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Smartwatch-Alternativen: Geht's auch unter 100 Euro?

Die Apple Watch ist wohl die am meisten verkaufte und teuerste Smartwatch im Markt. Doch nicht jeder will 300 Euro und mehr für eine Smartwatch ausgeben. Geht es auch unter 100 Euro?
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Wir haben (rein subjektiv) 5 Smartwatches ausgewählt, die zu Preisen von unter 100 Euro angeboten werden. Dabei hat uns cafago.com freundlicherweise ein Exemplar der "Lenovo Watch X" zur Verfügung gestellt. Dies ist eine Smartwatch, die nach unabhängigen Berichten im Netz in China kurz nach dem Erscheinen binnen 15 Sekunden ausverkauft gewesen sein soll. In China scheint diese Uhr derzeit das ultimative "Must Have" zu sein. Inzwischen wurden aber genügend Exemplare produziert. Die Uhr kam direkt aus Hongkong zu uns.

Offiziell noch nicht in Deutschland vertreten ist das chinesische Unternehmen Anhui Huami Technologiy Co. Ltd, besser bekannt als Xiaomi (sprich Scho-Mi), das die Szene mit preiswerten und dennoch hochwertigen Handys überrascht. Die Amazfit Bip ist eine von verschiedenen Smartwatches, die wir regulär über den deutschen Shop von Amazon bestellt haben, sie kam ebenfalls direkt aus China.

Zu guter Letzt haben wir 3 Uhren in verschiedenen Preis- und Funktionsklassen aus dem umfangreichen Angebot des deutschen Versandhändlers Pearl dazu bestellt.

Xiaomi Amazfit bip: Wolf im Schafspelz

Die Xiaomi Amazfit bip wird in edel aussehender Verpackung geliefert. Die Xiaomi Amazfit bip wird in edel aussehender Verpackung geliefert.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Beginnen wir gleich mit der Amazfit bip, die in einer fast würfelförmigen Papier-Verpackung angeliefert wird, der in seiner Schlichtheit an Apple-Produkte erinnert. Darin enthalten ist die Armbanduhr mit Ladeschale und USB-Stecker, in einem Seitenfach eine winzige Anleitung in Englisch, Chinesisch und Spanisch. Die Anleitung bittet darum, via QR-Code eine App herunterzuladen. Je nach verwendetem Handy wird sofort das richtige Betriebssystem ermittelt, zumindest für Android und iOS. Die App nimmt Kontakt zur Uhr auf und lädt offenbar erst einmal minutenlang neue Software, viele Einstellungen, verschiedene GPS- und A-GPS-Daten auf die Uhr, bevor es losgehen kann. In der App müssen danach umfangreiche Berechtigungen freigegeben werden, damit die Uhr nicht nur die Gesundheitswerte (Bewegung, Puls/Herz) anzeigen, sondern auch ankommende Anrufe signalisieren kann.

Die Amazfit bip sieht "harmlos" aus und verrät ihre Funktionen erst nach ausführlichem "Spielen". So kann man einen Kompass mit Anzeige von Luftdruck und Höhe über Meerspiegel, sowie den exakten Geokoordinaten des aktuellen Aufenthaltsortes, verschiedene Timer (zum Kuchen Backen oder als Wecker) und eine Wetteranzeige mit regionaler Höchst und Tiefsttemperatur entdecken.

Die digitale Basis-Anzeige der Uhrzeit und der Schrittzahl ist minimalistisch. Wie bei Apple kann man verschiedene Ziffernblätter ("Watchfaces") herunterladen, die laut Warnung mehr Strom verbrauchen könnten. Egal, es soll ja nett aussehen. Das Farbdisplay dunkelt schnell herunter, um Akku zu sparen. Die App - und das ist positiv - spricht übrigens durchgehend deutsch, die Uhr hingegen nur englisch. Menüs können durch Drücken des Knopfes und durch Wischen über das Display erreicht werden.

Die Xiaomi Amazfit bip erlaubt, verschiedene Ziffernblätter (Watchfaces) auf die Uhr zu laden. Unter Umständen steigt der Akkuverbrauch. Die Xiaomi Amazfit bip erlaubt, verschiedene Ziffernblätter (Watchfaces) auf die Uhr zu laden. Unter Umständen steigt der Akkuverbrauch.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Nach Installation der Android-Version auf einem Motorola G6 (Android 8.0) wurden zwar ankommende Anrufe signalisiert, jedoch ohne die Rufnummer des Anrufers anzuzeigen. Ankommende Gespräche ließen sich über die Smartwatch nicht ablehnen, das Handy bekam davon nichts mit. Möglicherweise haben wir auf Anhieb nicht alle Schalter gefunden, um diese Funktion richtig nutzen zu können.

Nach Installation der iOS-Version auf einem iPhone 8 wurden ankommende Anrufe mit Namen, wie im Telefonbuch gespeichert, angezeigt. "Hang up" wies - wie vorgesehen - die Verbindung ab. Freisprech-Telefonieren ist mit dieser Uhr wohl nicht vorgesehen.

Im Internet wird die Amazfit Bip von Xiaomi wird zu Preisen zwischen 52 und 75 Euro angeboten.

