Bestandsaufnahme

Preiserhöhungen bei der Telekom sind nur eine Frage der Zeit

Heutige Grundgebühren sind "historische Altlasten"
Von dpa /

Auf dieses Thema wird die Deutsche Telekom nicht gerne angesprochen: Es ist nicht die Frage ob, sondern nur die Frage wann sie kommt - die Erhöhung der Grundgebühr für den analogen Festnetzanschluss. Rund 29 Millionen Telekom-Kunden zahlen heute 13,72 Euro monatlich für ihren Telefonanschluss. "Das sind historische Altlasten", sagt ein Telekom-Sprecher. Der Anschlusspreis habe nie wirtschaftlichen Kriterien entsprochen.

Doch für den Bonner Telefonriesen war das sensible Thema bislang tabu. Angesichts der gesunkenen Tarife in den vergangenen Jahren kam für den Marktführer eine Anhebung, die gerade den Wenig-Telefonierer trifft, nicht in Frage. Ein Aufdrehen der Preisschraube hätte außerdem in der Öffentlichkeit einen Aufschrei der Entrüstung ausgelöst.

Hinzu kommt, dass ein rigides Preisfestsetzungsverfahren (price cap) durch die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post der Telekom nur eingeschränkten Spielraum ließ. Doch inzwischen haben sich die Randbedingungen geändert: Im Ortsnetz hat der Konzern seit Ende April dieses Jahres mehr Wettbewerber bekommen. Und die Neulinge monieren seit langem, dass sie durch die Preisstrategien des Marktführers keinen Fuß auf den Boden bekommen.

Gleichzeitig hat die EU-Kommission vor wenigen Wochen der Telekom wegen Wettbewerbsbehinderung im Ortsnetz eine Geldbuße von 12,6 Millionen Euro aufgebrummt. Der Abstand zwischen den Preisen für den entbündelten Teilnehmeranschluss (TAL), den die Telekom-Konkurrenten für eine komplette Anmietung eines Anschlusses zahlen müssen, sei höher als der Preis, den die Telekom ihren Kunden in Rechnung stellt, rügten die Kommissäre.

"Die Ereignisse erforderten die Anpassung des Preisfestsetzungssystems und konkret das Einräumen von zusätzlichen Preiserhöhungsspielräumen", schrieb die Telekom unlängst in einer Stellungnahme an die Regulierungsbehörde. Das Unternehmen muss sich nahezu alle Preise von der obersten Aufsichtsinstanz über den Telekom-Markt genehmigen lassen.

Auch Unternehmenssprecher Frank Domagalla weiß: "Wir müssen die Preis-Kosten-Schere schließen und das Anschlussdefizit beseitigen". Die Regulierungsbehörde hatte dieses Defizit unlängst im Durchschnitt auf 1,40 Euro beziffert. In welcher Form und in welchem Zeitraum eine Anpassung erfolgt, sei derzeit nicht absehbar. Im Grund gibt es aber nur zwei Möglichkeiten, das Problem aus der Welt zu schaffen: Entweder werden die TAL-Miete weiter abgesenkt oder die Grundgebühr erhöht. "Die Vorleistungspreise müssen weiter sinken", heißt es indes beim Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten VATM in Köln; und zwar deutlich unter zehn Euro.

Beobachter gehen davon aus, dass die Regulierungsbehörde noch in diesem Jahr mit dem Einverständnis aller Marktteilnehmer das bereits abgeschlossene Price-Cap-Sytem noch einmal öffnet. Eine Entscheidung hierüber ist aber noch nicht gefallen. Ziel ist eine Anpassung der Preise - wie von der EU-Kommission gefordert.

Ein weiteres Absenken der TAL-Miete ist nach Einschätzung von Beobachtern aber unwahrscheinlich. Hatte doch der Präsident der Regulierungsbehörde, Matthias Kurth, Ende April den auf 11,80 Euro abgesenkten Preis als "sachgerecht und kostenorientiert" bezeichnet. Bleibt nur die Grundgebühr.

"Der Endkunde muss die Sache ausbaden", befürchtet Manfred Herresthal, Vorsitzender des Deutschen Verbandes für Post und Telekommunikation. Wie andere Verbraucherschützer ist er der Ansicht, dass die Grundgebühr nicht angehoben werden sollte. Und wenn es dann doch passiert, ist der Schuldige schnell ausgemacht. Domagalla: "Den Schwarzen Peter haben dann wir".