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Editorial: Mobile Abzocke Auslandstelefonate

EU-Vorschläge zur Preissenkung ungeeignet
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Dieselben Überlegungen gelten auch für mobile Telefonate im Ausland. Hier gilt zudem noch, dass der Netzbetreiber des besuchten Landes und der Netzbetreiber des Heimatlandes sich gegenseitig die Schuld an den hohen Preisen in die Schuhe schieben können. Der Kunde, der nach günstigen Alternativen sucht, wird alleine gelassen. Der Kunde, der auf Telefonate im Ausland angewiesen ist, wird in den sauren Apfel beißen und die Preise von einem Euro und mehr pro Minute akzeptieren.

Die Initiative von EU-Kommissarin Viviane Reding, die Roaming-Gebühren zu senken, ist insofern sehr zu begrüßen. Allerdings kranken die Vorschläge noch im Detail:

  • Der Vorschlag, die Entgelte für die Annahme von Gesprächen im "EU-Ausland" ganz abzuschaffen, ist aus Verbrauchersicht sehr zu befürworten. Fraglich ist nur, ob er auch durchsetzbar ist. Denn den Unternehmen entstehen nachweislich Kosten für die Weiterleitung ins Ausland, und diese sollten grundsätzlich auch umgelegt werden dürfen. Eine Diskussion sollte hier nicht darum gehen, ob diese Entgelte an sich zulässig sind, sondern, wie hoch hier der faire Preis liegt.

    Besteht die EU dennoch auf der europaweit kostenlosen Gesprächsannahme, sind zwei negative Effekte zu erwarten: Zum einen dürfte gegen die neue Regelung geklagt werden, mit nicht gerade geringer Erfolgschance für die Mobilfunk-Anbieter. Bei einem Erfolg der Netzbetreiber vor Gericht drohen den Kunden oder der EU dann Nachzahlungen bzw. Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe.

    Zum anderen werden die Netzbetreiber versuchen, die Kosten für die Auslandsweiterleitung an anderer Stelle zu kassieren, nämlich insbesondere die Entgelte für die Terminierung in ihre jeweiligen Netze zu erhöhen. Anrufe zum Handy werden damit wieder teurer - auch dann, wenn der Angerufene im Inland weilt.

  • Noch ungünstiger für den Kunden ist die vorgeschlagene Regelung, dass Gespräche vom Gastland ins Heimatland wie Telefonate vom Heimatland ins Gastland tarifiert werden sollen. Angesichts der oben genannten hohen Auslandspreise droht damit, dass die überhöhten Roaming-Preise sogar noch amtlich legitimiert werden. Ein Eingriff in die Preisgestaltung für Auslandspreise ist ja derzeit nicht vorgesehen.
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