Lenovo Watch X

Auf den ersten Blick nicht als Smartwatch zu erkennen: Lenovo Watch X Auf den ersten Blick nicht als Smartwatch zu erkennen: Lenovo Watch X
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Das chinesische Unternehmen Lenovo ist hierzulande als "Erbe" der langjährigen Computer-Aktivitäten des Computer-Pioniers IBM bekannt. Lenovo Tisch-PC, Notebooks und Laptops zählen zu zuverlässigen Arbeitswerkzeugen, die gerne im beruflich genutzten Umfeld eingesetzt werden. Das Unternehmen bietet viel Support z.B. durch den Download Treibern und Updates für erfahrene Computer-Nutzer. Lenovo hat vor einiger Zeit auch die Handy-Marke "Motorola" übernommen und bietet erschwingliche Android-Mobil-Telefone mit einem nahezu unveränderten Android an.

Die Lenovo Watch X ist der Nachfolger der Watch 9 - eine Smartwatch, die wie eine hochwertige Designer-Armbanduhr aussieht und optisch zunächst gar keinen Hinweis darauf gibt, wie "smart" sie wirklich ist.

Im Innern bewegt sich ein Uhrwerk des Schweizer Herstellers Ronda, quasi eine Art Schrittmotor, welcher die Zeiger weiterbewegt. Dort wo man bei Uhren üblicherweise den Markennamen liest, befindet sich ein kleines LC-Display, das nach dem ersten Auspacken ein paar Zahlen, lateinische Buchstaben und viele chinesische Schriftzeichen zeigte. Rechts außen gibt es einen einzigen Knopf, der nur ein Taster ist und nicht herausgezogen oder zum Einstellen gedreht werden kann, wie man es von der Armbanduhr gewohnt ist. Das Ziffernblatt wird durch wenige ausgewählte Ziffern und Striche in modernem Design dargestellt und leuchtet auch schwach im Dunkeln.

Der Smartwatch lag eine Kurzanleitung in chinesischer Sprache bei und ein kurzes "schlaues" USB-Ladekabel mit dreipoliger Magnet-Kupplung. So wird elegant verhindert, dass der Stecker "falsch herum" mit der Uhr verbunden wird. Geladen ist die Uhr in wenigen Stunden, der Ladestand im Uhrendisplay sichtbar.

In den App-Stores von Apple und Google ist die Lenovo Watch App zu finden, ohne diese kann die Uhr nicht sinnvoll verwendet werden. Die App spricht englisch und erwartet das Anlegen eines Nutzer-Kontos, bestehend aus E-Mail-Adresse und ein paar persönlichen Daten (Geburtsdatum, Größe und Gewicht) und einem selbstgewählten Passwort. Die Kopplung mit der Smartwatch wird von der App aus gestartet (am Handy Bluetooth einschalten!), dann erscheint "Watch X" in der Liste. Zur Bestätigung muss die Uhr schnell bewegt werden, damit ist die Verbindung hergestellt. Unter "Calibration" fragt die App, welche (wahrscheinlich falsche) Uhrzeit gerade angezeigt wird und berechnet daraus die notwendigen Umdrehungen der Zeiger, bis die Zeit stimmt. In der zweiteilig aufgebauten App findet man auch ein Menü zur Spracheinstellung, so verschwinden auch die chinesischen Schriftzeichen aus dem Uhrendisplay. Andere Sprachen als englisch (und chinesisch) gibt es leider nicht.

Akku der Lenovo Watch X hält bis zu 45 Tage

Überraschend ist bei der Lenovo Watch X die Akku-Laufzeit! Anhand der Anzeige lässt sich eine Laufzeit von etwa 45 Tagen bestätigen, nach zwei Tagen waren erst knapp drei Prozent der Akkuladung verbraucht - und das, obwohl wir die Uhr in der Zeit viel verwendet haben. Die Uhr zeigt analog die Uhrzeit an. Wenn in der App und im angeschlossenen Handy alle Freigaben erteilt wurden, kommen auch Facebook, Whatsapp, SMS oder andere Nachrichten auf das Display. Ein "Smart-Alarm" erlaubt es, sich mit der Uhr wecken zu lassen, die Uhr vibriert am Handgelenk so dezent, dass Mitbewohner oder Personen in der Nähe davon nichts mitbekommen. Die Alarme lassen sich nach Wochentagen wiederholen, in Kombination mit mehreren Alarmen lassen sich auch komplizierte Schichtpläne zuverlässig alarmieren.

Puls, Schlaf und Herzmessung

Unter der Uhr leuchtet es grün, damit wird der Puls des Trägers gemessen. Die App gibt Auskunft, wann und wie gut der Träger (oder die Trägerin) gut geschlafen haben ("Sleep"). Ein Schrittzähler überwacht, ob genügend Bewegung vorhanden ist. Die App kann alarmieren, falls die Sitzzeit zu lange dauert. Bewölkung, Höchst- und Tiefst-Temperaturen zeigen im Moment noch nichts an, da die dahinterliegende Datenquelle nur das Wetter in China, aber noch nicht in Europa kennt. Das soll sich bald ändern.

Wer nicht mit seiner Uhr telefonieren möchte, sondern sich eher für seine sportlich/gesundheitlichen Aktivitäten interessiert, wer eine ansehnliche (sprich "schicke") Uhr sucht, könnte an der Lenovo Watch X gefallen finden. Gesundheitsinformationen können nur über das gekoppelte Handy abgerufen werden. Das gewebte "Milanaise"-Metallarmband erlaubt über einen raffinierten Magnetverschluss eine stufenlose Einstellung, was den Tragekomfort erhöht. Die Uhr kostet im Netz zwischen 52 und 70 Euro. Wer auf der Bestellseite unter "Apply a Promotion Code" den Text "L082PB" eingibt, kann die Uhr für 42,13 Euro (inkl. Versandkosten) bestellen.

Wie die Produkte aus dem Hause Pearl abgeschnitten haben, lesen Sie auf der nächsten Seite.

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