Vodafone propagiert Kombi-Netz "SD-WAN" für Unternehmen
Stabile und sichere Netze werden immer wichtiger für eine leistungsstarke Wirtschaft. Unternehmen wie auch Nutzer im privaten Umfeld vertrauen auf eine zuverlässige Internet-Verbindung.
Ein Netz mit "doppeltem Boden" verspricht Vodafone jetzt mit seinem SD-WAN, dem Software gesteuerten Weitverkehrsnetz (Software Defined Wide Area Network).
Eine Steuerzentrale von Vodafone für die Netze in Unternehmen bündelt dann die Möglichkeiten der verschiedenen Daten-Infrastrukturen und soll so für "die jeweils beste Internet-Verbindung zur Vernetzung von Standorten in ganz Deutschland" sorgen.
Vodafone möchte dafür Kabel-Glasfaser, LTE, DSL oder 5G mit der höchsten Leistung bündeln. SD-WAN, so verspricht das Unternehmen, hole "die beste Leistung aus den verschiedenen Netz-Welten" heraus.
Sicheres Internet für jedes Unternehmen per SD-WAN?
Über ein SD-WAN können verschiedene Standorte oder Mitarbeiter daheim oder auf Reisen eingebunden werden
Grafik: Vodafone
Keine Frage: In einem Unternehmen sind stabile und schnelle Netze absolut notwendig (englisch "crucial"), um konstruktiv arbeiten zu können.
Das kann vom morgendlichen Team-Meeting über den Zugriff auf zentrale Datensysteme bis hin zu Anwendungen im Internet der Dinge (IoT) reichen, immer ist eine sichere Netzverbindung ausschlaggebend.
Wenn Firmen an mehreren Standorten tätig sind, werden die Anforderungen an das Netz noch höher.
SD WAN ist softwaregestützt
Vodafone bewirbt sein Produkt "Business SD-WAN" als softwaregestützte Lösung, die die verschiedenen Standorte eines Unternehmens zuverlässig miteinander verbinden soll. Egal, wo die Mitarbeiter sind und welche konkrete Internet-Verbindung vor Ort verfügbar ist.
Dabei werden die einzelnen Bandbreiten von Mobilfunk, DSL, Kabel oder Glasfaser zu einer großen "Leitung" vereint, durch die im Idealfall noch mehr Daten hindurch rauschen können.
Die SD-WAN Steuerzentrale soll automatisch erkennen, wenn für bestimmte Anwendungen oder zu bestimmten Tageszeiten besonders hohe Bandbreiten an einem Unternehmensstandort benötigt werden und dafür sorgen, dass genau dann die bestmögliche Leistung aus allen Netzen verfügbar ist.
Intelligente Alternativen empfehlenswert
Über ein SD-WAN können verschiedene Standorte oder Mitarbeiter daheim oder auf Reisen eingebunden werden
Grafik: Vodafone Deutschland
Das Kombinieren und Wechseln von Transportwegen ist aktuell auch bitter notwendig. Nach dem Zukauf von Unitymedia und Kabel-Deutschland ist Vodafone dabei, seine Netzlandschaft zusammenzulegen und zu integrieren und nach einheitlichen Standards aufzusetzen.
Dabei kann es - Prinzip-bedingt - immer wieder zu Effekten wie Aussetzern oder wechselnder Geschwindigkeit kommen, wie frustrierte Anwender (aus dem Geschäfts- und Privatkundensektor) uns und im Netz berichten.
Koaxkabel waren nur für TV-Empfang gedacht
Kabel-TV-Leitungen wurden einst für den einseitigen Empfang von TV und Radioprogrammen entwickelt, später kamen Rückkanäle dazu (für Umfragen oder Abstimmungen) und wieder später wurde Telefonieren und Internet angeflanscht, mit Hilfe des DOCSIS-Standards. Die Strukturen eines Kabel-TV(Koaxkabel)-Netzes sehen Cluster vor, wo sich viele Nutzer eine Zuführung oder andere Ressourcen teilen müssen. Dort ist die Überlastung schnell vorprogrammiert.
Außerdem bietet Kabel oft traumhafte Download-Raten. Wer aber auch schnellen Upload (z.B. für Videokonferenzen oder Datensynchronisation mit einer Cloud) braucht, klagt schnell über Performance-Probleme. Mitunter können auch IP-Adressen überbucht sein, was dann dazu führt, dass man nicht mehr "ins Netz" gelangt, obwohl die Leitung eigentlich "da" ist.
