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Video-Chat per Zufall: Napster-Gründer stellen Airtime vor

Kommunikation mit den Freunden oder per Zufallsprinzip
Von Steffen Herget mit Material von dpa

Neuer Video-Chat Airtime Neuer Video-Chat Airtime
Bild: Airtime
Das Team hinter der einst berüchtigten Musiktausch-Börse Napster ist zurück mit einem Videochat-Dienst. Der Clou an dem neuen Produkt namens Airtime ist, dass man nicht nur mit seinen Facebook-Freunden kommunizieren kann, sondern auch mit Fremden, die wie etwa bei Chatroulette nach dem Zufallsprinzip ausgewählt werden. Stars wie Jim Carrey oder Jessica Alba sollten der Vorstellung des Dienstes in New York Glanz verleihen. Die Präsentation wurde jedoch von Pannen geplagt: Das Bild fror immer wieder ein und die Verbindung brach ab.

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Bild: Airtime
Hinter Airtime stehen die Napster-Gründer Shawn Fanning und Sean Parker, letzterer ist inzwischen ein milliardenschwerer Internet-Investor. Ein Nutzer kann auswählen, ob er mit seinen Facebook-Freunden chatten will - für die Nutzung ist zwingend ein Konto bei dem Social Network nötig - oder sich auf ein Videotelefonat mit einem Fremden einlässt. Die Gesprächspartner werden dann automatisch mit Rücksicht auf die im Facebook-Profil vermerkten Interessen eines Nutzers ausgesucht.

Airtime schlägt bei Verdacht auf Schlüpfriges Alarm

Vor ein paar Jahren hatte schon der junge russische Programmierer Andrej Ternowski für Aufmerksamkeit mit dem Dienst Chatroulette gesorgt, bei dem die Gesprächspartner ausgewürfelt wurden. Die anfangs populäre Idee scheiterte jedoch daran, dass zu viele meist männliche Nutzer mehr von sich zeigten, als andere Anwender sehen wollten. Um das zu verhindern, schlägt die Airtime-Software internen Alarm, etwa wenn kein Gesicht im Bild zu sehen ist. Rund 100 Mitarbeiter überwachen zudem die Bilder im Dienst, sagte Airtime-Manager Michael Polansky dem "Wall Street Journal". Wer sich nicht benimmt, fliegt dauerhaft raus.

Die intensive Überwachung weckt allerdings zugleich Datenschutz-Bedenken. Wenn sich zwei Unbekannte unterhalten, speichert die Airtime-Software regelmäßig Standbilder, wie das Magazin "Forbes" herausfand. Ein Nutzer muss grundsätzlich zustimmen, dass Bilder und Unterhaltungen aufgezeichnet werden. Durch die Anbindung an das Facebook-Profil ist man im Gegensatz zu Chatroulette auch nicht anonym unterwegs.

Werbung soll Geld einbringen

Airtime trifft auf einen bereits hart umkämpften Markt. Der von Microsoft gekaufte Videotelefonie-Pionier Skype hat mehrere hundert Millionen Nutzer, Apple setzt auf den hauseigenen Dienst FaceTime, Google richtete in seinem Online-Netzwerk Google+ die sogenannten Hangouts ein, an denen auch mehrere Nutzer teilnehmen können. Auch Facebook, auf dem Airtime aufsetzt, hat einen eigenen Videochat. Dazu gibt es jede Menge kleinerer Konkurrenten.

Parker will das Geld etwa mit Werbeeinblendungen vor Chat-Beginn oder Spezialeffekten wie virtuellen Schnauzbärten verdienen. Das Startup holte sich bisher 25 Millionen US-Dollar für die Entwicklung. Parker könnte es allerdings auch locker aus eigener Tasche finanzieren. Nachdem die Musikindustrie Napster 2001 schließlich dichtmachen konnte, wurde er mit einem guten Gespür für Investitionen in Internet-Unternehmen reich. Allein Parkers Facebook-Anteil ist auch nach den massiven Kursverlusten noch mehr als 1,5 Milliarden Dollar wert.

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