Test: 5G-Erfahrungen mit Telekom & Vodafone auf dem Land
In einem Video hatte die Telekom erläutert, welche Bandkombinationen sie für 5G verwendet und wie sie versucht, auch mit Endgeräten klarzukommen, die bestimmte Bandkombinationen (noch) nicht können.
Daraufhin ergab sich die Frage, wie die Mitbewerber dieses Problem angehen. Da o2 im Moment überwiegend auf 3,6 GHz in ausgewählten Orten funkt, stellt sich das Problem hier noch nicht.
Vodafone: Enge Kombinationen vermeiden
Bei Vodafone hat man sich das Telekom-Video genau angeschaut und dabei "gewundert", warum die Telekom zunächst mit nahe beieinander liegenden Bändern arbeite. "Das haben wir bewusst vermieden", sagte ein Sprecher, räumt aber ein, dass es in ländlichen Regionen, wo auch das feste Internet recht langsam ist, eine 5G-Versorgung auf niedrigen Frequenzen als DSL-Alternative gelten soll. Dann müssen benachbarte Bänder verwendet werden.
In größeren Städten ausreichend Abstand
Und es geht am Ende doch: 5G-Anzeige im Vodafone-Netz in Eberbach/Baden
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
In größeren Städten werde auf die Kombinationen High-Low (z.B. 1800/900 MHz) oder Low-High (800/1800 MHz) gesetzt und "im städtischen Bereich geht das gut". Im ländlichen Bereich mache das schon eher Probleme, da sei man auf Low-Low-Kombinationen (z.B. 700/800 MHz) angewiesen. "Einige Smartphones haben damit Probleme".
Auf dem Land wird dann NR700 verwendet, d.h. der 5G-Sender funkt auf 700 MHz und seine Ankerzelle liegt "nebenan" auf 800 MHz. Manche aktuelle Telefone wie das iPhone 12 kommen damit im Moment noch nicht klar, das ist Vodafone bewusst. Da aber diese Kombination eher für reines Internet gedacht sei, solle hier der GigaCube-5G von Vodafone eingesetzt werden, denn "der kann diese Kombination".
Im Angebot von Vodafone gäbe es insgesamt drei Gerätemodelle, die mit der 700/800er Kombination schon klarkommen. Und es sollten bald mehr werden. Auch Apple erprobt neue Modem-Software-Stände und möglicherweise bringen die auch bei 5G spürbare Verbesserungen.
Angetestet: Vodafone-5G in Eberbach/Baden am Neckar
Das iPhone 12 (oben) und das iPhone 12 mini (unten) "entdecken 5G nicht auf Anhieb
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Da die Stadt Eberbach in Baden (im Neckartal) nicht weit entfernt ist, ist der Autor dort hingefahren und hat einen ersten Eindruck von 5G auf niedrigeren Frequenzen bei Vodafone bekommen.
Das iPhone 12 verhält sich bei 5G etwas "divenhaft" und mag zunächst bei 5G gar nicht einbuchen, ein Effekt, den wir auch bei 5G von der Telekom bemerkt haben. Erst auf der südlichen Neckarseite (Pleutersbacher Ufer) meldete das Handy mit einer Vodafone-CallYa-SIM-Karte mit gebuchter 5G-Option völlig unerwartet "5G", nachdem weiter oberhalb am Hang nur 4G auf dem Display erschienen war.
Datenraten sind verbesserungsfähig
5G von Vodafone in Eberbach Baden. Die Downloadraten auf dem iPhone 12 mini sind verbesserungsfähig
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Die erzielten Datenraten waren eher suboptimal, 26 MBit/s im Downstream und 12,6 MBit/s im Upstream sind unter Umständen nicht das, was der durch Werbung und Berichte angefixte Kunde erwarten dürfte.
Nach Ansicht von Experten (außerhalb von Vodafone) sei das auf die Funktion "ULI" zurückzuführen, welche eine 5G-Anzeige auslöse, wo noch gar "kein richtiges 5G" verfügbar sei. Der Endkunde kann diese Anzeigen oder Aussagen kaum nachprüfen. Zwar ist in jedem iPhone ein Netzmonitor eingebaut, der durch "Anruf" der Tastenfolge *3001#12345#* aufgerufen werden kann, die enthaltenen Informationen sind aber eher für Insider und Fortgeschrittene entschlüsselbar und teilweise stark zeitverzögert.
"Auf 700/800 MHz müssten 200 MBit/s drin sein", so die erste Auskunft von Vodafone. In Eberbach handelt es sich jedoch um zwei Senderstandorte von Vodafone, die in einer Kombination aus LTE 1800 und LTE_2100 mit NR 1800 (5G) funken, wie uns die Pressestelle auf Anfrage bestätigte.
Geduld und Pioniergeist gefragt
5G-Anzeige (Netz Vodafone) auf Apple Carplay. In wenigen Jahren vielleicht schon Standard
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Wer sich für 5G interessiert, sollte viel Zeit und ein wenig Geld mitbringen und sich bewusst sein, Teil eines sehr dynamischen (sich ständig verändernden) Prozesses zu sein. Der Ausbau der Telekom ist im südlichen Hessen/nördliches Baden-Württemberg schon weiter fortgeschritten, aber Vodafone plant nach eigenen Angaben ebenfalls, einiges aufzurüsten.
Wir beobachten die Entwicklung weiter und werden uns von Zeit zu Zeit mit einem Update melden.
Pferde können eine schnelle Alternative zur langsamen Datenübertragung im Internet sein. Was es damit auf sich hat, lesen Sie in einer weiteren Meldung.