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WLAN-Lautsprecher: Können sie Hi-Fi-Anlagen ersetzen?

Kabellos lässt sich mit WLAN-Laut­spre­chern nahezu jeder Raum beschallen. Daneben ersetzen sie inzwi­schen ganze Stereo­anlagen - mit gewissen Einschrän­kungen.
Von dpa /

Stiftung Warentest hat WLAN-Lautsprecher getestet Stiftung Warentest hat WLAN-Lautsprecher getestet
Bild: Stiftung Warentest
Die Zeit der guten alten HiFi-Türme scheint lange vorbei. WLAN-Laut­spre­cher vereinen mitt­ler­weile in einer Box, wofür früher mehrere Einzel­bau­steine notwendig waren. Doch die Geräte haben auch Tücken - insbe­son­dere die mit einge­bauter Sprach­steue­rung.

Heute seien WLAN-Laut­spre­cher Anlage und Box in einem Gerät, sagt Martin Gobbin von Stif­tung Waren­test, die kürz­lich 13 dieser Funklaut­spre­cher getestet hat. Dabei können sie Musik über ein Draht­los­netz­werk abspielen, die sich im Netz, auf dem Smart­phone oder einer Netz­werk­fest­platte befindet.

Klang­lich konnten dabei die meisten der getes­teten Geräte über­zeugen. Ein großer Vorteil sei zudem der geringe Platz­bedarf, sagt Gobbin. Außerdem können die Funk­boxen nahezu überall aufge­stellt werden - Voraus­set­zung ist ledig­lich ein Strom­anschluss. Einzeln instal­liert fehlt aller­dings oft das gewohnte Stereo-Klang­bild. Speziell kleine, güns­tige Modelle beherr­schen häufig nur die Mono-Wieder­gabe.

"Es gibt zwar auch Einzel­boxen mit Stereo-Wieder­gabe, die Raum­abbil­dung ist dann aller­dings aufgrund der kompakten Abmes­sungen sehr einge­schränkt", sagt Chris­toph de Leuw von "Computer Bild". Das bedeutet, dass man sehr dicht vor der Box sitzen muss, um den Raum­klang zu hören. Wer sich aber zwei Speaker anschafft und sie richtig posi­tio­niert, kann seine Musik im gewohnten Stereo­sound genießen. Voraus­set­zung ist eine entspre­chende Konfi­gurie­rung der App.

Eine App ist das zentrale Steu­erele­ment der Musik­anlage

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Bild: Stiftung Warentest
Eine App ist immer das zentrale Steu­erele­ment der draht­losen Musik­anlage im Boxen­format. Sie ersetzt sozu­sagen Fern­bedie­nung und Klang­regler. "Über diese App kann auch einge­stellt werden, ob nur eine Box ange­steuert wird oder mehrere", sagt Herbert Bisges vom Online-Magazin "Hifi". Denn weitere Möglich­keiten der Drahtlos-Technik ergeben sich, wenn die Boxen Multi­room-fähig sind. Dann können mehrere Laut­spre­cher in unter­schied­lichen Räumen plat­ziert und mit verschie­denen Signalen bestückt werden.

"Über die App kann beispiels­weise einge­stellt werden, dass im Arbeits­zimmer ein Konzert läuft, während in der Küche das Hörspiel zu hören ist", sagt Bisges. Voraus­set­zung hierfür jedoch ist, dass die draht­losen Boxen über ein Funk­system mitein­ander verbunden sind und über die entspre­chende Funk­tion verfügen.

Doch längst nicht jeder WLAN-Speaker sei auch ein Multi­room-Speaker, erklärt Ralph Werner vom Online-Magazin "fairaudio". Bei draht­losen Laut­spre­chern müsse genau hinge­schaut werden, um welche Gattung es sich handelt. "Bei einer Blue­tooth-Box beispiels­weise besteht nur eine direkte Bezie­hung zwischen dem Abspiel­gerät und dem Laut­spre­cher", so Werner. Erst mit einer WLAN-Anbin­dung sei es möglich, mehrere Laut­spre­cher über eine App zu steuern.

