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Powerline: Die dritte Kraft fürs heimische Netzwerk

Alternative neben Kabel- und WLAN-Übertragung
Von Günther Ohland / Markus Weidner

Die Zeit der "einsamen" PCs ist lange vorbei. Wer nicht schon ein lokales Netzwerk sein Eigen nennt, verfügt meist zumindest über einen Breitband-Anschluss per DSL oder das TV-Kabel. Da die Breitband-Zugänge nicht immer dort sind, wo der PC seinen Platz hat, muss ein Netzwerk her. Neben dem Netzwerkkabel und dem drahtlosen WLAN ist Powerline eine Alternative.

Kabel gewährleisten die sicherste und schnellste Übertragung. Leider sind sie nicht gerade eine Zierde für das Wohnzimmer, und die fachgerechte Verlegung ist nicht immer ganz einfach. Die Alternative WLAN leidet unter verschiedenen Einschränkungen, denn WLAN ist Funk und damit nicht nur Strahlungsgegnern suspekt. Auch mit der Sicherheit der Daten gibt es potenziell Probleme bei der drahtlosen Übertragung. Zudem hält sich die Ausbreitung der Funkwellen nicht immer an die Wünsche der Nutzer, denn bauliche Gegebenheiten beeinträchtigen die Funkausbreitung. So ist womöglich der PC im Zimmer nebenan nicht erreichbar, wohl aber der Laptop in der Nachbarwohnung. Powerline hat diese Nachteile nicht.

Die Technik

Devolo 200 MBit/s PowerLine Adapter
Fotos: Devolo
Wer heute von Powerline redet, meint "In-Haus-Powerline". Vor etlichen Jahren wurde von den Stromerzeugern versucht, das Internet über die Stromleitung ins Haus zu leiten (Access-Powerline). Dieser Versuch schlug wegen riesiger notwendiger Investitionen und fehlender Nutzerakzeptanz fehl. Innerhalb des häuslichen Stromnetzes ist Powerline jedoch schnell, sicher und leicht zu installieren und konnte sich deshalb - bis auf einige kleine Ausnahmen - durchsetzen. Die Hochfrequenz (Kurzwelle) wird bei Powerline mit sehr geringem Spannungspegel auf das Kupfer der Stromkabel moduliert. Der Pegel reicht aus, um Funkamateure zu stören. Zumindest war das bei der ersten Powerline-Generation so. Heutige Adapter blenden die von Funkern genutzten Frequenzbänder nach Angaben der Hersteller aus. Störungen treten angeblich nur noch bei defekten Geräten auf. Allerdings funken auch internationale Rundfunkstationen im Kurzwellenbereich und nicht zuletzt gibt es See- und Flugfunk auf der Kuruzwelle. Die Powerline-Adapter werden wohl kaum alle betroffenen Frequenzbereiche ausklammern können, so dass in jedem Fall mit Störungen zu rechnen ist - je nach Signalstärke auch in der Umgebung der eigenen Wohnung.

Zwei Chiphersteller kämpfen um die Technologieführerschaft: Intellon aus den USA und DS/2 aus Spanien. Derzeit liefern beide Hersteller Chips mit einer Brutto-Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 200 MBit/s. Bei DS/2 wird bereits laut über 400 MBit/s gesprochen.

Interessanter ist jedoch die Netto-Übertragungsgeschwindigkeit, also die Menge an Daten, die man als "Nutzlast" übertragen kann. Als Faustformel geht man von knapp unter 50 Prozent der Bruttorate aus. Die so verfügbaren 100 MBit/s entsprechen dem so genannten Fast-Ethernet, also dem noch oft anzutreffenden Standard beim Kabel-gebundenen Netzwerk zu Hause und im Büro. Mit dem zehnmal schnelleren Gigabit-Ethernet kommt Powerline hingegen nicht mit. Dessen hohe Datenrate wird aber nur dann benötigt, wenn große Dateien in einem Rutsch übertragen werden sollen, beispielsweise zwischen Client-PCs und Dateiservern. Streaming-Anwendungen - selbst Hochauflösendes Fernsehen (HDTV) benötigt bei Übertragung über ein Netzwerk in der Regel nicht mehr als 25 MBit/s - sind für Powerline nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis kein Problem.

Im Handel und bei eBay werden noch ältere Adapter angeboten, die nur 85 MBit/s oder sogar nur 14 MBit/s übertragen. Diese Geräte sind nur wenige Euro billiger als moderne 200-MBit/s-Typen. Es lohnt nicht, diese Geräte zu kaufen. Im Zweifel handelt man sich – besonders bei gemischtem Betrieb – Kompatibilitätsprobleme ein.

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