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5G: Huawei setzt auf kleine aktive Antennensysteme

Der Netz­werk­aus­rüster Huawei nutzte den Mobile World Congress, um der Branche zu zeigen, wohin die Reise bei 5G gehen könnte.
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Ryan Ding, Vorstandsmitglied von Huawei stellte in Barcelona neue Technik seines Unternehmens für 5G vor Ryan Ding, Vorstandsmitglied von Huawei stellte in Barcelona neue Technik seines Unternehmens für 5G vor
Foto: Picture Alliance / dpa
Vom 28. Juni bis 01. Juli 2021 hatte der Mobile World Congress unter dem Motto „Back to busi­ness, Back to Barce­lona, Back toge­ther” in Barce­lona seine Tore geöffnet. Viele Hersteller wie beispiels­weise der chine­sische Netz­werk­aus­rüster Huawei nutzten die Gele­gen­heit, um ihren Gesprächs­part­nern wieder persön­lich in Kontakt zu kommen und inno­vative Tech­nolo­gien und Produkte vorzu­stellen.

Die Zukunft aufhellen

Ryan Ding, Vorstandsmitglied von Huawei stellte in Barcelona neue Technik seines Unternehmens für 5G vor Ryan Ding, Vorstandsmitglied von Huawei stellte in Barcelona neue Technik seines Unternehmens für 5G vor
Foto: Picture Alliance / dpa
Ryan Ding, bei Huawei "Execu­tive Director und Presi­dent Carrier Busi­ness Group " betonte in seiner Keynote „Ligh­ting up the Future” , dass Inno­vationen in der Infor­mations- und Kommu­nika­tions­technik (IKT) zu einem wich­tigen Motor der Welt­wirt­schaft würden. Ihr Wert gehe über die Tele­kom­muni­kati­ons­branche weit hinaus. Insbe­son­dere die fort­lau­fende Inno­vation im Bereich 5G werde nach Dings Über­zeu­gung den Betrei­bern, der IKT-Branche und der Welt­wirt­schaft mehr Wert bringen und die Zukunft aller Bran­chen "aufhellen".

Erfolg­rei­ches 5G braucht ein 5G-Netz

Natür­lich spricht Ding pro domo, wenn er postu­liert: „Der Erfolg von 5G erfor­dert ein 5G-Netz, das die beste Nutzer­erfah­rung bietet". Konkret stellte Huawei in Barce­lona eine Reihe von 5G-Produkten und -Lösungen vor, die auf „1+N“-5G-Ziel­netze ausge­richtet sind.

400 MHz Band­breite in einer Kiste

Für das nach eigenen Angaben bran­chen­weit einzige 400-MHz-Ultrab­reit­band-64T64R-Massive-MIMO hat Huawei Technik und Algo­rithmen im Bereich Ultrab­reit­band-Funk (UWR) und Leis­tungs­ver­stärker für das gesamte C-Band (3,5 GHz) vorge­stellt. Das soll Netz­betrei­bern erlauben, ihre verschie­denen Funk­fre­quenzen auf nur einem Modul nutzen zu können, was die Anzahl der Geräte deut­lich redu­ziert. Das entlastet den Funk­mast oder erlaubt dort Sender zu postieren, wo bisher opti­sche Gründe dagegen spra­chen.

Darüber hinaus bietet Huawei große Band­breite und hohe Kapa­zität, sodass ein Modul sogar von mehreren Betrei­bern gemeinsam genutzt werden kann. Dadurch verbes­sere sich die Benut­zer­erfah­rung erheb­lich, während gleich­zeitig der Platz­bedarf und die Leis­tungs­auf­nahme der Anten­nen­module am Standort im Vergleich zu sepa­raten Bereit­stel­lungen erheb­lich redu­ziert werden.

64T64R MIMO wiegen 19 kg

Huawei erklärt, dass das 64T64R-Massive-MIMO-Produkt "das leich­teste seiner Art" sei, es wiegt gerade einmal 19 kg. Damit können neuen 64T-Produkte von nur einer Person trans­por­tiert und instal­liert werden. Das redu­ziert auch die Baukosten.

Die "BladeAAU" von Huawei (AAU = Active Antenna Unit) inte­griert aktive und passive Antennen in einem Gehäuse und ist für Einsatz­orte mit wenig Platz gedacht. BladeAAU hat es beispiels­weise den Netz­betrei­bern wie Sunrise in der Schweiz erleich­tert, neue Stand­orte zu finden und sein 5G-Netz schneller aufzu­bauen.

Das neueste BladeAAU Pro ist 64T-fähig und bietet gleich­zeitig ein hohes Maß an A+P-Inte­gra­tion. Das aktive Modul wurde mit 64 Kanälen gegen­über vorher 32 Kanälen verbes­sert und unter­stützt eine Sende­leis­tung von 320 Watt und eine Band­breite von 200 MHz.

Das passive Modul wurde eben­falls verbes­sert: Die Port-Spezi­fika­tionen wurden auf 2L6H erhöht, um alle Frequenzen unter­halb von 3 GHz abzu­decken. Die BladeAAU-Serie erhielt vom Dach­ver­band GSMA die Auszeich­nung „Beste mobile Netz­werkin­fra­struktur".

