Interview

Die Stärken und Schwächen von Kamera-Handys

Profi-Fotograf Ralf Bauer im photokina-Interview: "Erlaubt ist, was Spaß macht"
Von Ralf Schädel

Wenn man den Herstellern von Kamera-Handys glaubt, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die kleinen Alleskönner den Kompaktkameras oder sogar den Spiegelreflexkameras die Existenz streitig machen. 5 Megapixel, Autofokus-Funktion, Fotolicht-Funktion und Fotoblogging-Anwendungen – die technische Ausstattung von Fotohandys wird immer umfangreicher. Reicht das aber schon, um gestochen scharfe Bilder zu schießen und diese im Großformat ausdrucken zu können? teltarif.de sprach auf der gerade eröffneten photokina in Köln mit dem bekannten deutschen People- und Industrie-Fotografen Ralf Bauer.

Herr Bauer, bei Ihren Live-Shootings auf der Photokina arbeiten Sie mit einer Kamera, die 22 Megapixel hat und mit einem Equipment, das in die zigtausend Euro geht. Welche Rolle spielen da Kamera-Handys für Sie?

Fotograf Ralf Bauer
Foto: Ralf Schädel
Zunächst mal ist es doch positiv, dass es Kamera-Handys überhaupt gibt. Durch sie wurde die Fotografie einer breiteren Masse erst zugänglich gemacht. Sei es der Schnappschuss von sich selbst, bei dem noch der Arm im Bild ist oder das besondere Erlebnis, das mal schnell im Foto festgehalten werden soll. Nicht zu vergessen ist der Reportage-Ansatz, wo manchmal schnell und unauffällig abgedrückt werden muss. Hierbei kommt es nicht auf die Qualität an. Da es für mich als People- und Industrie-Fotograf jedoch mehr auf die Details ankommt, spielt das Foto-Handy kaum eine Rolle. Es ist allerdings auch schon vorgekommen, dass ich keine Kamera dabei hatte, mir aber gerade zu einer Location eine gute Idee eingefallen ist, die ich einem Kunden visualisieren wollte. Dann greife auch ich zum Foto-Handy.

Das klingt, als verbiete irgendein Berufsethos Ihnen die Benutzung beispielsweise von Cyber-shot-Handys?

Das natürlich nicht. Aber die Kamera-Funktion im Handy ist und bleibt trotz ständiger technischer Verbesserung eben nur eine von vielen Zusatz-Funktionen. Das Fotohandy nähert sich qualitativ sicherlich den Kompaktkameras an, kann die Leistung einer Spiegelreflexkamera aber nicht bringen.

Wo genau fehlt es den Kamera-Handys denn an Leistung?

Das Problem an Fotohandys ist, dass je nach Lichtverhältnissen das Bild oftmals schon verwackelt, während man noch auf den Auslöser drückt. Der Grund ist das geringe Gewicht. Eine schwere Kamera mit einem schweren Objektiv liegt dagegen ruhig in der Hand. Über Tiefenschärfe, Auslöseverzögerung und so weiter muss man gar nicht reden. Ich glaube, es geht aber gar nicht darum, Foto-Handys als Konkurrenz zu sehen. Ein Foto ist nicht immer von der Technik bestimmt, sondern ebenso von der Komposition und der Ästhetik.

Sie spielen auf Künstler an, die mit dem Handy fotografieren?

Ja. Für mich hat Handy-Fotografie immer etwas von einem Happening. Früher haben Künstler auch mit Polaroids gearbeitet. Da ging es nicht darum, das perfekte Foto zu machen, sondern darum, einen ganz besonderen Charme zu erzeugen. Wunderbar abstrakte und verwaschene Fotos kann man ebenso mit einem Foto-Handy mit nur 1-Megapixel-Kamera schießen. Wenn ich ein ästhetisches Bild geschaffen habe, steht mir dann natürlich auch zu, dieses auf einen mal einen Meter auszudrucken. Erlaubt ist, was Spaß macht.

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