Bei der Sprach­steue­rung werden Nutzer­daten abge­schöpft

Einige WLAN-Laut­spre­cher können darüber hinaus via Sprach­steue­rung akti­viert werden. "Die Sprach­steue­rung klappt aber nur mit bestimmten Musik­ange­boten wie Spotify. Nutzer etwa von Deezer oder Tidal haben nichts davon. Auch die Musik von eigenen Fest­platten ist nicht auf Zuruf abspielbar", schränkt Chris­toph de Leuw ein.

Grund­sätz­lich, sagt "Hifi"-Experte Bisges, seien zwei verschie­dene Ausprä­gungen bei den WLAN-Laut­spre­chern zu erkennen: "Modelle wie der Amazon Echo kommen aus der Smart-Speaker-Ecke, hier steht weniger der Klang als die Sprach­steue­rung im Vorder­grund. Daneben gibt es Anbieter wie KEF oder Denon, die aus dem Hi-Fi-Bereich kommen und vor allem auf das Sound­erlebnis setzen." Entspre­chend groß sei auch die preis­liche Band­breite von 100 bis zu einigen Tausend Euro.

Einer der bekann­testen Hersteller draht­loser Laut­spre­cher ist Sonos, der mitt­ler­weile auch WLAN-Speaker mit Sprach­steue­rung anbietet. Wer sich für eine Box mit Sprach­steue­rung entscheidet, muss aller­dings in Kauf nehmen, dass seine Daten abge­schöpft werden. Stif­tung Waren­test hat diese Modelle wegen Mängeln in der Daten­schutz­erklä­rung abge­wertet - obwohl sie klang­lich gut bis sehr gut waren. "Die Daten landen auf US-Servern - es werden unter anderem Daten wie Geräte-IDs und Nutzungs­gewohn­heiten abge­fragt, die gar nicht notwendig sind für das Funk­tio­nieren der App", sagt Gobbin.

Fehl­funk­tionen sind nicht ausge­schlossen

Außerdem seien bei sprach­gesteu­erten Boxen Fehl­funk­tionen nie ausge­schlossen: "Wer möchte schon, dass die Box gleich mithört, wenn zufällig mal der Name Alex fällt", sagt Gobbin. Die Assis­tenten können sich auch durchaus mal verhören - gerade bei unbe­kann­teren Musik­stü­cken in selten verwen­deten Spra­chen.

Stich­wort verhören: In den USA hat Amazons Sprach­assis­tentin Alexa offenbar einmal bei diversen TV-Zuschauern versucht, ein Puppen­haus zu bestellen. Grund: Die Sprach­erken­nung der Amazon-Box Echo hatte sich akti­viert, weil ein Mode­rator einen Satz mit den Schlüs­sel­worten "Alex", "Puppen­haus" und "bestellt" gesagt hatte.

Grund­sätz­lich ist für die Nutzung der Apps in der Regel aber mindes­tens eine Anmel­dung beim jewei­ligen Anbieter notwendig. "Wer einen Strea­ming­dienst nutzt, benö­tigt natür­lich auch hier ein Nutzer­konto. Im laufenden Betrieb rufen die Laut­spre­cher dann Strea­ming-Adressen ab, was nicht sonder­lich heikel ist", sagt de Leuw.

Wer daran inter­essiert ist, zum Beispiel einen Plat­ten­spieler oder CD-Player an den WLAN-Laut­spre­cher anzu­schließen, sollte darauf achten, dass bei der Box klas­sisch kabel­gebun­dene Anschluss­mög­lich­keiten inte­griert sind, rät Werner.

Wer seine komplette Musik­biblio­thek digi­tali­siert hat oder auch für den Musik-Strea­ming­dienst eine umfas­sende Verwal­tung und Steue­rung sucht, wird bei der Soft­ware Roon fündig. "Das ist eine Art Allround-Tool zur Orga­nisa­tion der Musik­biblio­thek. Das System ergänzt beispiels­weise Album-Cover, Song­texte und vieles mehr. Zudem lässt sich mit Roon und entspre­chend zerti­fizierten Geräten ein Multi­room-System aufbauen", so "fairaudio"-Experte Werner. Aller­dings ist dieser Service nicht kostenlos. Pro Jahr berechnet Roon rund 110 Euro, für eine lebens­lange Nutzung werden 640 Euro fällig.

Zahl­reiche Musik-Strea­ming-Anbieter liefern Millionen von Songs zum Flat­rate-Preis um die 10 Euro monat­lich. Wir geben Ihnen einen Über­blick über die verschie­denen Preise und Funk­tionen.

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