mobile Internet

Viele Geräte, wenig Nutzer: Mobilem Internet fehlt der Mehrwert

Klassische Online-Dienste werden bevorzugt besucht
Von Anja Zimmermann

Nur drei Millionen Internetnutzer gehen auch per Handy ins Netz, obwohl bereits knapp 26 Millionen ein internetfähiges Mobiltelefon besitzen. Den meisten reicht der PC, denn dieser Weg ins Web erscheint ihnen günstiger und komfortabler. Zu diesem Ergebnis kommt der Dienstleister Accenture mit seiner Studie "Mobile Web Watch 2008".

"Das Internet hat zum Sprung auf das Handy angesetzt", sagt Dr. Nikolaus Mohr, Geschäftsführer im Bereich Communications & High Tech bei Accenture. "Aber boomen wird es erst, wenn der Verbraucher mehr bekommt als herkömmliches Internet über sein Mobiltelefon." Wer Kunden überzeugen wolle, müsse Mehrwert für unterwegs schaffen, mobiles Internet nutzerfreundlicher machen und Daten-Flatrates anbieten, die mit dem DSL-Markt vergleichbar sind, so die Studie.

Drei von vier Befragten reicht ein Internetzugang über den PC zu hause. Rund 80 Prozent der Befragten nutzen somit das mobile Internet nicht. Gründe dafür seien die hohen Datenkosten, die als unkomfortabel empfundene Bedienung, das kleine Display und die Navigation durch die Internetseiten.

Klassische Online-Dienste bevorzugt

Wer sich davon nicht abschrecken lässt und das Internet mobil nutzt, greift vor allem auf klassische Dienste zu, die wenig Verbindungszeit und Datenvolumen kosten: E-Mail (54 Prozent), Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Sport und Gesellschaft (44 Prozent) sowie Wetterinformationen (32 Prozent). Dabei geht jeder dritte befragte Kunde höchstens in Ausnahmefällen mobil ins Internet (36 Prozent).

Online-Unterhaltungs- und Web 2.0-Angebote fristen noch ein Schattendasein auf dem Mobiltelefon. Nur 13 Prozent der Nutzer laden per Handy Musik aus dem Netz, neun Prozent laden Videos und besuchen außerdem soziale Netzwerkplattformen wie Facebook und StudiVZ. Ausnahme: die jungen Kunden. Jeder vierte 14- bis 19-Jährige nutzt Musik- und Videodownloads sowie Social Networks. Handy-TV wird es den Umfrage-Ergebnissen nach schwer haben: Nur 17 Prozent der Befragten würden es nutzen. Dr. Nikolaus Mohr: "Handy-TV wird kommen, aber wohl nur als Nischenanwendung."

"Die Mobil-Karte richtig ausspielen"

Dr. Nikolaus Mohr rät Anbietern von Internet-Diensten für das Handy, die Mobil-Karte besser auszuspielen. Navigationsdienste und auf den Aufenthaltsort des Nutzers zugeschnittene Dienste (sog. Location Based Services) zum Beispiel stoßen auf Interesse: 70 Prozent aller befragten Internetnutzer würden ihr Handy auch als Navigationsgerät verwenden. Für 42 Prozent wäre es ein Mehrwert, wenn es ihnen anzeigte, wo unterwegs interessante Geschäfte, Gaststätten oder Veranstaltungen zu finden sind. Mobile Bezahldienste finden ebenfalls Anklang: 35 Prozent der Befragten würden ihr Mobiltelefon wie eine Geld- oder Kreditkarte nutzen und jeder vierte würde Online-Banking per Handy betreiben (24 Prozent). Viele Unternehmen hätten die Zeichen der Zeit erkannt, wie Apple mit dem iPhone 3G: UMTS und GPS seien wichtige Voraussetzungen, um sinnvoll Unterhaltungs- und auf den Aufenthaltsort zugeschnittene Dienste anbieten zu können. Google senke mit der offenen Entwicklungsplattform Android die Barrieren, um neue mobile Internet-Dienste entwickeln zu lassen. Dies werde dem Markt eine hohe Dynamik geben.