Mehr für Prime-Kunden: Amazon wertet Musik-Streaming auf
Amazon unternimmt einen neuen Anlauf, im Musikstreaming-Markt den Rückstand zu den Marktführern Spotify und Apple Music aufzuholen. Kunden des Abo-Angebots Prime können künftig den kompletten Musikkatalog von rund 100 Millionen Songs ohne Werbeunterbrechung hören. Das kündigte das Unternehmen heute in Seattle und München an. Bislang wurden Prime-Abonnenten nur aus einem Pool von zwei Millionen Songs bedient.
Songs allerdings nur im Zufallsmodus
Mit einem neuen Angebot für Prime-Kunden will Amazon beim Musik-Streaming aufholen
Foto/Logo: Amazon
Im Gegensatz zu dem kostenpflichtigen Angebot "Amazon Music
Unlimited", der im Monat knapp zehn Euro extra kostet, können die
Prime-Kunden nicht frei aus dem Gesamtkatalog auswählen, sondern sich
die Songs nur im Zufallsmodus anhören. Allerdings können sie Lieder
unbegrenzt überspringen und sich bis zu 15 Playlists anlegen.
Außerdem baut Amazon sein Angebot an Hörspielen und Podcasts aus.
Streaming-Marktführer Spotify bietet in seiner mit Werbung finanzieren Gratisversion Zugriff auf rund 80 Millionen Songs und Podcasts, ebenfalls im Zufallsmodus. Wer gezielt auf einzelne Stücke zugreifen oder Songs herunterladen möchte, muss ein Premium-Abo abschließen, das knapp zehn Euro im Monat kostet.
Bei Apple gibt es keine kostenlose und werbefinanzierte Version, sondern ein Abo für ebenfalls knapp zehn Euro im Monat. Für den halben Preis hat der iPhone-Konzern außerdem Apple Music Voice im Programm, bei der man die Musik ausschließlich über Sprachkommandos auf Apple-Geräten steuern kann.
Maßnahme wegen Preiserhöhung?
Das neue Amazon-Angebot soll auch dazu dienen, die Abonnenten des Prime-Dienstes nach einer spürbaren Preiserhöhung bei der Stange zu halten. In Deutschland kostet Amazon Prime seit September knapp 90 Euro statt zuvor 69 Euro pro Jahr.
Prime ist für Amazon ein wichtiges Instrument der Kundenbindung. Abo-Kunden bekommen bei Amazon und teilnehmenden Händlern auf der Plattform kostenlosen Versand auch ohne Mindestbestellwert und können zudem unter anderem auf Video- und Musikstreaming zugreifen.
Im Heimatmarkt USA hatte Amazon bereits im Februar eine Preiserhöhung von 119 Dollar (rund 116 Euro) auf 139 Dollar (136 Euro) bei jährlicher Zahlung verkündet.
Prime Music bietet also nun sehr viel mehr Titel als bisher, mit der neuen Zufallswiedergabe zerstört Amazon den Dienst aber für echte Musikliebhaber, die ihre Musik selbst auswählen wollen. Wir haben das neue Prime Music getestet.
Die Änderungen bei Prime Music kommentieren wir auch in unserem Editorial: Prime Music kaputt - Amazon als Kulturbanause?
Bei Nonoki gibt es legal, kostenlos und werbefrei 80 Millionen Songs bei freier Auswahl. Wie kann das funktionieren - und ist das eine Alternative zu Prime Music?
Auch Apple erhöhte kürzlich die Preise für die Streaming-Dienste.