Ausprobiert: Fraenk im Test
Die SIM-Karte für Frænk kommt noch per Post. PIN und PUK stehen in der App, die PIN wird auch per E-Mail angekündigt.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Wer sich für Fraenk (Eigenschreibweise "Frænk"), den neuen App-Tarif der Telekom interessiert, braucht unbedingt ein Smartphone (mit Android oder iOS) und eine Verbindung zum Internet. Sprich, die Zielgruppe sind in erster Linie Menschen, die schon eine Karte von einem Anbieter haben und über Erfahrung verfügen. Sicher, man könnte auch als Neukunde einen erfahrenen Nutzer um Hilfe bitten.
Um Kunde bei Fraenk zu werden, muss man also die App installieren, für Android (Google) oder iOS (Apple). Kunden mit anderen Betriebssystemen oder welchen, die derzeit keinen vollen Zugriff auf Android haben (z.B. neueste Modelle von Huawei) können die App nur schwer oder gar nicht installieren.
PayPal-Konto erforderlich
Ist die App gestartet, wird nach einem PayPal Konto gefragt. Dieses muss vorher angelegt worden sein. Die bei PayPal hinterlegte E-Mail-Adresse ist dann auch die E-Mail-Adresse fürs Login bei Fraenk. Es folgen noch die Angabe der eigenen Postadresse, und dann verspricht Fraenk, in 1-2 Werktagen zu liefern. Nach einem ähnlichen Prinzip verfährt auch die App FUNK von freenet.
Ist die Bestellung bei Fraenk eingetroffen, erhält der Besteller eine E-Mail.
"Hallo (Vorname),
wir freuen uns über deine Bestellung - schön, dass du dabei bist.
Mit deiner fraenk flat für 10,00 Euro / Monat bekommst du:
- 4 GB LTE 25 im D-Netz
- Telefonie & SMS Flat
- EU-Roaming inklusive
- per PayPal zahlen
- monatlich kündbar
Du hast in der fraenk App gerade deine Login-Daten vergeben. Merke sie dir gut - sobald du deine SIM-Karte in den Händen hältst, kannst du dich mit deinem Benutzernamen [...] und dem Passwort einloggen. Du kannst deinen Mobilfunktarif ganz einfach in der App verwalten - ohne Papierkram.
Innerhalb der nächsten 1-2 Werktage wird deine SIM-Karte bei dir sein. Du erhältst eine E-Mail, sobald sie unterwegs ist.
Lieben Gruß
Dein fraenk Team"
Lieferzeit nach 1-2 Werktagen
Die SIM-Karte für Frænk kommt noch per Post. PIN und PUK stehen in der App, die PIN wird auch per E-Mail angekündigt.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Und in der Tat, am übernächsten Tag lag ein unscheinbarer Briefumschlag von Fraenk im Kasten. Darin zwei Blätter und daran geklebt der neue umweltfreundliche SIM-Kartenträger, der die SIM-Karte in den drei üblichen Größen (Mini, Micro, Nano) enthält. PIN oder PUK stehen auf dem Kartenträger übrigens nicht! Die Karten-PIN wird einem per E-Mail mitgeteilt, die PIN und die PUK (falls die PIN dreimal falsch eingegeben wurde) findet man auch nach dem Login in der Fraenk-App.
Einschalten und Loslegen
Wir haben die Karte eingelegt und wenige Sekunden später hatten wir schon Netz, aber keinen Netznamen.
Kann das genutzte Telefon LTE und ist LTE der Telekom empfangbar, so bucht sich das Telefon sofort ins LTE-Netz ein. Die mögliche Datenrate ist auf 25 MBit/s beschränkt. Beim Speedtest schoss die Nadel so auf etwa 30 MBit/s, um danach sofort auf 25 MBit/s zurück gebremst zu werden. Das funktioniert also. In der App kann man sehen, wie viel von den monatlichen 4 GB Standardvolumen noch übrig sind.
Kann das genutzte Telefon VoLTE (Telefonieren über LTE) und/oder WLAN-Call/WiFi-Call, so sollte das unbedingt aktiviert werden, denn bei Fraenk ist genau das möglich, was Prepaid-Kunden der Telekom und ihrer Marken derzeit noch verwehrt bleibt.