Effi­zient in Mult­iband inves­tieren

Verge­bene Funk­fre­quenzen sind oft ziem­lich frag­men­tiert, liegen also nicht an einem Stück neben­ein­ander. Bei herkömm­lichen Funk-Lösungen braucht jedes Band ein eigenes Modul und eine eigene Antenne und das wird dann auf viele Stand­orten sehr eng oder teuer.

Das Produkt "BladeRRU Pro" von Huawei (RRU = Remote Radio Unit) sei das erste, das drei nied­rige Bänder (z.B. 700, 800 und 900 MHz) und drei mitt­lere Bänder (1500, 1800, 2100 MHz) inte­griert. Dadurch wird die bisher notwen­dige Zahl von Frequenz-spezi­fischen RRUs (für jede Frequenz ein eigener) um zwei Drittel redu­ziert und die kosten sinken spürbar.

Eine Zelle wird immer kleiner

Huawei ist auf seine SingleCell-Soft­ware­lösung für BladeRRU Pro stolz, welche die Planung zwischen nied­rigen und mitt­leren Bändern koor­diniert. Der Vorteil: Mit nied­rigen Frequenzen können die Nutzer am Rande einer Funk­zelle besser versorgt werden. Das gefällt den Kunden, die endlich besseres Netz haben.

TDD oder FDD?

Bei Mobil­funk gibt es zwei Philo­sophien: TDD (Zeit­mul­tiplex, wie bei GSM) oder FDD (Verschie­dene getrennte Frequenzen für Senden und Empfangen). Massive MIMO auf TDD-Bändern funk­tio­niert bereits sehr erfolg­reich.

Bei FDD gibt es noch Probleme mit Gerä­teab­mes­sungen, Gewicht und Leis­tung. Auch dafür hat Huawei etwas im Programm: Die Zauber­worte heißen Meta-Mate­rial-Array-Design und eine "ultra-minia­turi­sierte", passive Inter­modu­lations (PIM)-freie Filter­tech­nologie.

Die Baugruppe für FDD-Massive-MIMO ist weniger als 500 mm breit, hat aber tech­nische Spezi­fika­tionen, die mit denen Baugruppen von TDD-Massive-MIMO vergleichbar sind. Die Zell­kapa­zität soll fünf- bis sechsmal höher als die von 4T4R sein und gleich­zeitig eine ähnlich tief­grei­fende Abde­ckungs­leis­tung wie die von Bändern unter­halb von 1-GHz-Bändern bieten.

Nach­hal­tige Tech­nologie

In Ländern, in denen sich 5G schneller entwi­ckelt hat, konnten die dortigen Netz­betreiber und Anbieter über neue Service-Ange­bote schnel­leres Umsatz­wachstum verzeichnen. In China wurden beispiels­weise in weniger als 18 Monaten mehr als 820.000 5G-Basis­sta­tionen instal­liert. Dies führte bei den chine­sischen Netz­betrei­bern zu einem Umsatz­anstieg von 6,5 Prozent und einen Anstieg des Netto­gewinns von 5,6 Prozent im ersten Quartal dieses Jahres.

Die rasante Entwick­lung der digi­talen Infra­struktur, ange­trieben durch 5G, werde der chine­sischen Wirt­schaft Schät­zungen nach in den nächsten fünf Jahren ein zusätz­liches Umsatz­volumen von 1,9 Billionen Euro bescheren, rechnet Huawei vor. In Südkorea und Europa sei die Situa­tion ähnlich.

5G für CO2-Reduk­tion

Inves­titionen in 5G lohnen sich auch in puncto nach­hal­tige Entwick­lung und CO2-Neutra­lität, findet Huawei. Beim soge­nannten „Day 0 Forum” erläu­terte David Li, Chef von Huawei in West-Europa die Stra­tegie: „Wir unter­stützen andere Indus­trien dabei, ihren CO2-Fußab­druck durch ITK-Lösungen zu redu­zieren. Wir nennen dies 'Carbon Hand­print'". Der CO2-Fußab­druck der Branche mache nur etwa zwei Prozent der Gesamt­emis­sionen aus. Aber mit Hilfe von IKT-Tech­nolo­gien ließen sich die globalen Gesamt­emis­sionen um bis zu 20 Prozent redu­zieren.

Huawei glaubt an „Bits zur Verwal­tung von Watt”, damit sollen Tech­nolo­gien für effi­zien­teres Ener­gie­manage­ment genutzt werden. Li möchte Tech­nolo­gische wie KI (künst­liche Intel­ligenz), Konnek­tivität und Cloud-Compu­ting nutzen, um die Ener­gie­branche zu digi­tali­sieren.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Aller poli­tischer Bedenken zum Trotz: Das Unter­nehmen Huawei bleibt weiterhin ein wich­tiger Player in der 5G-Welt und hat mehr Patente als viele andere Spieler in diesem Bereich. Die Politik und die Indus­trie sind gefor­dert, den Draht nach China nicht abreißen zu lassen, sollen und müssen dabei aber immer wieder auf unsere west­lichen Werte aufmerksam machen, die China teil­weise völlig anders sieht. Blockaden und Restrik­tionen helfen dabei nicht, da sie auf Dauer gar nicht durch­zuhalten sind.

Alle Welt ruft nach flächen­deckendem Netz­ausbau. Huawei hat den Ruf gehört und bietet die passende Technik an, anderer Hersteller werden sicher folgen. Am Ende werden Qualität und Preis eine wesent­liche Rolle spielen.

Mehr Berichte und Infor­mationen vom Mobile World Congress 2021 finden sich hier.

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