Editorial: Mobile Abzocke Auslandstelefonate
Die vorgenannten Gründe führen in Summe zum Marktversagen. Hier sollten die nationalen Regulierungsbehörden eingreifen. Ein erster Schritt könnte sein, die gegenseitige Abhängigkeit zu verringern, indem europäische Netzbetreiber untereinander zum Roaming zu transparenten, nicht diskriminierenden Tarifen verpflichtet werden. Insbesondere darf ein Anbieter für die Weiterleitung eines Gesprächs zu einem in seinem Netz roamenden Kunden eines fremden Netzbetreibers nicht mehr verlangen als er für die Weiterleitung eines Telefonats zu seinem eigenen Kunden berechnet. Für abgehende Roaming-Telefonate muss es ein Anbieter dem ausländischen Netzbetreiber zumindest anbieten, dass letzterer das Gespräch über sein Netz terminiert. Auch hier dürfen dann nicht mehr als die üblichen Durchleitungsentgelte verrechnet werden. Diese IC-Entgelte betragen derzeit in Deutschland ca. 11 Cent pro Minute zuzüglich Mehrwertsteuer. Sie sollen unter 10 Cent sinken.
Die vorgenannten Regelungen sollten ausreichen, dass es für Anbieter möglich wird, zumindest bestimmte Verträge mit attraktiven Roaming-Konditionen zu koppeln. Zumindest einige werden diese Möglichkeit auch nutzen, um günstige Roaming-SIMs mit deutscher Rufnummer anzubieten.
Doppelte Konsequenz
Es kann aber auch passieren, dass trotz der vorgenannten Regulierung zwischen Mobilfunk-Anbietern keine günstigen Roaming-Angebote folgen, weil die wechselseitigen Abhängigkeiten weiterhin zu groß sind. Dann wäre es an der Zeit, auch mobilfunkfremde Anbieter in die Netze zu lassen und die Netzbetreiber zu entsprechenden Zusammenschaltungen zu verpflichten. Die Endkunden bekämen dann die Möglichkeit, bei internationalen Mobiltelefonaten (egal, ob ins Ausland oder im Ausland) die Möglichkeit zur freien Providerwahl, sprich Call by Call (möglichst sogar ohne Anmeldung) und Pre-Selection. Dieses würde mit Sicherheit binnen kurzer Zeit zu stark fallenden Roaming-Preisen führen.