Kein Wunder, denn Fraenk ist ein Postpaid-Produkt. Die persönliche Identifizierung entfällt hierbei, weil man davon ausgeht, dass die "Bankverbindung" über PayPal bereits den Nutzer hinreichend identifiziert hat. Das heißt Karte bestellen, auspacken, lostelefonieren.
KISS = Keep it Simple Stupid
Um das Produkt einfach zu halten, gibt es einen Pauschaltarif von 10 Euro im Monat: Festnetz und SMS sind flat nutzbar, Sondernummern, die teures Geld kosten könnten, sind gesperrt, egal ob Anrufe oder SMS. Doch wir haben mal ein wenig herumgespielt und machten überraschende Entdeckungen: Auslandsanrufe (also als Ziel eine ausländische Rufnummer, die mit 00.. beginnen (außer 0049) sind gesperrt. Sondernummern sind auch nicht erreichbar, jedoch nicht alle!
So stellten wir fest, dass beispielsweise die Anwahl von 0164 (Cityruf NurTon) funktioniert. Der Anruf ist auch im Festnetz nicht sonderlich teuer, von daher passt das. Die zweite Cityruf-Vorwahl 0168 für den Cityruf Numerik funktioniert jedoch nicht. Dafür funktionieren Anrufe zu 0700 (persönliche Nummer)! Dass 0800 (Freecall) funktioniert, ist klar, schließlich kostet der Anruf den Anrufer ja nichts. Unschön hingegen, dass die Vorwahl 00800 (Freecall weltweit) gesperrt ist. Viele Nutzer solcher Nummern geben aber sicherheitshalber eine reguläre Festnetznummer zusätzlich an. Ist diese in Deutschland, kann sie angerufen werden.
Anrufe zur Vorwahl 032 (nomadische VoIP-Anschlüsse) funktionieren wiederum nicht und 0137 (für Gewinnspiele, Abstimmungen) funktionieren logischerweise ebenfalls nicht, auch 0180x ("Shared Cost") oder die teueren Auskunftsdienste unter 118x sind zu Recht gesperrt.
Mailbox-Langwahl geht nicht
Kurios wird es bei der Rufnummer +49 171 2523311, welche zur Mailbox führen würde, sie geht nicht, "ist gesperrt". So klappt beispielsweise beim iPhone ein längerer Druck auf die Ziffer "1" nicht, um die Mailbox anzurufen, auch aus dem Voicemail-Menü geht das nicht. Es kommt immer die "Gesperrt"-Ansage. Welche Nummer im iPhone intern verwendet und damit gewählt wird, kann man leider seit der Version iOS 8 oder später nicht mehr per Code abfragen.
Welche Hotline ist richtig?
Eine weitere Kuriosität: Die Kurzwahl 2202 funktioniert, dort landet man aber bei der ganz normalen Telekom-Mobilfunk-Hotline. "Fraenk" wird aber von der Telekom-Tochter congstar realisiert. Auf der SIM-Karte ist die congstar-Hotline (eine Festnetznummer in Köln) hinterlegt, die sich derzeit aus dem Home-Office meldet und auch Fraenk-Kunden eigentlich nicht helfen kann (aber Zugriff auf die Kundendaten hat). Offizielle Ansprechstelle für Fragen ist der Kunden-Chat, der nur aus der App zu erreichen ist.
Kein Netzname?
Der Netzname lautet ... (nichts). Die Hotline zuckt mit den Schultern.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Wenn man sein Handy einschaltet, sieht man irgendwann die Signalanzeige (Feldstärke) und einen Netznamen, ferner noch Hinweise zur Netztechnik, wie z.B. LTE oder eingeschaltetem/eingebuchtem WLAN. Bei Fraenk sieht man - je nach Handy - beim Netznamen - nichts. Sowohl in einem nicht so alten iPhone (SE, 1. Generation) als auch in einem antiken Nokia-Handy. Wir erinnern uns, das es das Problem am Anfang auch bei neuen congstar-SIM-Karten gegeben hat. Startet man den Chat über die App, taucht der Schriftzug "fraenk" (mit ae) kurzzeitig auf.
Wer ein Mobiltelefon mit Android verwendet, sieht als Anbieternamen "Congstar"
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Wer hingegen ein Mobiltelefon mit Android benutzt, bekommt als Netzanzeige "Congstar" eingeblendet. Congstar ist der "Service-Provider" der Fraenk im Netz der Telekom realisiert und Congstar wiederum ist eine 100-prozentige Tochter des Netzbetreibers.
