konkurriert

callmobile: Ein lachendes und ein weinendes Auge

Start weiterer Discounter ist Chance und Risiko zugleich
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Voswinckel sieht die neue Konkurrenz insbesondere durch BILDmobil aber auch kritisch. Dies ist der erste Discounter, der Anrufe für 10 Cent pro Minute in einem D-Netz anbietet. Zum noch günstigeren Crash 5 von debitel äußerte er, dass er nicht einschätzen könne, ob man damit überhaupt Gewinn machen könne. Das "natürliche" Preisniveau liegt für ihn auf Höhe des Interconnect bei etwa 10 Cent pro Minute. Die Crash-Plattform sieht Voswinckel vor allem als innovative Vertriebsplattform, über die übrigens auch der callmobile-Tarif (dort unter dem Namen Crash 4) verkauft wird.

Um sich gegenüber der 10-Cent-Konkurrenz, insbesondere BILDmobil, besser zu positionieren, möchte Voswinckel generell die 4 Cent für Community-Gespräche stärker in den Blickpunkt der Kunden setzen. Ihm liegt aber auch daran, preislich den einen oder anderen Schritt zu machen. Hier würden aber die derzeitigen Einkaufskonditionen von T-Mobile keine großen Sprünge zulassen, man befinde sich aber diesbezüglich in Verhandlungen. Bisher habe sich T-Mobile als guter Partner erwiesen, der zum Beispiel auch seinen eigenen Discounter congstar so positioniert habe, dass er nicht direkt mit callmobile konkurriere.

Einen Tarif "10 Cent Fremdnetze, 4 Cent Community" hält Voswinckel aber derzeit nicht für umsetzbar. Folglich liegt ihm in der jetzigen Situation daran, an anderer Stelle einen Punkt zu setzen, etwa bei den Datenkonditionen.

Für die anstehende Festsetzung der Mobilfunk-Terminierungsentgelte erwartet der callmobile-Chef, dass die Bundesnetzagentur die derzeitigen Preise um 10 bis maximal 20 Prozent absenken wird. Den Antrag von o2 auf 19,63 Cent bezeichnete er als unverständlich, schließlich würde o2 mit Fonic einen Endkundenpreis von unter 10 Cent werben: "Die Richtung [nach unten] ist doch vorgegeben."

Daten im Takt

Für Nutzer datenintensiver Anwendungen wie zum Beispiel den Abruf größerer E-Mails hält Voswinckel den aktuellen Tarif für fair und überschaubar: "Das Abrufen von E-Mails dauert ein, maximal zwei Minuten, entsprechend 9 oder 18 Cent". Für andere Nutzer sei das aktuelle Modell jedoch sehr ungünstig, beispielsweise bei Navigationslösungen, die regelmäßig kleine Pakete senden. Über eine zweistündige Fahrt könnten sich da erhebliche Kosten summieren.

Grundsätzlich sei beim aktuellen Tarif vorgesehen, dass nur solche Minuten berechnet werden, in denen auch Daten fließen. Dabei würden auch kleine "Kontrollpings", die nur prüfen, ob die andere Seite noch erreichbar ist, mitgezählt und entsprechend Kosten verursachen. Die Empfehlung von callmobile lautet daher, unbenötigte Datenverbindungen auf jeden Fall umgehend zu trennen. callmobile könne an dem aktuellen Problem trotz eigenem Billing-System nichts ändern, denn man erhalte bei Datenverbindungen von T-Mobile nur Angaben über die Dauer, aber keine weiteren Details.

Ein Modell, bei dem T-Mobile nur solche Minuten abrechnet, bei denen der Datentraffic ein gewisses Minimum übersteigt, hält Voswinckel für hilfreich. Ebenso sei aber auch wahlweise ein Datentarif mit Volumenabrechnung denkbar. Die aktuelle Situation bei den Datentarifen sei auch dem Protektionismus geschuldet, mit dem die Netzbetreiber verhindern wollten, dass sie Umsätze mit den sehr lukrativen SMS verlieren, indem diese durch viel günstigeres Instant Messaging ersetzt werden. Auch die vielen Einschränkungen beim Datentarif von BILDmobil seien vor diesem Hintergrund zu sehen.

Neue Vertriebskanäle

callmobile kann sich vorstellen, dass seine Produkte künftig auch in debitel- oder Talkline-Shops verkauft werden. Hier erhofft Voswinckel sich den Zugang über die Eigentümerstruktur, denn callmobile gehört zu 100 Prozent zu Talkline, die wiederum von debitel übernommen wurden. Am Tresen würde callmobile sicher nicht stark beworben, aber als "letzte Lösung" verkauft werden, bevor der Händler einen Kunden, der einen Billigtarif will, ganz wegschickt. Die Differenzierung würde über die Provision erfolgen, die für die Discounter-SIM deutlich geringer liegen würde.

Problematisch sei an dieser Idee, dass Sonderaktionen im Internet, insbesondere Startersets zum vergünstigten Preis, dann nicht oder nur noch eingeschränkt durchgeführt werden könnten. Am "Point of Sale" seien dauernd wechselnde Startpreise nicht durchführbar und Sonderaktionen nur im Internet könnten zu Verärgerungen bei den Kunden führen, die das Produkt vor kurzem im Mobilfunk-Shop erworben haben.

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