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Powerline: Die dritte Kraft fürs heimische Netzwerk

Alternative neben Kabel- und WLAN-Übertragung
Von Günther Ohland / Markus Weidner

Die Installation von Powerline-Adaptern ist leicht. Man benötigt mindestens zwei Adapter. Einer wird in eine Steckdose nahe der Datenquelle, beispielsweise Spielekonsole, Router oder PC gesteckt, der andere Adapter kommt in eine Steckdose in der Nähe des Ziels, also eines PCs, eines Laptops oder einer netzwerkfähigen TV-Set-Top-Box. Zwischen dem eigentlichen Gerät, das man vernetzen will, und dem Powerline-Adapter wird nun eine Verbindung mit einem handelsüblichen Netzwerkkabel hergestellt. Die beiden Adapter suchen und finden sich im Stromnetz automatisch, es muss nichts konfiguriert werden. Für die zu vernetzenden Geräte, beispielsweise ein Router und der PC, verhält sich die Powerline-Strecke wie ein Netzwerkkabel. Steckdose wird zum Netzwerkanschluss
Fotos: Devolo

In der Theorie sind Stromzähler die perfekte Sperre für Powerline-Daten. In der Praxis hat sich gezeigt, dass parallel laufende Kabel in Mehrfamilienhäusern die Daten überkoppeln können. Als Ergebnis sind die Daten auch im Stromkreis der Nachbarwohnung vorhanden. Wer die Datenübertragung auf seinem Stromnetz in der Wohnung verschlüsseln möchte, kann das mit Hilfe von den Adaptern beiliegender Software tun. Mit einer Verschlüsselung ist man in jedem Fall auf der sicheren Seite. Die Reichweite von Powerline ist begrenzt, man spricht von bis zu 300 Metern Kabellänge (nicht Luftlinie).

Anschaffungs- und laufende Kosten

Die Anschaffungskosten für ein Starterkit aus zwei 200 MBit/s Adaptern betragen je nach Hersteller zwischen 72 Euro und 168 Euro. Der Internet-Versandhandel bietet Starterkits sogar für unter 50 Euro an. Die bekanntesten Marken sind Allnet, Devolo, MSI, Netgear, Siemens, Technisat und Zyxel. Neben den Anschaffungskosten sollten die laufenden Kosten nicht vergessen werden. Powerline-Adapter verbrauchen Strom, solange sie in der Steckdose sind, also auch dann, wenn sie keine Daten übertragen. Ein Blick auf die technischen Daten der angebotenen Adapter zeigt erhebliche Unterschiede, die sich in der Stromrechung niederschlagen. Die Bandbreite des Stromverbrauchs reicht von 3 Watt bis 30 Watt. Zwei Adapter mit jeweils 30 Watt im Dauerbetrieb können je nach Stromtarif am Jahresende mehr als 100 Euro Stromkosten bedeuten. Auch WLAN verbraucht Strom, der WLAN-Adapter eines ausgeschalteten PCs jedoch nicht. Die Lehre daraus ist: Wann immer es möglich ist, ein Kabel zu legen, sollte man dies auch tun. Kabel haben keine Betriebskosten und weisen keine nennenswerte Strahlung auf.

Typische Anwendungsfälle für PowerLine

  • Kabel-TV-Modem im Wohnzimmer, PC im Kinderzimmer. Per PowerLine wird das Internet vom Modem zum PC übertragen. Beispielsweise kann man so auch - wie berichtet - bei dem IPTV-Angebot von HanseNet die TV-Inhalte auf den Fernseher im Nachbarzimmer transportieren.
  • Router im Keller, Home-Office im Dachgeschoss. Der Router muss im Keller installiert werden, weil dort die Telefonkabel liegen. Von einem Netzwerkport des Routers aus wird das Netzwerk per Powerline-Adapter in das Home-Office übertragen.
  • PC-Nutzung in der Garage oder Gartenlaube: Ein Adapter wird mit dem Netzwerk-Switch verbunden, der andere mit dem 230-Volt-Netz im Garten und dem Laptop in der Gartenlaube oder Garage.

Fazit

Powerline ist technisch ausgereift, schnell in der Datenübertragung, preiswert in der Anschaffung und flexibel und leicht in der Installation. Gegen Powerline spricht der zum Teil hohe Standby-Stromverbrauch sowie die Störungen, die diese Technologie bei der Nutzung von Funkdiensten im Kurzwellenbereich mit sich bringt. Daher kann die Nutzung auch offiziell zugelassener Geräte eigentlich nicht empfohlen werden. Sollte sich nämlich ein Nachbar beim Funkstörungsmessdienst der Bundesnetzagentur über Störungen beschweren, so muss der Betreiber der Powerline-Anlage damit rechnen, die Kosten für das Anpeilen und Beseitigen der Störquelle tragen zu müssen.

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