Festkosten

T-Com macht Telefonkunden das Sparen schwer

Die verflixten Fixkosten im Festnetz
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Trotz des Handy-Booms verzichtet heute kaum ein Haushalt auf einen Festnetzanschluss. Wie bereits berichtet, wird das Telefonieren zu Hause für einen großen Teil der rund 28 Millionen Kunden der T-Com - der Festnetz-Tochter der Deutschen Telekom bald teurer werden. Das Unternehmen hat angekündigt, zum September die monatlichen Grundgebühren deutlich anzuheben. Vor allem die Wenigtelefonierer werden dabei draufzahlen.

Von September an werden für den analogen T-Net-Anschluss 15,66 Euro statt bisher 13,72 Euro fällig. Gleichzeitig steigt die Grundgebühr für den T-Net-100-Anschluss um 1,46 auf 18,45 Euro monatlich. Außerdem wird das einmalige so genannte Bereitstellungsentgelt zur Einrichtung eines Telefonanschlusses von 51,57 auf 59,95 Euro erhöht.

In den vergangenen drei Jahren sind die Kosten für das Telefonieren im Festnetz insgesamt zwar leicht gesunken, die Anschlusskosten aber gestiegen: So lag der Preisindex für Telekommunikationdienstleistung des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden für das Festnetz im Jahr 2000 bei 100 und im Juli dieses Jahres bei 98. Im gleichen Zeitraum stieg der Index für die Anschlussgebühren von 100 auf 106.

Für den Verbraucher ist das deshalb ärgerlich, weil er sich beim Telefonieren zwar kurz fassen, bei den Anschlussgebühren aber nicht sparen kann. Trotzdem ist ein gewisses Sparpotential durch die Wahl des richtigen Telekomanschlusses für die jeweiligen Bedürfnisse vorhanden. Wir haben deshalb für Sie Infoseiten zu den einzelnen Telekomanschlüssen, zu den Vorteilen von analog und ISDN, sowie zu den Optionstarifen der Telekom zusammengestellt.

Anschlussgebühren sind "historische Altlasten"

Der Grund für die Anhebung der Anschlussgebühren liegt laut Pressesprecher Frank Domagalla in der Geschichte der T-Com: Sie ist aus der Deutschen Telekom beziehungsweise aus der Bundespost hervorgegangen. Das Staatsunternehmen musste keine Gewinne erzielen; früher sei es lediglich darum gegangen, den Bundesbürgern das Telefonieren möglichst billig zu machen. Somit seien die heutigen Anschlussgebühren "historische Altlasten", die nie wirtschaftliche Kriterien entsprochen hätten.

Anfang dieses Jahres stellte die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) in Bonn jedoch bei der T-Com ein jährliches Defizit bei den Anschlusskosten von mehr als 600 Millionen Euro fest. Das soll der Telefonanbieter nun aus Gründen des Wettbewerbschutzes beseitigen. "Bisher haben wir das über die Ortsgespräche finanziert", erklärt T-Com-Sprecher Domagalla.

Darüber hinaus traten die Wettbewerbshüter der Europäischen Union (EU) auf den Plan: Die Differenz zwischen der Gebühr für den T-Com-Festnetzanschluss und dem Preis, den die T-Com von anderen Anbietern für die Vermietung der Leitungen - der so genannten letzten Meile - zum Kunden verlangt, sei zu niedrig beziehungsweise gar nicht vorhanden, kritisierte die EU. Sie eröffnete deshalb im letzten Jahr ein Kartell-Verfahren gegen die Telekom, das mit einer millionenschweren Geldbuße für den Konzern endete.

Für die Nutzung der Leitung zum Kunden lässt sich die T-Com laut Domagalla von ihren Konkurrenten bisher 11,80 Euro pro Kunde zahlen, für den T-Com-Anschluss zahlen die Kunden nach Abzug der Mehrwertsteuer 11,81 Euro. Das Ende vom Lied ist bekannt: Künftig zahlen die T-Com-Kunden mehr.

"Preiserhöhungen sind dem Kunden immer schlecht zu verkaufen", sagt Domagalla. Deshalb senkt die T-Com gleichzeitig den City-Standard-Tarif - in dem sie einfach den Takt verlängert. Zum Beispiel kann mit dem T-Net-Anschluss an Werktagen von 8 bis 9 Uhr für sechs Cent jetzt vier statt wie bisher 2,5 Minuten telefoniert werden. Das bringt aber nur jenen Kunden etwas, die entsprechend lang telefonieren. Bei Kurzgesprächen ändert sich nichts. "Das ist eine Mogelpackung", sagt Michael Bobrowski, Referent für Telekommunikation und Post beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in Berlin. Auf diese Weise zahlten die Wenigtelefonierer noch drauf.

Kaum echte Alternativen

Um dem Geldbeutel des Kunden ein wenig Entlastung zu ermöglichen, hat die T-Com bei der RegTP die Einführung von zwei neuen so genannten Optionstarifen beantragt: "AktivPlus xxl" soll kostenloses Telefonieren zusätzlich auch an Samstagen möglich machen. Und mit "AktivPlus Calltime 120" soll gegen eine monatliche Pauschale von 4,20 Euro deutschlandweit zwei Stunden lang telefoniert werden können. Ob die Tarife wie von der T-Com beantragt eingeführt werden, entscheidet die Regulierungsbehörde nach eigenen Angaben spätestens am 2. September.

Kein Verbraucher wird sich über die erhöhten Anschlussgebühren der T-Com freuen, aber ein Wechsel zu einem anderen Anbieter sollte wohl überlegt sein: Ein einfacher analoger Anschluss sei bei anderen Anbietern kaum zu haben, sagt Verbraucherschützer Michael Bobrowski. "Wir raten deshalb, stärker als bisher auf Pre-Selection und Call by Call umzusteigen." Zwar kommen Kunden so nicht um die Grundgebühren der T-Com herum, können aber bei den Gesprächskosten sparen.

"Ein kompletter Wechsel kommt höchstens für Verbraucher in Frage, die ein Paket aus Festnetzanschluss und schnellem Internetzugang wollen", sagt Peter Knaak von der Stiftung Warentest in Berlin. Der eine oder andere Wettbewerber könnte auch in Sachen ISDN-Anschluss interessant sein. Ansonsten werde es zur T-Com auf absehbare Zeit kaum Alternativen beim Festnetz-Telefonieren geben. Eine Übersicht über die verschiedenen Alternativen zum Telekomanschluss finden Sie auch auf unseren Seiten, und zwar in dieser Meldung und allgemein im Festnetz-Bereich.