Technik-Wandel

Vodafone will Festnetz-Kunden künftig per LTE anbinden

Konzern sieht im neuen Funkstandard LTE einen "vollwertigen Ersatz" zu DSL
Von Thorsten Neuhetzki / dapd

Vodafone will seine Festnetzkunden künftig möglichst per LTE ins Netz holen. Vodafone will seine Festnetzkunden künftig möglichst per LTE ins Netz holen.
Foto: teltarif.de
Vodafone will aus seinen klassischen Festnetzkunden schon möglichst schnell Mobilfunkkunden machen. Statt über die Kupferleitung der Telekom, die Vodafone mietet um Kunden anzuschalten, sollen die Kunden dann die neuen LTE-Netze nutzen und über diese im Internet surfen und telefonieren. Deutschlandchef Friedrich Joussen sagte der Nachrichtenagentur dapd dazu in Düsseldorf, mit LTE biete sich "ein vollwertiger Ersatz für stationäre Lösungen" an.

Vodafone will seine Festnetzkunden künftig möglichst per LTE ins Netz holen. Vodafone will seine Festnetzkunden künftig möglichst per LTE ins Netz holen.
Foto: teltarif.de
Joussen sieht mit dem neuen Mobilfunkstandard nach eigenem Bekunden einen "Wettbewerb der Systeme" auf die Branche zukommen: "Mobil mit der Zukunftstechnologie LTE oder stationär mit weniger Komfort". Die Menschen wollten dabei indes mobil sein, vermutete Joussen: "Selbst Festnetzkunden ergänzen ihren DSL-Anschluss am Ende mit WLAN."

Sein Konzern richte sich daher "heute bereits darauf ein, dass LTE mittelfristig die bevorzugte Technologie im Privatkundensegment wird". Im Augenblick investiere Vodafone in Deutschland zudem "jeden Euro, den wir frei haben, lieber in den Mobilfunk als ins Festnetz".

Frust über Gebühren für die Telekom

Im kabelgebundenen Geschäft fehlten Joussen "schlichtweg markt- und wettbewerbstaugliche Rahmenbedingungen und die Transparenz". So sei nach wie vor unklar, was mit den sogenannten TAL-Zahlungen passiere, die er der Deutschen Telekom für Nutzungen bestimmter Leistungen bei DSL und VDSL zahlen müsse. "Es muss offengelegt werden, ob das Geld tatsächlich in Netzinvestitionen fließt", forderte Joussen.

Derzeit müssen Wettbewerber der Telekom gut zehn Euro pro Anschluss und Monat zahlen. Könnten sie ihre Kunden überreden, statt auf stationäre auf mobile Anschlüsse zu setzen, fiele die Gebühr weg. Die Gewinnmarge könnte bei gleichen Endkunden-Preisen steigen - allerdings muss das neue Netz auch erst einmal aufgebaut werden.

Vodafone baut Geschäft mit Großkunden aus

Dass Vodafone einst das Festnetz von Arcor übernahm und die Kunden in den Konzern integriert habe, sei rückblickend dennoch "absolut richtig" gewesen, betonte der Vodafone-Manager. Joussen sagte, ein eigenes Festnetz habe Vodafone erst ermöglicht, im deutschen Geschäft mit Firmenkunden "wirklich in der ersten Liga" punkten zu können. Es werde deshalb grundsätzlich auch künftig noch gebraucht.

Einer der größten Systemkunden von Vodafone sei das Land Bayern, das "von der Forstverwaltung über die Polizeiwachen bis hin zu Schulen und der gesamten öffentlichen Verwaltung" mit den Festnetz- und Mobilfunkanschlüssen des Düsseldorfer Konzerns arbeite. Auch setze die Infrastruktur des Vodafone-Mobilfunks künftig "wesentlich" auf dem auf, was Arcor in den Konzern technisch eingebracht habe.

Angriff auf den TV-Markt

Eine große Rolle könnte künftig für Vodafone in Deutschland neben dem klassischen Geschäft mit Telefonie und Internet auch Fernsehen spielen. Vodafone hatte im Winter ein eigenes Angebot an den Markt gebracht, nachdem ein erster Test bei Arcor gescheitert war. "Wir haben noch keine Werbekampagne gestartet und erreichen trotzdem Tag für Tag 300 bis 400 Neukunden", sagte Joussen. "Wenn wir jetzt durchstarten, halte ich ein Ziel von 1 000 für sehr realistisch."

Dann werde Vodafone "schnell ein ernst zu nehmender Wettbewerber im TV-Markt", sagte Joussen. Er überlege, die TV-Dienste von Vodafone auch für die Kunden anderer Netze zu öffnen: "Ich bin dafür sehr offen."

Die Telekom als Marktführer von Fernsehangeboten klassischer Telekommunikationskonzerne setzt bei Entertain bisher allein darauf, Kunden alle Signale per IPTV über das Internet zu liefern. Joussen bezeichnete dieses Modell hingegen als "ungesund".

"Sie müssen ihr ganzes Netz auf ein Zeitfenster von 90 Minuten auslegen, das zudem nur alle paar Jahre ansteht: Das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft der Herren", erklärte Joussen. Die übrige Zeit sei das Netz allerdings "so gut wie leer".

Sein Produkt Vodafone TV setze daher stets auf hybride Lösungen, die bereits vorhandene Signale über Kabel und Satellit nutzten. Nur für zusätzliche Kanäle und Pay-Anwendungen wolle Vodafone auf Streams zurückgreifen und dabei die Internetleitungen belasten. Einen Überblick über die IPTV-Angebote auf dem deutschen Markt haben wir vor wenigen Wochen für Sie zusammengestellt.

Weitere Artikel zu LTE