Mobilinternet

Die Suche der Mobilfunker nach dem richtigen Datenweg

Vodafone und E-Plus verfolgen beim mobilen Internet unterschiedliche Ansätze
Von Björn Brodersen

Wer mehr Geld in der Tasche hat, kann auch mehr riskieren. Vielleicht ist das der Grund, warum die Mobilfunk-Platzhirsche T-Mobile und Vodafone die Vorreiter-Rolle beim mobilen Internet einnehmen und die beiden kleineren Mobilfunkbetreiber E-Plus und o2 sich zögerlicher verhalten. Da es für sie keine Vorbilder gibt, suchen T-Mobile und Vodafone durch einfaches Ausprobieren nach dem besten Geschäftsmodell für mobile Datendienste. E-Plus und o2 können dagegen aus den Fehlern der beiden großen Konkurrenten lernen und teure Fehlinvestitionen vermeiden. Auf der vom Euroforum veranstalteten 14. Handelsblatt Jahrestagung Telekommarkt Europa in Düsseldorf diskutierten Frank Rosenberger, Geschäftsführer Marketing bei Vodafone, und E-Plus-Chef Thorsten Dirks die Erfolgsaussichten ihrer unterschiedlichen Ansätze bei der Vermarktung von mobilen Internetdiensten.

Der Ansatz von Vodafone: "Kunden zu Fans machen"

Kunden für die Internetnutzung per Handy oder Laptop zu begeistern, lautet das Ziel von Vodafone. Verkürzt heißt das "Kunden zu Fans machen". Das wollen die Düsseldorfer über hohe Datenübertragungsraten, einfache und benutzerfreundliche Dienste sowie ein dichteres Netz an Verkaufs- und Beratungsstellen erreichen. Vodafone bietet nach eigenen Angaben mittlerweile HSDPA mit bis zu 3,6 MBit/s in 2 250 Städten an, in 350 Hotspots werden sogar Datenraten von bis zu 7,2 MBit/s im Downstream und 1,45 MBit/s im Upstream erreicht. Zu den eigenen Vodafone-Filialen kommen rund 1 800 Partner-Shops, in denen die Kunden und Interessenten eine Beratung erhalten, die mit der in den unternehmenseigenen Verkaufsstellen vergleichbar sein soll.

IP-Telefonie: Eine von zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten fürs mobile Internet Bei den mobilen Datendiensten achtet Vodafone dagegen laut eigener Aussage auf Funktionalität und Intuitivität. Der neue Kunde soll die Dienste möglichst sofort und ohne kompliziertes Konfigurieren nutzen können. Als Beispiel nannte Rosenberg die 1-Klick-Aktivierung mobiler E-Mail-Dienste, bei denen der Nutzer nur noch seine E-Mail-Adresse und sein Passwort fürs E-Mailo-Konto eingeben muss, um elektronische Nachrichten auf dem Handy empfangen zu können. Ein anderes Beispiel für einen intuitiven Dienst in Rosenbergs Augen wird der so genannte "High Definition Traffic" von TomTom sein, der zum Herbst kommen soll. Dabei werden die Navigationsgeräte von TomTom mit SIM-Karten von Vodafone ausgerüstet und ständig anonymisierte Mobilfunkdaten gesammelt, um den Nutzern in Echtzeit den Verkehrsfluss auf den einzelnen Straßen anzuzeigen. So soll der Autofahrer nicht nur den kürzesten, sondern auch den schnellsten Weg zum Ziel finden. Der "High-Definition-Traffic"-Dienst soll im Herbst starten.

Durch Arcor Kompetenz im Festnetz-Bereich hinzugewonnen

Ein weiterer Baustein Vodafones, sich für die Zukunft zu rüsten, ist die kürzlich abgeschlossene Komplettübernahme der Festnetz-Tochter Arcor. "Vodafone und Arcor haben zwei orthogonale Produktportfolios, die sich bestens zu einem kombinieren lassen", sagte Rosenberg in Düsseldorf. Durch die Komplettübernahme habe Vodafone hierzulande immens an Kompetenz im Bereich Festnetz hinzugewonnen. Ziel sei es, der beste Komplettanbieter Deutschlands zu werden. So lange der DSL-Boom anhält, das hatte vor kurzem Vodafone-Deutschland-Chef Friedrich Joussen erklärt, könnte die Marke Arcor durchaus noch Bestand haben. Langfristig wird es aber aller Voraussicht nach nur noch den einen Komplettanbieter Vodafone geben. Die Lösung für ein erfolgreiches Komplettangebot habe aber auch Vodafone noch nicht parat, gab Rosenberg zu. Richtungsweisend weil "intuitiv" könne aber eine jetzt in Italien eingeführte DSL-HSDPA-Box sein.