Dickes Plus: WLAN-Call und VoLTE
Wer viel in schlecht versorgtem Gebiet unterwegs ist, wird es zu schätzen wissen, dass man über Fraenk auch mit VoLTE und WiFi-Call/WLAN-Call telefonieren kann. Kommt das Mobilfunknetz nicht richtig ins Haus, versorgt das WLAN des Festnetz-Routers aber noch ausreichend, ist man erreichbar und kann telefonieren.
Zu beachten ist allerdings, dass nicht alle als VoLTe-fähig angebotenen Telefone auch immer und in jeder Kombination VoLTE beherrschen. Nach Möglichkeit die Karte in einem Handy probieren, das schon mit VoLTE funktioniert hat. Am problemlosesten scheinen hier die iPhones von Apple (ab Version SE (1.Generation) oder neuer) zu sein.
Keine Anrufe in Richtung Ausland
Dass Anrufe in Richtung Ausland gesperrt sind, ist dem Umstand geschuldet, dass hier schwer ein Einheitstarif möglich wäre, denn es gibt auf dem Weltmarkt dramatische Unterschiede. Zwar wären Anrufe zu europäischen Zielen mit maximal 22,61 Cent/Minute gedeckelt, von daher könnte man hier einen Minuten-Einheitspreis verantworten, aber Anrufe nach Kuba gehören aufgrund der dort geltenen "Eintrittspreise" zu den teuersten Zielen derzeit, wenn wir mal von Satelliten-Netzen absehen. Fraenk hat daher beschlossen, das alles zu sperren. Eine weltweite Pauschale wäre kalkulatorisch nicht darstellbar oder so hoch, dass sie niemand buchen wollte.
Besonderheiten
Das Cityruf-Nurton funktioniert, ist ein nettes Gimmick, das 99,99 Prozent der Nutzer nicht nutzen können, da sie niemand mit Cityruf kennen. Dass 0700 funktioniert, freut den Autor, der eine 0700-Rufnummer hat, aber die Telekom plant ja, diese an sich sinnvollen Rufnummern zum Jahresende aufzugeben. Dabei wären diese Nummern viel populärer, wenn der Preis - wie hier bei Fraenk - stimmen würde.
Dass 032 nicht geht, verwundert etwas, da die Telekom im Festnetz in vielen Tarifen diese einfach "normal" als Festnetznummer behandelt. Damit sollte auch bei Fraenk gehen, dieser Nummernkreis taucht doch ab und zu mal auf.
Dass die kostenlose "00800" nicht geht, ist unerfreulich. Vielleicht wurde diese Vorwahl beim Festlegen der Sperrliste schlicht "vergessen"?
Und Roaming?
Aufgrund der Corona-Lage konnten wir noch keinen Roaming-Ausflug unternehmen. Fraenk sagt, dass Roaming möglich ist, man ist dann im EU-Ausland von daheim aus erreichbar und kann auch nach "daheim" (Vorwahl +49) anrufen. Ob auch Anrufe ins jeweils besuchte Land gehen (vermutlich nicht), wissen wir noch nicht und werden es später nachreichen.
Und eSIM?
Im Moment wird Fraenk noch per diskreter "analoger" SIM-Karte auf dem Postweg realisiert. Richtig spannend könnte es werden, wenn Fraenk das Produkt eSIM anbieten wird. Der Tag wird kommen, aber dafür bedarf es noch einiger Vorkehrungen, und das Angebot an eSIM-fähigen Handys ist noch ausbaufähig.
Ein Fazit
Fraenk könnte ein interessantes Produkt für den Nachwuchs sein. Wer seinem Kind eine Karte geben möchte, wo die Kosten überschaubar sind, wo Sprachtelefonie auch unter erschwerten Bedingungen (Funklöcher) möglich ist, wird das zu schätzen wissen.
Fraenk könnte auch als Zweitkarte im Dual-SIM-Handy interessant sein. Dann telefoniert man mit einer Discount-SIM im günstigen Netz, weiß aber, dass man noch eine Alternative hat, wenn das günstige Netz mal gerade nicht funktioniert.
Und das Beste zum Schluss: Wenn Fraenk nicht mehr gebraucht wird, ist es monatlich kündbar (allerdings nicht pausierbar, wie bei FUNK).
In einer separaten Meldung haben wir darüber berichtet, dass es bei Fraenk keine Daten-Drossel gibt, sondern eine komplette Internet-Abschaltung.