Die UMTS-Verbindung war klasse. Inzwischen versuchten wir, einen Partner für eine echte Videokonferenz zu bekommen. Im Prinzip gelang das auch. Die Gegenseite, eine High-Definition-Videokonferenzeinrichtung von Polycom, weigerte sich jedoch, ein Bild aufzubauen. Der Support vermutete, dass die Anzahl verlorener IP-Pakete zu groß gewesen ist, weil eine konstant gute Übertragungsrate während der Fahrt nicht zustande kam - ein Pendlerzug ist eben kein Konferenzraum.

Plötzlich begann die Festplatte des Netbooks zu vibrieren, die LED zeigte heftige Aktivitäten an. Als Ursache stellte sich der Virenscanner heraus. Er begann pünktlich nach Plan die Festplatte zu untersuchen. Im Prinzip ist das ja auch gut so, aber bitte nicht unterwegs, denn die Festplatte ist der größte Stromfresser des Systems und die Akku-Ladeanzeige war zu diesem Zeitpunkt schon auf "halb".

Hinter Dortmund im dicht besiedelten Ballungsraum Ruhrpott war die Versorgung mit UMTS, wie nicht anders zu erwarten, ausgezeichnet, in Bochum dann allerdings der Surf-Spaß vorbei. "Bitte wechseln Sie sofort die Batterie", meldete das Windows-Programm. Nach 120 Kilometern und 1,5 Stunden mit mobilem Internetzugang im Regionalexpress ging dem Netbook-Akku schon der Saft aus - schade.

Fazit: Der Netbook-Akku war die größte Baustelle

Der web'n'walk-UBS-Stick von T-Mobile ist leicht zu installieren und problemlos in der Handhabung. Das UMTS-Netz hat zumindest auf der Strecke von Paderborn bis Düsseldorf die Erwartungen vollständig erfüllt. Netbooks sind preiswert, klein und leicht. Diesen Attributen darf die Batterieladung aber keinesfalls geopfert werden. Eine Betriebszeit von 90 Minuten auch bei aufgebauter UMTS-Verbindung sind entschieden zu wenig. Die technische Ausstattung mit Schnittstellen, WLAN, Ethernet und Webcam ist vollständig und lobenswert. Ein Wechseldatenträger, wie etwaein DVD-Laufwerk, wird nicht benötigt. Den Herstellern ist zu raten, UMTS neben WLAN als Standard in die mobilen PCs einzubauen und bei der Gelegenheit den Stromverbrauch zu minimieren. Ein größerer oder ein Zweitakku sollte zum Lieferumfang eines Netbooks gehören.

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