Netzausbau

5G-Netzausbau: Deutschland sieht nicht gut aus

Was Branchenkenner schon lange wissen, wird jetzt von Arthur D. Little, einem führenden Beratungsunternehmen bestätigt. Deutschland liegt - weltweit gesehen - bei 5G hinter anderen. Südkorea ist führend.
Von

Weltweit gesehen, ist Deutschland bei den 5G-Followers zu finden, die den 5G-Leaders (Führern) nachjagen. Schlafmützen (Laggards) sind es aber auch nicht. Weltweit gesehen, ist Deutschland bei den 5G-Followers zu finden, die den 5G-Leaders (Führern) nachjagen. Schlafmützen (Laggards) sind es aber auch nicht.
Grafik: Arthur D. Little Consulting
Es gibt viele Bera­tungs­un­ter­nehmen (englisch "Consul­ting"), die scheinen über eine Glas­kugel zu verfügen. Oft (aber nicht immer) liegen sie mit ihren Analysen gold­richtig und oft reicht schon etwas Markt­kenntnis und gesunder Menschen­ver­stand aus, um die Ergeb­nisse nach­voll­ziehen zu können.

Das Unter­nehmen Arthur D. Little ist seit 1886 dabei und berät Unter­nehmen, die Stra­tegie, Inno­va­tion und "Trans­for­ma­tion" in Tech­no­logie-inten­siven und konver­gie­renden Bran­chen verbinden wollen. Die Berater haben nun ermit­telt [Link entfernt] , dass Südkorea bei der 5G-Tech­no­logie welt­weit führend ist. Das wundert uns nicht, schließ­lich war die Winter­olym­piade 2018 in Pyeong­chang quasi der Start­schuss für 5G. Man muss kein Prophet sein, um fest­zu­stellen, dass Deutsch­land im Vergleich weit zurück­liegt.

5G-Länder­index: Deutsch­land trotzdem keine "Schlaf­mütze"

Weltweit gesehen, ist Deutschland bei den 5G-Followers zu finden, die den 5G-Leaders (Führern) nachjagen. Schlafmützen (Laggards) sind es aber auch nicht. Weltweit gesehen, ist Deutschland bei den 5G-Followers zu finden, die den 5G-Leaders (Führern) nachjagen. Schlafmützen (Laggards) sind es aber auch nicht.
Grafik: Arthur D. Little Consulting
Arthur D. Little hat einen 5G-Länder­index erstellt, welcher den Fort­schritt des Mobil­funk-Netz­stan­dards in 40 Ländern welt­weit vergleicht. Dabei ist Südkorea klar führend – gefolgt von den USA. Eben­falls sehr gut schneiden demnach Austra­lien, Katar, die Schweiz, Finn­land, Spanien und die Verei­nigten Arabi­schen Emirate (UAE) ab. Deutsch­land fällt hingegen deut­lich ab und ist in der Verfol­ger­gruppe ("Followers") zu finden, Frank­reich konnte diese Gruppe gerade noch errei­chen, nur Länder wie Bulga­rien, Kroa­tien oder Zypern liegen noch weiter hinten in der Gruppe der "Schlaf­mützen" ("Laggards").

Regional ist Ostasien am weitesten fort­ge­schritten. Südkorea nutzte die Olym­pi­schen Winter­spiele als Gele­gen­heit, "seine tech­no­lo­gi­sche Führungs­rolle zu demons­trieren". Die USA hingegen gehören zu den ersten Staaten, die kommer­zi­elle 5G-Dienste einführen. Der Golf-Koope­ra­ti­onsrat (GCC) hat eben­falls eine führende Posi­tion, während Europa durch hete­ro­gene Infra­struk­turen und Frag­men­tie­rung sowie aufgrund von ausste­henden Frequenz­zu­tei­lungs­pro­zessen in vielen Ländern hinter­her­hinkt.

Der von den Spezia­listen gebil­dete Index basiert auf einer detail­lierten Analyse der tech­ni­schen Infra­struktur sowie der Vermark­tung von 5G. Dazu wurden zwölf Krite­rien (etwa die Abde­ckung mit Masten, LTE-Nutzung, Stand der Frequenzen Zutei­lung etc.) in jedem der Länder analy­siert.

Ehrgei­zige Ziele

Wie wir bereits wissen, sind mit dem neuen Stan­dard welt­weit ehrgei­zige Ziele verbunden. Verschie­dene Anwen­dungs­fälle für 5G wurden bereits erfolg­reich getestet. Darüber hinaus möchten viele Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­un­ter­nehmen neue Dienste anzu­bieten. In vielen Staaten herr­sche "das rich­tige Maß an Wett­be­werb", um die kommer­zi­elle Verbrei­tung zu fördern.

Welt­weit sind „der Hoch­ge­schwin­dig­keits­zu­gang für jeden Haus­halt“ sowie zukünf­tige Unter­neh­mens­netz­werke und digi­tale indus­tri­elle Ökosys­teme die wich­tigen Treiber, woran der 5G-Fort­schritt am deut­lichsten erkennbar ist. So verbes­sert der draht­lose Netz­zu­gang über 5G (Fixed-Wire­less-Access) die Abde­ckung von Haus­halten mit Gigabit-Breit­band, was beispiels­weise in den USA auch poli­tisch stark gefor­dert wird. In Deutsch­land hatte Telefónica (o2) das bereits erfolg­reich erprobt.

Als Plus­punkte für die nächste Stufe der Digi­ta­li­sie­rung werden bei 5G Hoch­ge­schwin­dig­keits- und Hoch­leis­tungs­netz­werke für indus­tri­elle Auto­ma­ti­sie­rung, auto­nome Fahr­zeuge, Robotik und künst­liche Intel­li­genz genannt.

Deutsch­land sieht nicht gut aus

Michael Opitz, Partner bei Arthur D. Little, legt den Finger in die Wunde: „Die Analyse stellt Deutsch­land kein gutes Zwischen­zeugnis auf dem Weg zur High­speed-Vernet­zung aus. Das selbst ernannte Ziel, führend beim Stan­dard 5G zu werden, ist noch sehr weit entfernt, obwohl dieser den Wirt­schafts­standort Deutsch­land deut­lich stärken kann. Schon beim LTE Stan­dard hängt ja Deutsch­land inter­na­tional zurück. Zusätz­lich ist die noch ausste­hende Frequenz­auk­tion und deren teil­weise unge­klärter Status ein Hindernis. Bei vielen Indus­trie-Unter­nehmen laufen eigene 5G Ambi­tionen auf Basis lokaler Frequenzen auf Hoch­touren."

Und er erhebt quasi den mahnenden Finger: "Die noch bestehenden Unsi­cher­heiten bezüg­lich Grund­stücks­de­fi­ni­tion und der Defi­ni­tion von größeren lokalen Gebieten ­sollte sehr zeitnah erfolgen, um kommu­nale oder land- und forst­wirt­schaft­liche Anwen­dungen zu ermög­li­chen. Insge­samt kämpfen die Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­un­ter­nehmen noch damit, lukra­tive Geschäfts­mo­delle rund um den neuen Stan­dard zu entwi­ckeln, was durch die Vergabe lokaler Frequenzen an Indus­trie-Unter­nehmen nicht leichter wird.“ In der Tat.

Mehr zum Thema 5G