Vor- und Nachteile

Telekom-Anschluss wird teurer - Alternativen gesucht

Wann lohnt sich der Wechsel zu einem anderen Anbieter?
Von Marie-Anne Winter

Die Nachricht, dass die Deutsche Telekom die Preise für analoge Telefonanschlüsse erhöhen will, versetzt die deutschen Telefonierer in Alarm. Wie wir gestern gemeldet haben, will die Telekom den Preis für einen analogen Anschluss um fast zwei Euro auf 15,66 Euro pro Monat anheben. Auch die Bereitstellung und Übernahme von Anschlüssen wird teurer. Im Gegenzug sollen die City-Standardtarife für den Orts- und Nahbereich im Schnitt um knapp fünf Prozent sinken. Das entlastet aber nur diejenigen, die ihren Anschluss für genau diese Gespräche intensiv nutzen. Die Wettbewerber reiben sich nun die Hände und hoffen angesichts der allgemeinen Verunsicherung, möglichst viele Kunden für sich gewinnen zu können.

Noch hat die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) die neuen Preise nicht abgesegnet. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Telekom-Anschlüsse demnächst teurer werden, denn die höheren Anschlusspreise sind politisch durchaus gewollt. So lange die Konkurrenten der Telekom für die Anmietung von Anschlussleitungen ähnlich viel bezahlen, wie die Endkunden der Telekom selbst, ist an einen echten Wettbewerb bei Telefonanschlüssen nicht zu denken. Und die Anbieter, die in den Aufbau eigener Netze investieren, müssen ihre Ausgaben über die Grundgebühren wieder hereinholen.

Höhere Grundgebühr oder höhere Gesprächpreise?

Auch die Entscheidung der RegTP, dass die Telekom ihre Angebote für Wiederverkäufer überarbeiten muss, bringt keine schnelle Entlastung. Zum einen wird die Umsetzung erfahrungsgemäß noch ein bis zwei Jahre auf sich warten lassen. Zum anderen können alternative Anbieter dann nach der Neugestaltung der Wiederverkäuferangebote angemietete Telekom-Leitungen unter eigenem Label anbieten. Das heißt gleichzeitig aber auch, dass sie diese Leitungen für Call by Call und Pre-Selection auf weitere Anbieter sperren können. Genau das ist bei Anschlüssen ans Netz von Telekom-Konkurrenten schon jetzt der Fall: Wer zu Arcor oder einem lokalen Anbieter wechselt, verzichtet auf die Sparmöglichkeiten durch die Nutzung von Call by Call und Pre-Selection.

Dieser Umstand wird beim Anwerben wechselbereiter Kunden gern weggelassen. Genau deshalb sollten Kunden, die der Telekom jetzt den Rücken kehren wollen, genau überprüfen, ob sich ein Wechsel wirklich lohnt. So bezahlt man beim Analoganschluss der Telekom, der derzeit noch 13,72 Euro monatlich kostet, tagsüber zwar 12,2 Cent pro Minute für ein Ferngespräch innerhalb Deutschlands - dafür kann man durch die Nutzung eines Call-by-Call-Anbieters oder die Beauftragung einer Pre-Seletion leicht entgehen. Und das gilt auf für die 4 Cent, die tagsüber pro Minute für Ortsgespräche gezahlt werden müssen.

Vergleicht man den einfachen ISDN-Anschluss der Telekom mit dem vom Konkurrenten Arcor, so ist die Anschlussgebühr der Telekom mit 23,60 Euro pro Monat gegenüber den 19,95 Euro, die Arcor verlangt, deutlich höher. Bei den Minutenpreisen ist das Bild nicht so eindeutig, Ferngespräche kosten tagsüber mit der Telekom 9,1 Cent pro Minute, bei Arcor sind es 9 Cent - dafür ist es hier nicht möglich, die günstigere Leitung eines anderen Anbieters zu nutzen. Das gilt auch für Gespräche im Nah- und Ortbereich, die bei der Telekom ohnehin etwas günstiger sind als bei dem Konkurrenten.

Mit den Stadtnetzbetreibern, wie z. B. M"net in München, NetCologne in Köln oder Hansenet in Hamburg, ist es ganz ähnlich. Allerdings kann es für den einen oder anderen Nutzer durchaus interessant sein, ein spezielles Bundle-Angebot eines solchen Betreibers, beispielsweise einen ISDN-Anschluss im Paket mit einem DSL-Angebot, zu nutzen oder auch die von vielen Stadtnetzbetreibern angebotene Möglichkeit, innerhalb der jeweiligen Anbieternetze vergünstigt oder gar kostenlos telefonieren zu können.

Mobiltelefon statt Festnetzanschluss?

Für Wenigtelefonierer, die kein Interesse an einem Internetzugang haben und selten bis gar nicht ins Ausland telefonieren, lohnt sich die Überlegung, auf Ihren Festnetzanschluss zu verzichten und ganz aufs Handy umzusteigen. Mit einem Genion-Tarif von o2 beispielweise ist man für eine Grundgebühr von 9,95 Euro pro Monat unter einer Festnetznummer erreichbar, mit der Anrufer das Genion-Handy in der Homezone zum Festnetzpreis ihres Anbieters anrufen können. Von zu Hause aus telefonieren Genion-Kunden tagsüber für 7 Cent die Minute ins deutsche Festnetz, abends werden 4 Cent pro Minute berechnet - das sind durchaus konkurrenzfähige Preise. Im Ortbereich fallen 5 bzw. 3 Cent pro Minute an. Auch hier gilt: Call by Call und Pre-Selection können nicht genutzt werden. Ein weiterer Nachteil ist, dass man immer per Handy telefoniert - wer sich Gedanken wegen der Mobilfunkstrahlung macht, wird von dieser Möglichkeit wenig begeistert sein. Auch ist die Bedienung eines Handys etwas komplizierter als die eines Festnetztelefons - für ältere Menschen kann das durchaus problematisch sein.

Diese Nachteile treffen auch auf die andere Alternative im Mobilbereich zu, einen Tarif des Anbieters E-Plus. Dieser Mobilfunkbetreiber sagt ausdrücklich, dass er die Festnetztelefonie überflüssig machen wolle. Deshalb wirbt E-Plus ab August mit 1 000 Freiminuten zum Abtelefonieren bei Abschluss eines Neuvertrages. Zur Zeit gibt es noch die im Mai als Jubiläums-Angebote eingeführten Tarife, mit denen ab einer Grundgebühr von 10 Euro monatlich ganztägig für 3 Cent pro Minute ins deutsche Festnetz telefoniert werden kann.

Fazit

Unser Fazit ist demnach, dass die Grundgebührerhöhung zwar ärgerlich ist, aber derzeit leider keine echten Alternativen zur Verfügung stehen. Die nun anlässlich der Gebührenerhöhung geäußerte Hoffnung des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), dass nun möglichst viele Kunden zu anderen Anbietern wechseln, ist verständlich. Trotzdem raten wir zu einer genauen Abwägung der beschriebenen Vor- und Nachteile eines Wechsels - denn es wird nicht in jedem Fall günstiger.