Anga Com

KDG: "Wir haben mehr Glück als Verstand, dass wir Internet anbieten können"

Für Kabel-Deutschland-Chef Cubero ist die Welt in Ordnung: Er hat das aus seiner Sicht beste Netz und kann Kunden gleichermaßen Fernsehen sowie Internet und interaktive Dienste anbieten.
Von der Anga Com in Köln berichtet Thorsten Neuhetzki

Kabel Deutschland kann dank Internet-Diensten den Umsatz deutlich erhöhen Dr. Manuel Cubero, Vorstandsvorsitzender von Kabel Deutschland
Bild: dpa
Wie sich der Breitbandmarkt durch die zahlreichen Video-on-Demand-Dienste im Internet verändert und wie die Zukunft der TV-Sender in einer Online-Welt aussieht, war auf der Anga Com in Köln Gesprächsthema einer Podiumsdiskussion unter dem Motto "Geschäftsmodelle für die vernetze Medienwelt". Was sich nach einem drögen Thema anhört, brachte aber einige interessante Ansichten und Positionen vor dem Kongress-Publikum ans Licht.

So gab Dr. Manuel Cubero, Vorstandsvorsitzender von Kabel Deutschland, unumwunden zu, dass Kabel Deutschland (KDG) als eigentlicher TV-Übertragungsdienst "mehr Glück als Verstand habe", dass man inzwischen über das Kabel auch Internet und mit DOCSIS 3.0 sogar mehrere hundert Megabit pro Sekunde anbieten könne. "Das Internet wirft den TV-Markt durcheinander", resümierte Cubero - aber ohne damit ein Problem zu haben. Von einer Diskriminierung der On-Demand-Dienste will er - zumindest offiziell - nichts wissen. "Im besten Netz werden alle Content-Anbieter übertragen", sagte er, wohl wissend, dass auf dem gleichen Podium Telekom-Manager Michael Hagsphiel sitzt, dem die Kabel-Anbieter mit ihren Datenraten ein Dorn im Auge sind. Die Telekom will ihr Netz in den kommenden Monaten deutlich schneller machen und ebenfalls bis zu 100 MBit/s im Downstream anbieten.

Kabel Deutschland kann dank Internet-Diensten den Umsatz deutlich erhöhen Dr. Manuel Cubero, Vorstandsvorsitzender von Kabel Deutschland
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Für Cubero hat das Internet aber noch mehr Vorteile: Es hat dem Unternehmen ermöglicht, das TV-Geschäft zu erweitern und mehr Umsatz pro Kunde zu generieren. Mit reinen TV-Kunden sei gerade einmal ein Umsatz von 11 Euro pro Monat im Schnitt möglich, ein Kunde der auch Internet und Telefon per Kabel bezieht bringe aber 30 Euro, was "uns sehr glücklich macht".

Astra-Chef: Satelliten sind keineswegs überflüssig

Wolfgang Elsäßer von Astra Deutschland sieht den Video-on-Demand-Markt entspannter, hat als Satelliten-Betreiber aber auch keine wirklichen Anteile an dem Markt. Dennoch betonte er auf die launige Frage von Moderator Werner Lauff, dass Satelliten keineswegs überflüssig seien in einer IP-Welt. "Nahezu jedes Signal, dass sie empfangen, ist irgendwann einmal über einen Satelliten geschickt worden", so Elsäßer. Damit meint er einerseits die Zuführung kompletter Programme zu den Playout-Centern, aber auch die Produktion von Sendungen, die über Satelliten zur Sendezentrale geschickt werden. Man sei also systemrelevant und habe zudem 18 Millionen Haushalte, die das TV-Signal direkt empfangen.

Dass sich ein Video-on-Demand-Angebot für 7,99 Euro für den Anbieter lohnt, bezweifelt er. Man müsse bedenken, dass nicht nur die Steuern abgehen, sondern auch das Content Delivery Network (CDN), das Umwandeln der Filme in das richtige Format, das eigene Personal und nicht zuletzt die Rechte an den Filmen bezahlt werden müssen.

Auch aus Kundensicht werde Video on Demand oftmals das klassische Fernsehen nicht ablösen, so der Astra-Deutschland-Chef. Wenn eine mehrköpfige Familie 100 Stunden HD-Inhalte im Monat konsumiere, seien das 1,5 TB Daten pro Monat. Insofern sei eine Investition in den Ausbau der Netze richtig, in vielen Gebieten sei es aber technisch und aus tariflicher Sicht gar nicht möglich, dass Video on Demand zu einem Massenphänomen werde.

Ob und wie stark sich Video on Demand in Deutschland etabliert und ob sich Dienste wie Watchever, Amazon Instant Prime oder maxdome auf Dauer halten können, wird sich vermutlich schon Ende des Jahres zeigen. Dann wird Netflix in Deutschland starten, wie das Unternehmen heute offiziell bekannt gegeben hat.

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