Markt

Mobilfunkmarkt: Den Großen gehts noch gut

T-Mobile und Vodafone steigerten Anteil an aktivierten SIM-Karten
Von Björn Brodersen

Für die deutschen Mobilfunkbetreiber geht es nicht mehr darum, mehr SIM-Karten zu verteilen. Vielmehr müssen sie ihre Bemühungen darauf ausrichten, den Umsatz des einzelnen Kunden zu steigern. Dazu müssen entweder neue Dienste her oder die Anbieter müssen das festnetzlastige Nutzungsverhalten der Telefonteilnehmer zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Der Telekomexperte Torsten Gerpott von der Universität Duisburg-Essen geht davon aus, dass der Weg unter anderem über attraktivere Datendienste führt. Die aktuelle Lage auf dem deutschen Mobilfunkmarkt erläuterte er auf der vom Euroforum veranstalteten 14. Handelsblatt Jahrestagung Telekommarkt Europa in Düsseldorf. Sein Fazit dabei: Die beiden früh eingestiegenen und großen Mobilfunkbetreiber haben es sich auf dem deutschen Mobilfunkmarkt gut eingerichtet.

Den großen Mobilfunkbetreibern geht es gut

Generell geht Gerpott davon aus, dass die Umsätze mit Sprach- und Messaging-Diensten in den 30 OECD-Ländern (Organization for Economic Cooperation and Development) weiter zurückgehen. Wachstum werde dagegen bei den Datendiensten stattfinden und zwar stark im Mobilfunk-Bereich. Wachstum der Telekommunikationsanbieter sei aber vor allem in den Nicht-OECD-Ländern möglich. Hier erwarte er bis zum Jahr 2012 ein Umsatzwachstum um 14,1 Prozent auf 89 Milliarden Dollar mit Datendiensten sowie um 4,4 Prozent auf 343 Milliarden Dollar mit Sprach- und Messaging-Diensten aus. In Deutschland seien die Umsätze mit Telekommunikationsdiensten seit 2005 um 2,6 Prozent auf 63,8 Milliarden Euro geschrumpft.

In den 27 EU-Staaten spüren die frühen Markteinsteiger und großen Mobilfunkbetreiber offenbar noch nicht denselben Wettbewerbsdruck, den es auf dem Festnetz-Markt gibt. Von Ende 2006 bis Ende September 2007 konnten die jeweils großen zwei Mobilfunkbetreiber der 27 EU-Staaten ihre SIM-Karten-Anteile insgesamt sogar leicht auf 71,2 Prozent steigern, während die Incumbents im Festnetz-Bereich Marktanteile verlieren.

Vergleichsweise niedriger ARPU in Deutschland

Im Vergleich mit 15 anderen europäischen Ländern sieht es in Deutschland hinsichtlich der Mobilfunkpenetration mittelmäßig aus: Der Wert liegt mit 115 Prozent knapp unter dem gesamten Durchschnittswert von 119 Prozent. Anders sieht es beim durchschnittlichen monatlichen Umsatz pro Mobilfunkkunden (ARPU) aus: Hier hinken die deutschen Mobilfunkbetreiber mit 18,6 Euro den Anbietern der anderen Länder (30,5 Euro) deutlich hinterher. 22,2 Prozent des ARPU in Deutschland stammt von der mobilen Datennutzung.

Im vergangenen Jahr nahm die Zahl der Mobilfunkanschlüsse um über elf Millionen auf 97,15 Millionen zu. Umsatz-Steigerungen mit Mobilfunkanschlüssen und -diensten konnte aber nur E-Plus erzielen - trotz allgemein zunehmender Telefonminuten (7 Prozent mehr pro SIM-Karte gegenüber 2006). Den höchsten ARPU im vierten Quartal 2007 wies o2 mit 19,4 Euro auf, den niedrigsten T-Mobile mit 16,5 Euro. Den geringsten Rückgang des ARPU gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzeichnete Vodafone mit minus 13,9 Prozent auf 18 Euro. Auch umsatzmäßig schnitt Vodafone im Gesamtjahr 2007 mit 37,3 Prozent Anteil an Gesamtumsatz von 20,52 Milliarden Euro am besten ab, musste aber einen Rückgang um 202 Millionen Euro gegenüber 2006 hinnehmen. E-Plus legte beim Umsatz um 118 Millionen Euro zu, liegt aber mit einem Anteil von 13,7 Prozent am Gesamtumsatz der vier Mobilfunkbetreiber weiter an letzter Stelle.