Über ein SD-WAN können verschiedene Leitungswege je nach Last oder Störung kombiniert oder ausgetauscht werden
Grafik: Vodafone Deutschland
Von daher ist es sinnvoll, auch die anderen Wege wie Mobilfunk (über LTE-4G oder vielleicht schon 5G) zusammenzufassen oder - wo das verfügbar ist - über Kupfer-basierte DSL-Leitungen oder echte Glasfaser bis zum Kunden zu kombinieren. Im Mobilfunk nennt sich das "Carrier Aggregation".
Wie funktioniert ein SD-WAN?
Wie schon erwähnt steht die Abkürzung "SDN" für "Software Defined Network", also ein Netzwerk, dessen Funktionsweise nicht durch Hardware, sondern durch Software definiert wird. Ähnliches gilt für das SD-WAN, wobei "WAN" hier für "Wide Area Network" steht, was den Datentransport über große Entfernungen hinweg meint.
Mit SD-WAN sollen Unternehmen alle vorhandenen Funktionen des Firmennetzes cloudbasiert und eigenständig bündeln, analysieren und steuern können. Eine der wichtigsten Funktionen von Vodafone Business SD-WAN sei die "automatische und intelligente Priorisierung", bei der bestimmte Anwendungen von Unternehmen selbstständig als besonders wichtig eingestuft werden.
Nachfolgend sehen Sie Informationen zu Vodafone Business SD-WAN im Video:
Vorfahrt für wichtige Anwendungen
Ist also ein bestimmter Arbeitsschritt in der Produktion, oder auch die Nutzung der Kasse, ganz besonders wichtig, erhält diese Anwendung auf Wunsch des Kunden Vorrang vor allen anderen. So ist eine sichere Internet-Verbindung für die wichtigsten Anwendungen immer garantiert. Selbst dann, wenn eine der Leitungen besonders stark ausgelastet ist, weil besonders viele Mitarbeiter darauf zugreifen. Dabei seien die Daten von Vodafone-Kunden immer sicher, betont das Unternehmen.
Mit Vodafone Business SD-WAN soll dank "modernster Verschlüsselungstechnologien" von überall aus sicher gearbeitet werden können, sei es im Firmennetz, Cloud-Anwendungen oder dem mobilen Internet.
Netzkapazität und Redundanz
Es bleibt zu hoffen, dass die Netzkapazität ausreicht, sonst gibt es am Ende Verlierer. Wenn ein Privatmann für eine Sekunde kein TV-Programm schauen kann, ist das ärgerlich, wenn aber Industrie-Anwendungen stehen bleiben und Produkte nicht gebaut oder geliefert werden können, hört der Spaß schnell auf.
Verantwortliche Unternehmen besorgen sich zwei Leitungen von zwei völlig unabhängigen Anbietern mit völlig getrennter Infrastruktur und getrennten Leitungswegen. Das könnte vielleicht eine Koax-Kabel-TV-Leitung von Vodafone, eine Kupferleitung der Telekom und eine Glasfaseranbindung eines Profi-Carriers (z.B. Colt-Telecom) sein.
Industrienetze dürfen nicht ausfallen. Hier ist Redundanz notwendig
Grafik: Vodafone Deutschland
Was sich gut liest, ist in der Praxis oft gar nicht möglich, weil man froh sein muss, wenn es überhaupt einen Anbieter vor Ort gibt, der ausreichend Geschwindigkeit liefern kann. Mobilfunkversorgungen leiden schnell darunter, dass die Indoor-Abdeckung völlig unzureichend ist.
In modernen Bürohochhäusern sind die Außenfassaden mit wärmeisolierendem Glas bestückt, die nicht nur Überhitzung im Sommer und Auskühlung im Winter reduzieren, sondern auch für Funkwellen unüberwindbar sind. Eine Lösung ist eine dezidierte Indoor-Versorgungsanlage, die der Netzbetreiber gerne gegen gebündeltes Bares aufbaut oder in Absprache aufbauen lässt, wie etwa beim Main-Tower in Frankfurt. Idealerweise wird ein Industrieunternehmen sich zwei Glasfasern von zwei getrennten Anbietern über völlig getrennte Leitungswege bis ins Haus legen lassen. Das gibt es allerdings nicht zum Schnäppchen-Tarif und da muss sich der IT-Verantwortliche gegenüber seinen Kostenrechnern massiv durchsetzen.
Aber: Wenn das Netz zur falschen Zeit ausfällt, wird das schnell wesentlich teurer, als sich zwei getrennte Anbindungen zu gönnen.